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Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - hsk - 03.10.2008 [SIZE="6]10. Personenfotografie[/SIZE]
[SIZE="4]Portrait war gestern – heute ist Leben![/SIZE] Es gibt unendlich viele Arten und Gelegenheiten, Menschen zu fotografieren. Dennoch animieren seit Urzeiten ganze Generationen von Berufs- und Hobbyfotografen ihre Opfer mit neckischen Späßchen wie „gleich kommt das Vögelchen“, „bitte recht freundlich“ oder diesem ewig nervtötenden „cheeeese...“ dazu, schnurstracks und regungslos in die Kamera zu starren. :kichern: .Jeder will ungemein originell dreingucken, .......konzentriert sich völlig auf den Fotografen und seinen Apparillo, .......wartet wie in Stein gemeißelt auf den erlösenden Klick .......und versprüht derweil 'ne Portion Frohsinn aus der 10er Packung: 0264 ![]() ... oder auch nicht: 0245 ![]() Naja... hat ja irgendwie trotzdem was... ![]() [SIZE="4]»[/SIZE] .Ich sage es mal ganz frech: .....Wer meint, erwachsene Leute ständig mit "cheese" .....und anderen Albernheiten dazu bringen zu müssen, .....möglichst dämlich in die Linse zu grinsen, .....der darf sich nicht wundern, wenn genau das rauskommt - blanker Käse! Man sieht es den Bildern förmlich an, das künstliche Lachen auf Befehl, die verkrampfte Haltung, die gestellte Szene... [SIZE="4]Weg damit![/SIZE] ![]() Die Alternative, die ich Dir vorschlagen möchte, geht ganz einfach, ist völlig unspektakulär und in ihrer Wirkung dennoch irgendwie „anders“... Wir sprechen also nicht von professionellem Posing, von raffinierter Beleuchtung oder komplizierter Technik. ![]() .....und das ist ohne großes Tamtam für jedermann machbar, .....unabhängig von Cam und sonstiger Ausrüstung! Der Gedankenansatz lautet: :?: .Was macht ein sympathisches Foto aus? :!: .Es muss vor allem "natürlich" wirken! Und das heißt doch bei einem Menschen nichts anderes, als dass Du ihn „in seiner Natur“ fotografierst, also in Situationen und Zusammenhängen, die typisch für ihn sind und ihn möglichst realistisch beschreiben. [SIZE="4]»[/SIZE] .Das Leben ist wie ein Film mit täglich neuen Episoden. .....Interessante Bilder von einem Menschen machen bedeutet, .....Momentaufnahmen aus seinem Lebensfilm herauszupicken, .....von denen jede einzelne eine kleine Geschichte erzählt. Ein Theaterstück besteht ja auch nicht nur aus der Schlussaufstellung, wenn alle Schauspieler händchenhaltend ins Publikum lächeln! Leider wirken aber viele Bilder genau so: Happy End... Friede Freude Eierkuchen... und alles wird gut... ![]() [SIZE="4] ![]() ![]() Naheliegend. Die Person ist schließlich das Motiv, und was kann es wichtigeres geben als das Hauptmotiv eines Bildes...? Komm' mit zu einem Fotoshooting, und ich beweise Dir das Gegenteil! ![]() Wir haben hier vier Models unterschiedlichen Alters, Männlein und Weiblein, und die fotografieren wir in der „üblichen“ Manier als nettes Portrait: 0244 ![]() Auf den Bildern siehst Du das (vermeintlich) Wichtigste: Kopf & Gesicht. Ich glaube aber nicht, dass Dich das sonderlich begeistert - oder? ![]() [SIZE="4]-[/SIZE]. Du kennst die Personen nicht, [SIZE="4]-[/SIZE]. es sind fremde Leute für Dich, [SIZE="4]-[/SIZE]. sie haben Dir nichts zu sagen... Es macht natürlich Spaß, besonders markante Charakterköpfe zu fotografieren. Das ist nicht ganz einfach und erfordert Erfahrung bei Fotograf und Person. Meine vier Models sind jedoch durchschnittliche Typen, die nicht sonderlich aufsehenerregend daherkommen. Damit sie für die Werbung (für die ich sie fotografiert habe) interessant werden, müssen sie mir etwas „erzählen“. :!: .Ich brauche also einen Kontext! .....Eine Szene, eine Handlung, eine Kulisse – .....irgendetwas, wo sie mit ihrer Ausstrahlung reinpassen .....und dem Betrachter etwas mitteilen. Wie ein solcher Rahmen aussehen könnte, das schauen wir uns mal anhand der Originalfotos an, aus denen ich die Portraits herausvergrößert habe: 0246................................................................. 0247 ![]() ![]() 0248.................................................................0249 ![]() ![]() Voilà! ![]() [SIZE="5]*[/SIZE] .Ein glatzköpfiger Weltenbummler, [SIZE="5]*[/SIZE] .eine flippige Studentin in Jeans, [SIZE="5]*[/SIZE] .der nette Junge von nebenan, [SIZE="5]*[/SIZE] .und natürlich der smarte Businessman. ![]() .....mit dem "Rest vom Bild“ bringt Leben in die Bude! So wird aus dem statischen Portrait eine dynamische Szene, die Fragen stellt oder Antworten gibt, eine Geschichte erzählt und neugierig macht. Während ich mir den Rahmen für eine Szene erst erarbeiten muss, indem ich mir vom Typus meiner Models einen Eindruck verschaffe, hast Du normalerweise einen entscheidenden Vorteil: ![]() Ob zu Hause, im Urlaub mit der Familie, in der Freizeit mit Sportkollegen oder bei irgendwelchen Anlässen mit Freunden und Verwandten - Du kennst Deine Pappenheimer bereits und bewegst Dich mit ihnen in einem gemeinsamen Szenenrahmen, der Euch zusammengeführt hat und verbindet. ![]() .....auch außerhalb der Fotografie und nicht nur in der Darstellung von Personen. Zum Beispiel: .....[SIZE="4]»[/SIZE]. Petersilie und Zitrone garnieren das Fleisch in der Frischetheke oder: .....[SIZE="4]»[/SIZE]. die Möbel im Einrichtungshaus werden mit Gardinen, Kissen, Blumenvasen ..........und anderen Accessoires zu anschaulichen Musterzimmern dekoriert oder: .....[SIZE="4]»[/SIZE]. Bikinischönheiten räkeln sich bei Motorshows auf PS-Boliden und Familienkombis Immer nach dem gleichen Prinzip: Wesentliches wird durch Ergänzendes in Szene gesetzt, weil es ansonsten "nackt" wirkt und nur halbherzig zur Geltung kommt. Auf die Personenfotografie angewandt heißt das: :daumen: . Erst ein Kontext erweckt das Foto zum Leben! . Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - hsk - 03.10.2008 [SIZE="4] ![]() ![]() Greifen wir noch mal den Gedanken von eben auf: interessante Bilder sind wie Momentaufnahmen aus dem "Film des Lebens". :?: .Alles schön und recht – aber laufen wir durch die Gegend, .....indem wir uns ständig gegenseitig angrinsen? Vorhin hatten wir gesagt, dass gelungene Personenaufnahmen vor allem natürlich wirken sollten. Zu dieser Natürlichkeit gehört dann auch, dass sie eben nicht nur die lachenden Momente zeigen! Drei Gründe sprechen also dafür, mehr von einem Menschen zu zeigen als nur das fröhlich strahlende Ergebnis 4stelliger Zahnarztrechnungen: [SIZE="4]1.[/SIZE] . Erst die Vielfalt an Stimmungen und Ausdruck ......zeigt einen Menschen in seiner ganzen Persönlichkeit. [SIZE="4]2.[/SIZE] . Die Menschen, die Dir nahestehen und die Du deswegen ......gerne und oft fotografierst, sind Dir so vertraut, ......dass Du auf den Fotos in ihren verschiedenen Gesichtern lesen ......und Erinnerungen an bestimmte Momente aufleben lassen kannst. [SIZE="4]3.[/SIZE] . Die Gesichter eines Menschen können so facettenreich sein, ......dass es in jedem Fall schade wäre, sie unter den Tisch fallen zu lassen. Punkt 1 und 2 sprechen für sich, zu Punkt 3 lasse ich wieder einige meiner Models sprechen... 0250 ![]() 0251 ![]() 0252 ![]() 0253 ![]() So unterschiedlich die Gesichtsausdrücke auch sein mögen, haben sie doch eines gemein: langweilig sind sie nicht! Mit ein bisschen Phantasie kann man die unterschiedlichsten Gefühle hineininterpretieren. Und wer die abgebildeten Personen gut kennt, der kann nachempfinden, welchen Regungen sie im Moment der Aufnahme gerade nachhingen. :daumen: .Jedes Gesicht ist anders, und jedes ist ein Foto wert! [SIZE="4] ![]() ![]() Ebenfalls eine Behauptung, für die es kein vernünftiges Argument gibt. Bemühen wir ein weiteres Mal unsere Grundidee, der zufolge wir "lebendige" Bilder aus dem Kontext heraus schießen und einzelne Episoden aus dem Lebensfilm erzählen wollen! ![]() .....hast keine Ahnung, welches Programm und welche Sendung, .....und der Ton ist auch noch abgeschaltet. Auf der Mattscheibe erscheinen 2 Männer im Anzug, die offenbar vor einem Bürohaus stehen. Einer der beiden scheint etwas zu sagen, der Andere hört zu. Theoretisch sind z.B. folgende Möglichkeiten denkbar: [SIZE="4]-[/SIZE] .vor Ort erläuert das Reporterteam einer Nachrichtensendung ...dem Zuschauer die Einzelheiten einer Bankenpleite [SIZE="4]-[/SIZE] .in einer Spielfilmszene steht der Manager vor seiner Firma ...und redet auf einen Kollegen oder Geschäftspartner ein Du kannst wie gesagt nichts verstehen, weil der Ton abgedreht ist. Und trotzdem wirst Du die stumme Szene auf Anhieb korrekt erfassen! :?: .Wie funktioniert das? [SIZE="1](Ton laut stellen gilt nicht - Dein Hund hat die Fernbedienung gefressen...)[/SIZE] Ganz einfach: 0254 ![]() [SIZE="4]*[/SIZE] Im TV A wenden sich beide Männer der Kamera ...und somit auch Dir im Sessel daheim zu. ...Du scheinst das Wichtigste für sie zu sein, ...so dass sie sich von nichts anderem ablenken lassen. [SIZE="4]*[/SIZE] Schauspieler dagegen beschäftigen sich nicht mit Dir, ...sondern mit der Filmhandlung, die sie zeigen sollen. ...So wie die beiden Herrschaften im TV B. ...Sie meiden um jeden Preis den Blickkontakt zur Kamera. Sobald der Blick auch nur eines einzigen Statisten (von Hauptdarstellern ganz zu schweigen) in die Kamera fallen würde, egal ob absichtlich oder zufällig, würde der Regisseur die Aufnahme sofort abbrechen! :!: .Wenn Du jemanden fürs Foto aufforderst, er soll "doch mal kurz herschauen", .....dann machst Du aber leider genau das, was unser Regisseur partout verhindern muss - .....Du reißt die Hauptperson aus ihrer Handlung und stellst sie zum Fotografieren in Pose. Ergebnis: ein gestelltes Bild, im wahrsten Sinne des Wortes! Schau Dir nochmal kurz die letzten vier Modelfotos an: Du wirst feststellen, dass keines von ihnen den direkten Augenkontakt mit dem Fotografen zeigt. ![]() .....wirkt "der Welt entrückt" - sein Blick geht durch Dich hindurch ins Nichts. Das Gleiche gilt für Heike, die unter den folgenden Beispielen fürs "Wegschauen" eine kleine Kaffeepause macht und dabei in Gedanken gaaaanz weit weg ist... 0255 ![]() Rico schmachtet seinen Ferrari an... Hajo hat auf dem Bahnsteig etwas entdeckt... Sönke ist in einen Schmöker vertieft... Kim kichert am Handy mit ihrer Freundin... Ingrid entspannt beim Yoga... ![]() In der Abschiedsszene auf dem Bahnsteig (links unten) haben wir sogar das exakte Pendant zu der Smileyszene im TV! Drehe jetzt in Gedanken die Köpfe von Hajo und seinem Sohn, so dass Dir die Beiden direkt entgegenblicken! Nun hast Du das Bild von zwei Hände schüttelnden und dabei in die Kamera lachenden Männern - das typische Bild zweier Politiker, die sich auf den Tod nicht leiden können und eigens für die Fotografen auf gut' Freund machen! Was könnte gestellter und künstlicher wirken als » SO EINE SZENE « ... ![]() .....Oder darf sie doch? .....Oder nicht oder wie oder was... ![]() Sobald Du DAS fragst, willst Du eine "richtige" Antwort haben. Aber die einzige Antwort gibt Dir die Person selber, und zwar in dem Moment, in dem Du sie fotest! [SIZE="4]-[/SIZE]. Ist sie gerade mit etwas beschäftigt und widmet sich dieser Sache ....(und wenn es nur ist, dass sie nichts tut und ins Leere schaut), ....dann lass sie, reiß' sie nicht aus ihrer Szene, ....sondern nutze den Augenblick für ein "etwas anderes" Bild! [SIZE="4]-[/SIZE]. Schenkt Dir die Person ihre Aufmerksamkeit freiwillig? ....Seid Ihr gerade am Plaudern? Schaut sie zufällig zu Dir? ....Oder sogar absichtlich, weil sie merkt, dass Du auf sie zielst ....und sich deswegen automatisch der Kamera zuwendet? ....Um so besser, dann gibt sie Dir ihren Augen-Blick, ....ohne dass Du sie erst dazu auffordern musst. :daumen: .Blickkontakt ist gut - aber nicht zwingend! . Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - hsk - 03.10.2008 [SIZE="4] ![]() ![]() Lebensfilm... Handlung... dynamisch..., das waren einige der bisherigen Stichworte. ![]() ......auf dem sich ja bekanntlich nichts bewegt? ......Wären das nicht viel eher die Charakteristika eines Videos? Du musst zwei Dinge unterscheiden: der technische und der inhaltliche Stillstand eines Fotos! Technischer Stillstand .....Ein Stück Pappe kann sich nun mal nicht ...................................von selber bewegen, die Farben darauf auch nicht... Inhaltlicher Stillstand ......Das Motiv an sich vermittelt keine Bewegung ...................................sondern zeigt eine relativ ruhende Szene. 0257 ![]() Am technischen Stillstand kannst Du nichts ändern. Du willst es ja auch gar nicht, denn der Sinn eines Fotos ist es bekanntlich, den Sekundenbruchteil der Aufnahme für die Ewigkeit einzufrieren und zu bewahren. [SIZE="1](Über Langzeitaufnahmen sprechen wir demnächst im Kapitel "Bewegung"...)[/SIZE] Bei einer Person jetzt auch noch den inhaltlichen Stillstand hervorzurufen wäre so, als wolltest Du sie zum Stillleben degradieren! Das machst Du mit Blumen in der Vase oder bei Landschaften, wo Du friedliche Ruhe und Stille dokumentieren willst. ![]() .....Nämlich dann, wenn er auf dem Foto eben diese Ruhe, Besonnenheit, .....Nachdenklichkeit, Müdigkeit oder was auch immer austrahlen soll. Hobbyfilmer begehen oftmals den gleichen Denkfehler, nur mit dem umgekehrten Ansatz: Sie zoomen und schwenken ihre Videocam wie wild hin und her und wollen damit den Film "bewegen". ![]() .....durch Menschen, Tiere, Autos, Wind, Wasser usw. .....schon von ganz alleine bewegt. .....Das Ergebnis sind total unruhige, zappelige Filme, .....die das Auge nur unnötig verwirren. Was der Filmer an Bewegung zu viel hat, das hast Du zu wenig, wenn Du sie nicht bewusst einfängst! Der Weg dorthin ist gar nicht so schwer wie Du denkst :icon_troest: und führt uns noch mal zurück zu den 3 Kernsätzen, mit denen wir die bisherigen Irrtümer korrigiert hatten: [SIZE="4]»[/SIZE] .Erst ein Kontext erweckt das Foto zum Leben! [SIZE="4]»[/SIZE] .Jedes Gesicht ist anders, und jedes ist ein Foto wert! [SIZE="4]»[/SIZE] .Blickkontakt ist schön - aber nicht zwingend! Mit diesen drei Sätzen beantworten wir jetzt die Frage nach "Stillhalten" oder "Bewegung zulassen". Im Einzelnen: [SIZE="4]»[/SIZE] .Niemand kann im Kontext zu einer Rahmenszene stehen, ohne etwas zu "tun"! .....Selbst im Schlaf "tut man schlafen", ähnlich der Frage, ob man an "nichts" denken kann. .....Mit der Aufforderung zum Stillhalten frierst Du nicht nur die Bewegung ein .....(das macht die Cam bei entsprechender Verschlusszeit sowieso), .....Du unterbrichst auch die Person in ihrem Bewegungsrhythmus. .....Das Fließende der Bewegung geht verloren, .....die Person konzentriert sich aufs Stillhalten und verkrampft - .....weg ist der Zauber! [SIZE="4]»[/SIZE] .Bewegung hat andere Gesichter als Stillstand. .....Wer sich bewusst (!) bewegt oder etwas macht, der richtet .....seine Aufmerksamkeit normalerweise auf genau diese Tätigkeit, .....und das spiegelt sich auch in seinem Gesicht wieder. .....Beim Innehalten muss er die Tätigkeit für Dein Foto weiter simulieren, .....sich gleichzeitig jedoch auf das Stillhalten konzentrieren - und das wirkt gestellt. [SIZE="4]»[/SIZE] .Mit dem Blickkontakt verhält es sich ebenso. .....Bei manchen Tätigkeiten kann man abschweifen und ziellos umherschauen, .....andere erfordern es, dass man sich ihnen auch mit den Augen zuwendet. .....Willst Du, das der Blick zur Kamera geht, dann muss er logischerweise .....weg von der Handlung - Ende Banane von wegen natürliche Bewegung! Nach so viel Text wieder ein paar Bilder zur Entspannung... ;-) 0259 ![]() ![]() .....Du wärst ganz zufällig mitten in die Szene reingestolpert .....und bekommst eine Vorstellung davon, .....was diesem Augenblick vorausging und wie es danach weitergeht. Und noch ein Mal, damit das nicht missverstanden wird: :!: .Handlung oder Bewegung in einer Szene .....hat nichts mit Schnelligkeit zu tun! Auch scheinbare Ruhe kann eine "Handlung" sein, wenn sie logisch nachvollziehbar ist. Helga zum Beispiel in ihrem gelben Bademantel sieht in aller Ruhe ihre Post durch, da gibt es nun mal nix zu zappeln. Und doch hat das Foto eine Handlung: das Briefkastenleeren. :daumen: .Natürliches Stillhalten ist Teil einer Szene - die Aufforderung dazu ist Quark! . Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - hsk - 03.10.2008 [SIZE="4] ![]() ![]() Es ist immer das gleiche Theater: Alle wollen Fotos haben - aber keiner will sich knipsen lassen! Ja toll... soll man die Bilder vielleicht aus Salzteig backen??? ![]() Gartenparty bei Onkel Rudi, und alle sind gekommen. Logo dass bei einem solchen gesellschaftlichen Ereignis auch zünftig fotografiert werden muss! Aber kaum zückst Du die Kamera, winkt jeder ab: .....[SIZE="4]-[/SIZE] Opa findet sein Gebiss nicht mehr... ......[SIZE="4]-[/SIZE] Schwägerin Steffis Frisur sitzt heute nicht... .......[SIZE="4]-[/SIZE] Muttis Deo hat versagt... ........[SIZE="4]-[/SIZE] und der kleine Kai-Florian fremdelt mal wieder. ![]() Also verbringst Du den Rest des Tages damit, Dich hinterrücks an Deine Opfer ranzupirschen, und schießt die Fotos aus der sicheren Deckung zwischen Kaffeekannen und Holunderbüschen! Denn eines ist eh' klar: wenn nicht binnen einer Woche das Musteralbum zum Nachbestellen die Runde macht, kannst Du Dich warm anziehen... ![]() ![]() .....wirst bei aller Heimlichtuerei trotzdem entdeckt .....und erntest dafür genau das, was wir vermeiden wollten: .....verlegene Gesichter - künstliches Lachen - gestellte Fotos! Schluss mit dem Zirkus! Dieses gezierte Gehabe rührt doch nur daher, dass die Leute an nichts Böses denken und sich plötzlich Deiner Kamera gegenübersehen. Je unauffälliger Du Dich verhalten willst, desto "böser" muss Dein Vorhaben, das Fotografieren, wohl sein. Glasklare Logik... ![]() .....Du versteckste Deine Kamera nicht, sondern trägst sie offen zur Schau! Und dann passiert folgendes: 1.. Man begrüßt Dich wie immer, großes Hallo, Bussi links & rechts. 2.. Sofort die ersten neckischen Spässchen und Frotzeleien: ....."Bist Du jetzt unter die Starfotografen gegangen?" [SIZE="1]*haha*[/SIZE] ....."Ja Grüß Gott... die Presse auch hier?!" [SIZE="1]*gröööl-wieher-prust*[/SIZE] 3.. Zack - eine passende Antwort: ....."Ach - Du bist inkognito hier? Dann gibt's von Dir auch keine Bilder!" [SIZE="1]*ätsch*[/SIZE] 4.. Und schon klickst Du die ersten Bilder der Protestler, .....und DIE sind garantiert 'ne Gaudi, .....denn die Lacher sind in diesem Moment echt! 5.. Sendepause. .....Gib' den Leuten ein bisschen Zeit... 6.. Nach einer Weile hat sich jeder an Deinen Anblick mit der Cam gewöhnt. .....Du bist ja kein fremder Paparazzi, sondern mitten unter Leuten, .....die Du kennst, die Dich kennen, die Dir vertrauen. ![]() .....kaum noch jemand großartig aus der Ruhe bringen lassen. 0260 ![]() Das Ungewohnte ist zum Normalen geworden, und Du kannst in aller Ruhe ganze Speicherkarten füllen. Verkrampfte Posen sind nämlich verdammt anstrengend - auf die Dauer ist es bequemer, normal und natürlich zu bleiben! ;-) :daumen: .Zeig' Dich offen, dann sieht Dich keiner! So ganz traust Du der Sache mit den 5 Irrtümern noch nicht, stimmt's? ![]() Und meine Beispielfotos kommen Dir auch nicht wirklich "richtig" natürlich vor... Das habe ich so auch nicht erwartet. :icon_troest: [SIZE="4]»[/SIZE] .Sönke, Hajo, Kim und all die Anderen sind Models, .....die eigens für Werbezwecke fotografiert wurden .....und deswegen leicht plakativ agieren müssen! .....Das ist das Eine. [SIZE="4]»[/SIZE] .Das Zweite: Du hast keinen Bezug zu ihnen, .....daher fällt es Dir nicht leicht, sie "an Dich ran" zu lassen. Es geht auch gar nicht darum, bei Deinen künftigen Privatfotos solche Posen wie die Gezeigten nachzustellen. Wären ja auch wieder "gestellte" Fotos, gelle? ;-) ![]() .....Dir den Unterschied zwischen unnatürlichen Cheese-Fotos .....und lebendigen, sprechenden Erlebnisbildern zu zeigen .....und Dir Möglichkeiten vorzuschlagen, wie Du sie realisieren kannst. Auch früher schon, als ich noch nicht im Traum an Bildgestaltung und so'n Gedöns dachte und einfach nur aus dem Bauch heraus fotografierte, fand ich immer solche Bilder am spannendsten, auf denen die Leute etwas taten, in sich versunken ruhten, anderweitig beschäftigt waren, sich miteinander unterhielten... ... kurz: mich überhaupt nicht richtig wahrnahmen. ![]() .....und nicht wie sie glaubten, für meine Kamera sein zu müssen. 0261 ![]() Solche Aufnahmen schaue ich mir heute noch gerne an, 20 Jahre danach. Sie sind mehr als nur Gesichter auf Papier - sie bringen mir ein Stück miterlebte Vergangenheit wieder und versetzen mich - wie eine Zeitmaschine - zurück in einen Augenblick, der mir damals aus irgendeinem Grund etwas bedeutet hat. Und das ist letztendlich der Sinn von Erinnerungsbildern. 0262 ![]() Noch ein Anliegen zum Schluss: Manche Völker fürchten, beim Fotografieren würde ihnen "die Seele gestohlen". Ich finde, so abwegig ist dieser Aberglaube gar nicht, denn in jeder Darstellung einer Person steckt auch ein Stück ihrer Persönlichkeit. Deswegen gehören, ob zu Gast bei fremden Kulturen oder mit guten Freunden in geselliger Runde, vor allem zwei Dinge unbedingt dazu, wenn Du mit Deiner Kamera auf andere Menschen zielst: :!: .Vertrauen und Respekt! [SIZE="4]In diesem Sinne:[/SIZE] 0263 ![]() :daumen: .[SIZE="4]Zum Wohl - auf spannende, lebendige Fotos![/SIZE] PS: .es kam bereits jemand auf eine gewisse Idee ......(die ich leider enttäuschen muss), ......und um allen weiteren Spekulationen entgegenzutreten: ......ICH bin auf KEINEM der Fotos zu sehen! :tease: ______________________________________________________________________ Für alle Neu- und Quereinsteiger: Link zum Vorwort mit Inhaltsverzeichnis [SIZE="1]Für alle Bilder in Kapitel 10 gilt: © 1982-2008 photo vision. Alle Rechte vorbehalten. MR/PR liegen vor, soweit erforderlich. Diese privaten und kommerziellen Personenaufnahmen bzw. Scans von Personenaufnahmen dürfen weder heruntergeladen noch bearbeitet, gespeichert und/oder veröffentlicht werden, weder zu privaten noch zu kommerziellen Zwecken und auch nicht innerhalb dieses Forums. Danke für Dein Verständnis![/SIZE] Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - hsk - 03.10.2008 ![]() ... Kritik usw. posten, die sich direkt auf dieses Kapitel beziehen! ![]() ...."Bildaufbau und -gestaltung" loswerden möchtet, dann steht Euch ....im Thread "Vorwort" aller Platz der Welt zur Verfügung. ....Durch diese Trennung von allgemein und sachbezogen helft Ihr, ....den gesamten Beitrag für alle Leser übersichtlich zu halten. ![]() ....Eure eigenen Umsetzungen des jeweiligen Themas zu posten, ....entsprechende Fotos und Bearbeitungen zu zeigen ....und über das Thema dieses Kapitels zu debattieren, wenn Euch danach ist! Gruß, Hans Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - Tarka - 04.10.2008 Hallo Hans Hier eines meiner Lieblingsportrait´s. Bei Kindern funktioniert´s oft umgekehrt: Ein weinendes Etwas hört Augenblicklich auf, wenn sich die Kamera nähert - die Träne ist noch auf der Wange zu sehen ![]() ![]() Liebe Grüsse Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - hsk - 04.10.2008 Ist doch genau meine Rede, Tarka: der Anblick der Cam hat das Kind aus seiner "Szene" - dem Weinen - gerissen... :lol: Im Ernst: es ist schon erstaunlich, wie natürlich gerade Kinder oft bleiben. im Idealfall machen sie mit und agieren völlig unbefangen, ansonsten lassen sie sich einfach nicht stören. Trotzdem ist es aus unerfindlichen Gründen nicht leicht, sie wirklich ausdrucksvoll zu foten. Ist Dir sehr schön gelungen! :daumen: Gruß, Hans Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - Niko - 18.06.2010 Was ich gerne fragen würde - mir ist aufgefallen, dass bei vielen der Personenfotos der schwerpunkt nicht ganz im GS liegt. Zwar ist das Gesicht grundsätzlich in der oberen 1/3 vom bild, aber wenn man eine imaginere Vertikalachse ziehen würde, liegt bei vielen der Beispielsbilder der Schwerpunkt ziehmlich (oder ganz) mittig! Warum??? ![]() z.B. bilder 0246, 0250, 0251, 0252, 0253 Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - hsk - 20.06.2010 Hallo Niko! Niko schrieb:mir ist aufgefallen, dass bei vielen der Personenfotos der schwerpunkt nicht ganz im GS liegt.Der GS ist wichtig und hilfreich, aber nicht alleinglückseligmachend ;-) Er unterstützt vor allem Landschaftsaufnahmen, Architektur und arrangierte Szenen. Personen an sich sind als Hauptmotiv in einem Foto bereits so dominant, dass HG bzw. Motivumgebung schon noch irgend eine Aussage haben sollten, wenn man mehr davon zeigen und dafür das Motiv verschieben will. Wenn Du Personen vor einer Wand fotest, sie in den GS rückst und der Rest vom Bild dann nur noch aus leerer Wand besteht, dann schaut das im Endeffekt ziemlich merkwürdig aus. Hängt jedoch an der Wand ein Bild, dann könnten die beiseite geschobenen Personen z.B. den Eindruck vermitteln, sie würden gerade über dieses Bild diskutieren. Niko schrieb:wenn man eine imaginere Vertikalachse ziehen würde, liegt bei vielen der Beispielsbilder der Schwerpunkt ziehmlich (oder ganz) mittig! Warum???Es ist ja schließlich so, dass das Bild als Ganzes wirken soll. Rücke ich ein Motiv in den GS, ohne daneben etwas Sinnvolles zu haben, ist der GS nur noch Mittel zum Selbstzweck. Die von Dir angesprochenen Bilder sind außerdem für die Werbung entstanden. Die braucht keine Szene, sondern ein Gesicht oder eine Person. Das Drumherum ist den PR-Fritzen völlig egal, da wird nach Herzenslust freigestellt, zugeschnitten oder aufgefüllt. Katalogfotos z.B. werden im Studio grundsätzlich formatfüllend geschossen und erst später in der Grafik montiert. Niko schrieb:Zwar ist das Gesicht grundsätzlich in der oberen 1/3 vom bildDas liegt in der Natur der Sache. Das Wichtigste ist der Kopf, dazu ein Stück Oberkörper. Das macht zusammen das sog. Brustbild. Darüber lässt man nur noch mehr oder weniger viel Fleisch, damit die Person nicht wie an den oberen Bildrand geklebt wirkt. Letztendlich sind das aber alles nur prinzipielle Regeln, ebenso wie der Goldene Schnitt selber. Am Ende entscheidest Du bei jedem Bild aufs Neue, was ihm gut tut ;-) Gruß, Hans Bildaufbau und -gestaltung, 10. Personenfotografie - Niko - 07.07.2010 Vielen Dank für die ausführliche Antwort, Hans! ![]() Wollte noch sagen, dass ich das ganze Tutorium richtig toll finde. Sehr detailliert UND spannend geschrieben! ![]() Grüße Niko |