regi schrieb:Man fühlt sich auch als Anfängerin total ernst genommen und kann so viel lernen.Liegt vielleicht daran, dass ich auch mal Anfänger war. ;-)
regi schrieb:manchmal weiss man eben nicht, warum etwas nicht stimmtWir meinen immer, die Kamera nimmt das auf, was wir sehen, und das ist so nicht richtig.
Die Kamera ist ein Werkzeug des Auges, so weit so gut. Was ihr aber fehlt, ist das Hirn.
Menschen sehen mit dem Auge und dem Hirn. Was durch das Auge reinkommt,
wird erst im Kopf automatisch korrigiert (z.B. Weißabgleich, stürzende Linien usw.)
aufgebessert (z.B. Gammawerte, also die Hell-/Dunkelverteilung), mit abgespeicherten
Erfahrungserinnerungen abgeglichen und zu einem Gesamtbild verarbeitet.
Das ist der Grund, warum wir von fertigen Abzügen so oft enttäuscht werden.
Weil wir vor Ort mehr in dem Bild "gesehen" haben, als die Kamera abbilden kann.
Einen Teil der Kopfarbeit können wir in der EBV nachholen. Das ist aber nur die technische Seite.
Was das Bild uns sagen soll, wie es auf uns wirken soll, das müssen wir vor der Aufnahme festlegen.
Ein gutes Mittel dafür ist das Prinzip "Augenhöhe" - auf gleicher Höhe mit dem Motiv.
Frosch oder Draufsicht sind Perspektiven, die zum Motiv passen müssen
und seinen Charakter unterstreichen sollen.
Begib' Dich doch einfach mal eine Etage tiefer! Gehe in die Hocke oder mach Dich bäuchlings platt vor der Mooskugel.
Auf diese Weise fotografierst die sie nicht "von oben herab", sondern stellst sie auf eine Ebene mit Dir selbst.
Sie wird respektiert, aufgewertet und dankt es Dir mit einer selbstbewussten Erscheinung auf dem Bild.
Hört sich vielleicht drollig an, aber in der Kinderfotografie macht man das Gleiche.
Man zeigt sie nicht aus Erwachsenensicht von oben, sondern auf Augenhöhe in ihrem eigenen Lebensraum.
Bei Objekten im Freien, egal ob Mooskugel, Fliegenpilz, Parkbank oder Baum, macht man es ebenso.
Zudem sucht man sich bewusst eine bestimmte Aufnahmerichtung aus
und geht dabei, falls möglich, auch ruhig ein Mal um das Objekt herum.
Nicht immer gibt es klar definiertes "vorne und hinten".
Beispiel: einsame Bank auf einer Almwiese.
Von vorne aufgenommen, mit dem ansteigenden Hang dahinter = Ziel.
Wir gehen auf die Bank zu, sie schaut uns an, erwartet uns, will dass wir uns auf ihr niederlassen.
Von hinten aufgenommen mit dem weiten Tal im Hintergrund = Weg.
Die Bank schaut in die gleiche Richtung wie wir, ins Tal. Seite an Seite mit ihr blicken wir
in eine gemeinsame Richtung, auf einen Weg, der in der Ferne vor uns liegt.
Ähnlich unterschiedlich werden die Eindrücke sein, je nachdem aus welcher Richtung Du das Moos fotografierst.
Mal verschwimmen im Hintergrund bunte Blumen zu einem diffusen farbenfrohen Etwas,
mal sieht man nur ein Stück Wiese mit Himmel,
mal ist der Hintergrund durch dichtes Gebüsch fast schwarz und hebt das leuchtende Moos hervor.
Wichtig ist nur, dass das Moos unangefochten an erster Stelle steht. Und das geht nur,
indem Du es "auf Augenhöhe respektierst".
regi schrieb:Habe ich es richtig verstanden, dass bei einer grossen Blendenzahl die Oeffnung klein ist, die das Licht durchlässt. Und damit wird die Schärfentiefe grösser?Genau so ist es. Ich fotografiere viel mit der Zeitautomatik,
gebe also die Blende und damit den Schärfebereich vor
und überlasse die passende Zeit der Kamera.
So gebe ich Aufnahmen Raum und trenne klar zwischen scharf/unscharf, wichtig/unwichtig, Vorder-/Hintergrund.
Ich persönlich halte das für eine gut Mischung aus Kontrolle und Komfort,
aus "Bewusst fotografieren" und "Nicht an alles denken müssen
regi schrieb:Wenn also die Sonne scheint, dann käme eine Blende ab 22 in Frage?Bloß nicht :erschreck:, jedenfalls nicht so pauschal.
22 ist ja eh ein Hammer, da kannst Du während der Belichtungszeit Kaffee kochen gehen ;-)
Deine Überlegung ist natürlich est mal ganz logisch - viel vorhandenes Licht > also kleine Blende > also große Zahl.
Aber damit stoßen wir in Regionen vor, wo man gleichzeitig von
Blendenkorrektur, ISO, Graufiltern usw. reden müsste, und das würde den Rahmen sprengen.
Nimm die Wahl der Blende erst mal als Gestaltungsmittel und überlasse den Rest der Kamera,
bis Du hierbei Routine entwickelt hast. Die meisten Digis haben heutzutage sowieso
dermaßen kurze Verschlusszeiten, dass sie auch auf sehr helles Umgebungslicht reagieren können,
so dass Du Dir um "zu große" Blenden (also kleine Zahl) keine Gedanken machen musst.
Dafür hast die ja den Halbautomaten.
Die Reihenfolge für ein gutes Bild ist immer:
zuerst das Bild gestalten und aufbauen,
dann technisch umsetzen.
Verwende die Blende also zunächst mal als Gestaltungswerkzeug
und überlasse die Zeit zur korrekten Belichtung vorerst der Kamera.
Die war ja teuer genug, also soll sie ruhig auch selber was machen !
Und von wegen Mühe... da nich für ;-)
Gruß,
Hans