Schön, wenn es Euch gefällt.
Bri Gitte schrieb:Spontan stellte sich mir die Frage: Wie kommt das Kamel in den Weihnachtswald?
Kennst du die Geschichte?
Nun, zuerst lässt sich sagen, dass die Fragestellung falsch war.
Nicht...
Wie kommt das Kamel in den Weihnachtswald?
sondern...
Wie habe ich es von Sommer bis zum Winter im Stukenbrock-Park ausgehalten, bis dieses störrige Biest sich mal so vor der Kamera platziert, dass ich endlich mal fotografieren konnte.
Eines aber vorweg.
Eine Aufnahme, wie jetzt hier zu sehen, war eigentlich nicht geplant. Wie es aber trotzdem dazu kam, erfahrt Ihr jetzt.
Jäger mögen ja schon als geduldige Menschen gelten. Sie setzen sich am frühen Morgen auf ihren Hochsitz, um dann vielleicht irgendwann im Verlaufe des Tages den entscheidenden Schuss zu setzen.
Aber was weiß die große weite Welt schon von uns Hobbyfotografen.
Ich ließ mich im Sommer von meiner Partnerin -ähmm... Ex-Partnerin- im Park aussetzen, weil ich diese eine, unvergleichliche Nahaufnahme machen wollte.
Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, worauf ich mich da eingelassen hatte.
Die ersten 2-3 Tag und Nächte ging es ja noch.
Mit dem schlafen draußen hatte ich kein Problem, immerhin konnte ich auf jahrelange Erfahrungen bei der Bundeswehr zurückblicken. Der Hunger hielt sich auch in Grenzen. Ich bin kein Hungerhaken, also konnte ich von Reserven zehren.
Mittlerweile hatte ich mich in einem nahe gelegenen Busch auch schon häuslich eingerichtet.
Was braucht denn schon der erfahrene Buschmann, um in der Wildnis zu überleben.
- Einen Unterschlupf, um die wenigen Stunden in der Nacht zu ruhen.
- Eine kleine Kochstelle, um sich mit den wenigen Produkten der Natur, die sich mir dort boten, ein kleines Mahl zu bereiten.
Mir stellte sich aber sehr schnell ein ganz anderes Problem, die Akkus der Kamera gingen zur Neige.
Was tun, sprach Zeus.
Ich machte mir die Evolution zu nutzen und freundete mich mit unseren Vorfahren an, den Affen. Es war eigentlich relativ einfach. Am Ende eines Tages, wenn alle Besucher aus dem Park waren und die Aufsichten ihre Runde beendet hatten, machte ich mich auf Sammler-Tour. Es gab noch viele Leckereien von Besuchern, die überall am Wegrand lagen. Es waren genau die Dinge, die mir die Türen zum Reich der Affen öffneten. Man glaubt gar nicht, was ein Affe alles für ein leckeres Häppchen tut.
Nun gut, das Vertrauen der Affen hatte ich nach mir endlos vorkommenden 6 Wochen zusammen gesammelt.
Tag für Tag, Nacht für Nacht.
Immer wieder Popcorn, Früchte und was sonst so herum lag sammeln und sich bei den Affen einschmeicheln. Nachdem ich dies endlich geschafft hatte, musste ich ihnen nun begreiflich machen, dass sie mir Kameras aus den vorbeifahrenden Autos besorgen müssen. Mein Gott, was war das ein Akt. Schreiende Kinder musste ich ständig hören, weil sie statt der Kamera mehr Interesse an den Teddys hatten. Der Wald füllte sich immer mehr mit Teddys. Hunde, Bären, Katzen, usw...
Ich hatte alles!
Die Lagerhalle des Hauptwerks von Steif wäre nichts gegen meine Sammelstation gewesen.
Irgendwann habe ich aber auch dieses Hindernis überwunden und wurde nun mit Digitalkameras versorgt.
Dabei ist mir völlig entgangen, wie lange ich eigentlich schon dort war.
Meine Kopf und Gesichtsbehaarung war mittlerweile schon so weit fortgeschritten, dass ich mich auch tagsüber frei im Park bewegen konnte. Ok, ich ging nicht bis an die vorbeifahrenden Autos, aber verstecken musste ich mich nun nicht mehr.
Zwischenzeitlich hatte ich meine Partnerin schon eine Jahreskarte kaufen lassen, damit wir uns auch mal sehen können und es war so günstiger, als wenn sie immer einzeln zahlen würde.
Es kamen die kalten Monate und meine grausige Erfahrung, wie ekelhaft dieses blöde lausen ist. Aber was blieb mir anderes übrig, wenn ich nicht alleine liegen wollte und frieren. Ich erkaufte mir also ein warmes Plätzchen, indem ich einige Affen von Läusen befreite.
Ihr könnt mir glauben, es gibt schönere Dinge auf dieser Welt!
Aber...
Mein großer Tag sollte mir bevorstehen. Wie ich eines Tages durch den hohen Schnee stiefelte, dabei immer gut drauf geachtet, dass ich mir nicht auf den Bart trete, stand es plötzlich vor mir.
Ja, es sollte nun geschehen. Aber es war nicht irgendein Kamel, was meinen Weg kreuzte. Nein, es war ein eigentlich schon ausgestorbenes lettisches Schnee-Kamel.
Ich wusste nicht, wie mir hier geschah. Vermutlich wussten die Tierpfleger des Parks gar nichts von ihrem seltenen Gast.
Jetzt hieß es, Ruhe bewahren. Das Tier bloß nicht verschrecken.
Vorsichtig versuchte ich an meine Kamera zu kommen.
Nachdem ich mich durch die Zentimeter dicke Schicht meiner Haare gewühlt hatte, die mittlerweile meinen Körper umgab, spürte ich das harte Gehäuse der Kamera. Langsam zog ich sie heraus.
Auge in Auge mit dem behaarten Ungetier.
Dann...
nach Monaten der Entbehrungen....
dann sollte es geschehen und ich machte meine Aufnahme.
Phuuu....es war vollbracht.
Und so fand dieses Foto den Weg hier ins Forum.
Den Rest der Geschichte kennt man ja jetzt schon.
Es kam zur Trennung von meiner Partnerin, die mit einem der Kassierer des Parks durchgebrannt ist. Nun ja, sie haben sich ja oft gesehen, da hat es halt irgendwann geschnackelt.
Aber ich habe dieses unvergleichliche Foto, was ich nun mit Euch teile.
So, ist damit die Frage beantwortet, wie das Kamel in den Weihnachtswald kommt?
Es grüßt
Der westfälische Buschmann ;-)
(Gestrandeter in der Einöde Hessens)