Der Mann vom Märchenwald

[hsk]

'Was für ein hübscher versteckter See mitten im Wald...' dachte ich,
als ich bei Saffron Walden, zwischen London und Cambridge,
ein bläuliches Schimmern zwischen den Bäumen sah und kurz anhielt:

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Ja von wegen See...


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Ein Wanderer klärte mich dann auf, dass 1967 ein Mensch namens Dick Barratt
beschlossen hatte, sein Leben fortan in diesem Wald zu verbringen.

Im Sommer wohnte er in einem Zelt, im Winter in einer selbst gegrabenen Erdhöhle.
Manchmal sah man ihn in der Stadt, wo er mit seinen bescheidenen Mitteln einkaufte,
manchmal brachten ihm die Leute aus der Gegend auch Kleidung, Schuhe oder Brennspiritus.
Sie mochten Dick, er war freundlich, offenherzig, alles andere als weltfremd
und lebte auf seine Weise in einem inneren Einklang mit der Schöpfung.

Im Winter 2009 brachten ihn die Leute mit Infektionen an den Beinen ins Krankenhaus.
Nach einer Amputation besserte sich sein Zustand zunächst,
aber am 5. März verstarb er im Alter von 78 Jahren.

Bei der Aufnahme war er nach Verwandten gefragt worden.
"Nicht einen", hatte er gesagt, "aber sind wir nicht alle eine Familie?"
Und so kamen ca. 300 Trauergäste zu der Beisetzung des alten Herrn,
der 43 Jahre lang allein, aber nicht einsam gelebt hatte.


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Am Eingang zu "seinem" Wald hat die Gemeinde jetzt eine Tafel aufgestellt
und das Waldstück ihm zum Gedenken benannt.

Gruß,
Hans