01.05.2008, 15:54
[SIZE="6]1. Hoch oder breit[/SIZE]
[SIZE="4]Mehr als nur ein Format[/SIZE]
[SIZE="4]Mehr als nur ein Format[/SIZE]
Liegt Deine Kamera gerade in Reichweite?
Wenn ja, da nimm sie doch einfach mal in die Hand!
Stopp!!! Wie hältst Du sie?
Dacht' ich mir's doch...
Automatisch ist man geneigt, ein Motiv erst mal
in der Haltung anzuvisieren (und dann meistens auch "abzuschießen"),
die sich beim unwillkürlichen Griff zur Knipse von ganz alleine ergeben hat - quer.
Bestenfalls passt man sich nach einem ersten Blick durch den Sucher
der Ausrichtung des Motivs an, und das war's dann auch schon.
[SIZE="4]>[/SIZE] .Alles was hoch ist und steht,
.....wird im Hochformat fotografiert –
.....alles Flache und Breite im Querformat.
Grundsätzlich gibt es dagegen auch nichts zu sagen.
Das Motiv soll im Normalfall bildfüllend abgelichtet werden
(von bewusst anders gestalteten Bildern mal abgesehen)
und nicht im Nirwana des Formats verschwinden.
.Ein noch so großer Leuchtturm wird unweigerlich
.....zum nichtssagenden Winzling, wenn er in der Höhe dermaßen
.....zusammengestaucht wird, dass er ins niedrigere Breitformat passt.
Links und rechts bliebe viel Bildraum frei, den der Turm nicht füllen kann.
So gesehen spricht zunächst alles fürs Hochformat.
.Ein langer Südseestrand hingegen braucht das Querformat zur Entfaltung.
Hochkant hätten wir lediglich einen kleinen Ausschnitt von ihm,
dafür aber jede Menge inhaltsleeren Himmel oben und Sand unten.
Anders kann das aber aussehen, wenn Du
eine ganz bestimmte Bildkomposition anstrebst.
Steht der Leuchtturm hoch oben über dem Meer
und soll wie ein mahnender Finger emporragen,
dann braucht er dafür das Querformat.
Ansonsten könnte der einsam stehende Turm
keinen Kontrapunkt zur Waagerechten der Klippe bilden.
Der Effekt des Besonderen ginge verloren.
[SIZE="1]0043[/SIZE]
[SIZE="1]Fotomontage[/SIZE]
Obwohl die beiden Leuchttürme annähernd gleich groß sind,
sticht der auf dem rechten Bild viel deutlicher aus der Waagerechten der Klippe hervor.
Das Querformat gibt ihm die Gelegenheit, aus der Landschaftsszene auszuscheren.
Links sehen wir einfach nur einen hohen Turm im hohen Format,
und beides entlockt uns nicht gerade tosenden Jubel...
Ähnlich (nur genau andersrum... ;-)) verhält es sich mit unserem Strand.
Zeigst Du ihn breit, dann begreift ihn der Betrachter als Landschaftsform
mit großzügiger Sand- und Wasserfläche.
Hochkant würdest Du ihn eher dann aufnehmen, wenn Du gezielt
den Himmel mit vorüberziehenden Wolken auf das Foto bringen willst,
dazu vielleicht noch eine Palme, die seitlich ins Bild ragt.
Dann stünde die Stimmung im Vordergrund.
[SIZE="1]0044[/SIZE]
Wolken und Palmen hatte ich hier gerade nicht zur Hand.
:!: .Dafür liegt die Betonung bei der Hochkantversion auf der Küstenlinie.
Der Blick geht nicht in die Weite (wie im Querformat),
sondern konzentriert sich auf den Verlauf der Uferform.
Die kleine Grasinsel am unteren Bildrand gibt dem Standort
auf einer Düne zusätzliche Höhe und begrenzt den Strand,
statt ihn wie im linken Bild flächig darzustellen.
Ein typisches Beispiel für ein zur Motivausrichtung gegenläufiges Format
sind die beliebten Sonnenuntergänge über dem Meer.
Der Horizont auf dem nächsten Foto verläuft eigentlich quer,
und ein hochformatiges Bild würde ihn nur unnötig einengen.
.Allerdings sinkt die Sonne von oben nach unten,
.....taucht in der Bildmitte ins Wasser ein und wirft
.....die Spiegelungen ihres Scheines noch weiter nach unten auf die Wellen.
[SIZE="1]0045[/SIZE]
[SIZE="1]Muskoka Lake, Kanada[/SIZE]
Das linke Bild ist ja nun nicht wirklich schlecht,
und dennoch macht es einen etwas unfertigen Eindruck.
Die Sonnenspiegelung ist abgeschnitten,
die Bereiche links und rechts von ihr wirken leer.
Rechts dagegen im Hochformat kann sich der Lichtstreifen
fast voll entfalten und sanft schimmernd nach unten auslaufen.
Am oberen Rand bleibt genug Raum, damit sich die Sonne
nicht vom Bildrand bedrängt fühlt.
Das Format richtet sich also nicht alleine nach dem Motiv selbst,
sondern unter Umständen auch danach, was Du mit dem Bild ausdrücken willst.
.Folgt es der Ausrichtung des Motivs,
.....dann wird dieses in den Mittelpunkt gerückt.
.Ist das Format gegenläufig, kannst Du damit
.....eine indirekte Stimmung ausdrücken,
.....die durch das zweitrangige Motiv lediglich unterstützt wird.
Ein weiterer Vorteil von Hochformaten ist ihre räumliche Tiefe.
Vor dem menschlichen Auge liegt das Nahe unten und das Ferne oben.
Ein Hochkantfoto beschränkt sich also nicht nur darauf,
große senkrecht ausgerichtete Motive aufzunehmen, es kann darüber hinaus
einen weit größeren Tiefenbereich plastisch abdecken als ein Breitbild.
[SIZE="1]0046[/SIZE]
[SIZE="1]Seerosenteich im Botanischen Garten von André Heller,
Gardone, Gardasee, Italien[/SIZE]
Leider führt das Hochformat ein Schattendasein
und wird oft nur dann genommen, wenn es nicht anders geht
oder wenn es sich förmlich aufdrängt.
.Das hat mit der grundsätzlichen Ausrichtung des Menschen zu tun.
Er steht aufrecht, die Welt breitet sich also horizontal vor ihm aus.
Dadurch wird alles breitformatige als angenehm empfunden,
weil die nebeneinander liegenden Augen die Breite besser erfassen können als die Höhe.
Auch spielt sich links und rechts mehr ab als oben und unten.
Die Bewegungen von Autos, Menschen, Tieren oder Gewässern
verlaufen meistens entlang der Waagerechten.
Daher sind z.B. Fernseher breit und nicht hoch konstruiert.
Dieses Empfinden spiegelt sich im „normalen“ Aufnahmeformat wieder -
hochkant bleibt eher die Ausnahme, und das nicht selten zu Unrecht.
Viele Bilder könnten interessanter wirken,
wenn man den Mut zum Außergewöhnlichen aufbringen würde.
.In diesem Sinne:
.....einfach öfter mal die Kamera drehen
.....und ein zusätzliches Bild im Hochformat machen!
Du wirst Dich wundern, wie oft das stiefmütterlich behandelte Format
sich darüber freut, wenn es unverhofft zum Einsatz kommt,
und Dich dafür mit einer unerwartet "anderen" Bildwirkung belohnt ;-)
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