Die Entdeckung von KARGUL
#2
12 Jahre später.......

>Noch 2 Minuten bis zur Landung< hallte die Stimme blechern durch den Kommlink in Simon Petrellas Helm. Die letzten Daten wurden in sein Head Up Display übertragen und er überprüfte nochmal alle Systeme. Noch war die Atmosphäre auf Mars 2120 giftig, obwohl die Generatoren des Terraforming auf Hochtouren arbeiteten. Also blieb den Männern nichts anderes übrig als in den eigens entwickelten Spezialanzügen auf die Oberfläche zu gehen. Simon war sich der Gefahr bewusst in die er sich nun begeben musste. Ein fremder Planet der bisher nur von Robotern und automatisierten Sonden besucht worden war. Und es hing an ihm ob sich das in nähester Zukunft ändern würde oder nicht. Simon überflog nochmal die letzten Daten der Orbitalmessung und verglich sie mit dem was er auf der Raumstation in Erfahrung bringen konnte.

Sie würden ungefähr 3 Kilometer entfernt vom Zielobjekt aufsetzen. Ein Marsch am Rande der Wüste entlang, dann ein kurzer Aufstieg auf das Plateau und sie müssten das Zielobjekt sehen können. Der Landeplatz war gut gewählt worden, zwischen der Felsgruppe waren sie geschützt vor den verehrenden Sandstürmen, die oft unangekündigt über die Ebene fegten. Simon war neugierig was dieses Gebilde denn sein sollte. Auf den Luftbildern wurde er nicht recht schlau. Außer das es groß, wirklich groß sein musste war nicht viel zu erkennen.

Ein harter Ruck ging durch das Landungsschiff als sie aufsetzten. Die Triebwerke waren noch nicht mal auf halber Leistung als das Schott geöffnet wurde und Simon geblendet die Augen schloss. >Visiere schließen und Aufstellung nehmen< brüllte Taggart. Die 50 Marines erhoben sich und gruppierten sich zu einer Zweierreihe. >Dr. Petrella, kommen sie hier herüber< herrschte ihn Taggart an. Simon mochte diesen Kerl nicht, knapp 35 Jahre alt, kampferfahren und er hatte das Kommando hier. Was er jeden auch genau spüren ließ. Simon schloss sein Visier und ging hinüber zu Taggart. Die Marines nahmen Haltung an und Taggart erklärte ihnen nochmal den Ablauf des Einsatzes. Simon hörte nicht hin, er war in Gedanken schon längst auf dem Plateau und stand vor dem Objekt. Was wohl die Quelle für die Energiesignatur im Innern war und wer es wohl erbaut hatte. Fragen über Fragen und er war mit seinem Team hier um sie zu beantworten. Als er den Kopf hob sah er die 12 in der hintersten Ecke stehen. Keiner von diesen Laborratten hatte je einen Fuß auf etwas anderes gesetzt als Linoleum oder Fließen. Selbst in der Raumstation hatten sie sich nicht aus ihrem Labor oder ihren Quartieren getraut. Und mit diesen Dilettanten sollten Simon nun das wohl wichtigste Artefakt der Menschheitsgeschichte untersuchen, na toll und wie er sich darauf freute. Greg Hollow hatte ihm vor 12 Jahren die ersten Aufnahmen geschickt. Die gute alte Missioner 12, ob sie wirklich abgestürzt war? Simon wusste es nicht genau, aber selbst wenn, er hatte immer noch sein kleines Modell der Sonde in seinem Labor stehen.
Ein harter Schlag auf die Schulter, der ihn fast umwarf, holte ihn zurück aus seinen Tagträumen. >Dr. Petrella, hören sie mir überhaupt zu?< schrie ihn Taggart durch die Visierscheibe an. Und Simon war mehr als froh das dieses Visier zwischen ihnen war. Andernfalls wären die Spucketropfen auf seinem Gesicht gelandet, so sammelten sie sich nur an der Innenseite von Taggarts Helm und machten Taggart noch wütender. >Scheiße nochmal, wieso in dreigottes Namen muß man mir immer solche Missionen auf´s Auge drücken?< Taggart war wirklich auf 180. >Männer, wenn dieser Doktor oder einer aus seinem Team Mist baut und verletzt wird, erschießt ihn!< Simon grinste innerlich, denn Taggart erinnerte ihn immer an einen kleinen bissigen Dackel. >Abmarsch!!!!< dröhnte es aus dem Kommlink und die Gruppe setzte sich in Bewegung.

Die Marines verteilten sich sofort nachdem sie das Landungsschiff verlassen hatten. Sie bildeten eine doppelte V-Formation und Simons Team wurde in die Mitte genommen. Laut Informationen aus dem Hauptquartier mussten sie nicht mit Angriffen rechnen, hier lebte nichts was größer war als eine Mikrobe. Dennoch waren die Männer vorsichtig und sicherten alle Seiten ab. Ein Scoutteam trennte sich von der Gruppe und lief ein Stück voraus um das Gebiet zu erkunden. Nach einer halben Stunde gab Taggart den Befehl anzuhalten. Das Scoutteam meldete einen Sandsturm der sich ihrer Position näherte. >Alle Mann schnell rüber zu den Felsen, Petrella sie und ihr Team bewegen sich diesmal schneller als eine Schildkröte haben sie verstanden, oder ich lasse sie zurück. Ich habe keine Lust einen meiner Männer zu verlieren nur weil sie oder ihre Leute zu langsam sind, ist das klar?!< Simon musste lachen, und gluckste ein >Jawoll Sir< ins Kommlink. Taggart riß die Arme nach oben und fluchte lautstark. Aber es wurde wirklich langsam ernst, die ersten Ausläufer des Sturms waren am Horizont zu sehen und die Männer eilten im Laufschritt auf die Felsengruppe zu. Keine Sekunde zu früh erreichten sie die Felsen die eher an eine Mauer erinnerten. Die Oberfläche war zu glatt und zu regelmäßig als das sie natürlichen Ursprungs gewesen sein könnte. Zu weiteren Beobachtungen hatte Simon keine Zeit mehr, denn schon brach der Sturm über sie herein und er konnte die Hand vor Augen kaum erkennen. Diese Stürme waren kurz, aber ihre Heftigkeit wurde durch das Terraforming noch potenziert. Ein leidiger Nebeneffekt bis das Klima sich umgestellt hatte. Es blieb den Männern nur sich hinter den Felsen in Deckung zu legen und zu warten bis der Sturm über sie hinweggefegt war. Simon hörte die Sandkörner über seinen Helm schleifen und war froh hinter den Felsen zu sitzen. Denn außer den Sandkörnern hörte er auch den einen oder anderen kleinen Kiesel der gegen seinen Helm schlug. Die Sonden über dem Planeten übermittelten die Daten des Sturms, 300 Km/h durchschnittliche Windgeschwindigkeit, Ausdehnung der Sturmfront 120 bis 300 Km. >Na das nenn ich mal ein laues Lüftchen< piepste Carlos über das Kommlink. Carlos war erst seit 2 Wochen im Team von Simon. Er war für die Meßwertauswertung zuständig. Ein junger und durchgedrehter Typ, Simon mochte ihn weil er immer einen dummen Spruch auf den Lippen hatte.

Der Staub lichtete sich allmählich und Simon blickte sich um, überall lagen oder kauerten die Männer dicht an der Felsformation. 2 Meter neben ihm hockte ein Marine und war im Begriff sich zu erheben um über die Felskante zu spähen.>>STOPP!!<< Schrie Simon, doch es war zu spät. Ein kleiner Stein durchschlug das Visier des Marines gerade als er seinen Kopf über die Kante streckte. Sein Helm und darin auch sein Schädel explodierten förmlich. Eine Wolke aus Blut und Hirmasse wurde vom Sturm fort getragen und der Marine sackte leblos zusammen. Er war gestorben ohne auch nur einen einzigen Laut von sich geben zu haben. >Petralla, was zum Teufel ist los bei ihnen?< meldete sich Taggart. >Wir haben einen Mann verloren, er wollte über die Felskante schauen und ein Stein hat ihn erwischt,< gab Simon monoton Antwort. Der schnelle und brutale Tod des Marines hatte ihn schwer getroffen. Eine kleine Unachtsamkeit kann tödlich sein, das hatte man ihnen bei der Ausbildung immer wieder eingebläut!! Verdammt!

>>Wer von euch Intelligenzallergikern auch nur den Gedanken hat sich zu rühren, denn mach ich persönlich zu Hackfleisch. Ihr Anfänger haltet eure verdammten Schädel unten und wartet bis ich euch den Befehl gebe zum Aufstehen, und wenn das 5 Tage dauert!! Haben das alle verstanden?<< Simon hörte wie der Männer mit einem >Ja Sir< den Befehl bestätigten, selbst sein Team stimmte mit ein und Simon fühlte sich plötzlich sehr verletzlich. Die Sonden über dem Planeten rechneten damit das der Sturm noch ungefähr 15 Minuten andauern würde. Simon kauerte sich noch tiefer an den Fels, er war kein Feigling aber das Bild der Blutwolke verschwand einfach nicht vor seinen Augen. Leise begann er zu beten, während der Sturm weiter tobte als wollte er Simon verhöhnen. Ein Vibrieren durchlief den Boden und Simon schreckte auf. Irgendetwas Schweres polterte über die Ebene. Vielleicht ein Erdrutsch, aber dazu waren die Vibrationen zu rhythmisch. Dann bracht die Hölle über Simon herein. Der Fels neben ihm zerbarst und ein riesiger Schatten flog über ihn hinweg. Das quietschen von brechendem und sich verformenden Metall übertönte selbst den Sturm und Simon gefror das Blut in den Adern als er erkannte was da gerade über ihn hinweg geflogen war. Das Landungsschiff, gut das was von ihm übrig geblieben war. Es erinnerte vielmehr an einen großen Würfel aus Schrott als es mit ohrenbetäubendem Lärm 200 Meter hinter Simon in die Felsen krachte. Wie von einem Riesen in den Boden gestampft, Simon lief es kalt den Rücken hinunter.
>Petrella sind sie ok? Was war das ? Petrella? Verdammt melden sie sich!!< Taggart hörte sich ehrlich besorgt an. >Taggart, mir geht es soweit ganz gut, hab nichts abbekommen. Aber wir haben ein Problem! Das war unser Landungsschiff!!< So plötzlich wie der Sturm gekommen war, so plötzlich war er auch wieder verschwunden. Von einem Moment auf den Anderen. Ohne auf den Befahl von Taggart zu achten erhoben sich die Männer und sammelten sich bei Simon. Erst jetzt sah Simon das der Sturm mehr als nur einen Mann auf dem Gewissen hatte. Die Rückseite der Felsen war übersät mit Blut und anderen Teilen von denen Simon gar nicht wissen wollte woher sie stammten. 12 Marines hatten in dem Sturm ihr Leben gelassen. Taggart lief mit zwei Mann zu jedem Leichnam um sie zu identifizieren. Langsam dämmerte es Simon was Taggart in unzähligen Gefechten durchgemacht hatte. Menschen sterben zu sehen für die man die Verantwortung trug mute einen Mann irgendwann brechen. Und Taggarts raue Schale war vermutlich nur ein Schutzpanzer um seinen Männern nicht den Mut zu rauben. Solange er Stärke ausstrahlte solange würden seine Männer ihm auch in den Tod folgen.
>Die Toten begraben und das Landungsschiff nach Verwertbarem durchsuchen. 2er Teams bilden und vorwärts!< Taggarts Befehl wurde ausgeführt und die verbliebenen Marines machten sich an die Arbeit. Taggart kam herüber zu Simon und fragte ihn nochmals ob mit ihm alles in Ordnung sei. Dann standen sie schweigend nebeneinander und sahen zu wie die getöteten Marines begraben wurden und andere Teams Werkzeuge, Airpacks und Notfallausrüstungen aus dem zerstörten Landungsschiff bargen. Nach knapp 2 Stunden waren die Männer fertig und die Gruppe setzte sich erneut in Bewegung. Nach Westen auf das Plateau und ihrer eigentlichen Aufgabe entgegen.
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Die Entdeckung von KARGUL - von MURDOCthePSYCHO - 01.11.2010, 16:16
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