Bildaufbau und -gestaltung, 05. Die Blickführung

[regi]

Lieber Hans,
auch hier nochmals ein ganz herzliches Dankeschön. Ich habe die (älteren) Bilder also jetzt richtig betrachtet, somit deine Ausführungen verstanden im Lehrgang.

Die Bilder mit der Burg habe ich für eine Kollegin gemacht, die dort ein neues Haus besitzt und gerne ein Bild ihres Ausblicks haben wollte, um es ihren Verwandten in Italien zu senden. Ich war zu Fuss und Auto unterwegs und hatte gerade beim Fotografieren allgemein viele Wege im Visier, deren Aussage ich einfangen wollte. Wege und Treppen waren ein von mir gesuchtes Motiv.

Das letzte Bild hat mir immer gut gefallen, als Sinnbild für die Wege, die wir gehen müssen, ohne sie überblicken zu können.
Der "Dampf" ist ein Rest des ersten Nebels. Gerade am Abklingen. Mir schien, dass er das Bild noch zarter machte.

Aber als ich deine Ausführungen las, musste ich meine Wegbilder mal ansehen, mit dem Ergebnis, dass viele davon in die Tonne wandern und ich nochmals anfangen muss mit Fotografieren.

Es stimmt, der Weg endet, nicht nur auf dem Bild, sondern wirklich. Er führt zu den Schützenscheiben dort oben, und zu den Wiesen, dass die Bauern Zugang haben zum Heuen. Nach der sichtbaren Strecke ist Schluss, da hast du recht. Ich glaube, die Scheiben habe ich wegretouchiert.

Danke, du hast mir für ein weiteres Detail die Augen geöffnet, ich bin sicher, dass sich meine Bilder jetzt ändern werden. Keine solchen sinnlosen Wege mehr.

Ich freue mich sehr, jeden Tag ein Stück durcharbeiten zu können von deinem Lehrgang, du schreibst ausserdem sehr humorvoll und interessant und gut verständlich. Daran, dass ich manchmal eine lange Leitung habe, kann ich wohl nicht viel ändern. Ich mache das mit Gründlichkeit und Geduld wett. Dafür sitzt dann das Gelernte hoffentlich für immer.

Mit herzlichem Dank und lieben Grüssen Claire

[hsk]

... mit dem Ergebnis, dass viele davon in die Tonne wandern...

Untersteh' Dich!!! :haue:
Fotos sind wie Bücher - die scmeisst man nicht weg ;-)

Es stimmt, der Weg endet, nicht nur auf dem Bild, sondern wirklich.
Er führt zu den Schützenscheiben dort oben, und zu den Wiesen, dass die Bauern Zugang haben zum Heuen.
Nach der sichtbaren Strecke ist Schluss, da hast du recht.
Ich glaube, die Scheiben habe ich wegretouchiert.

DAS wäre natürlich ein Knaller gewesen:

- Der Weg,
- im HG die Schießscheiben,
- und im Vordergrund ein Bogenschütze, der gerade anlegt!

Dazu die Aufnahmerichtung direkt über die Schulter des Schützen!

Dann hättest Du sogar den Weg wegretouschieren können,
und es wäre immer nich eine super Blickführung gewesen. ;-)

Vergleiche mal mit den Bildern Nr. 0077 und 0078 im Artikel:
Schild = Bogenschütze
Bauernhaus = Schießscheiben

Aufnahmerichtung noch perspektivischer,
so dass sich Schütze und Scheiben fast schon hintereinander befinden.

Gruß,
Hans

[regi]

Oh, lieber Hans, und ich habe die Schützenscheiben retouchiert! Naja, so begeistert bin ich nicht von der Schiesserei, obwohl mein Mann auch mitschiesst. Und statt mich zu ärgern bin ich lang mit ihm gegangen und habe es auch probiert.
Habe sogar von 100 möglichen Punkten 89 geschossen, mit dem Sturmgewehr, und viele Männer in den Schatten gestellt. Aber es hat mir nicht einmal leid getan, als ich es nicht mehr tun konnte.

Und einen Bogenschützen kann ich nicht auftreiben, das würde weniger knallen und wäre weniger kriegerisch. Wer hat der hat, die andern müssen eben verzichten. Aber du hast natürlich recht, von der Optik her wäre das super.

[Sausi]

also wenn man Wege mit Ziel fotografiert sind das hier Negativbeispsiele, oder? Denn die Wege haben kein Ziel.



obwohl bei den alten Damen hatte ich den "Untertitel" im Kopf "Schon sehr viel des (Lebens)weges zurück gelegt, aber noch nicht am Ende angekommen...


also werde ich mich jetzt auf den Weg machen um Wege mit (Blick)ziel zu finden.:daumen:

[hsk]

Nicht gleich so pessimistisch :icon_troest:

'Negativbeispiele' würde ich jetzt nicht sagen,
auch wenn der Effekt in den unruhigen Bildern schon ein wenig untergeht.

Im [SIZE="4]1.[/SIZE] Bild ist halt wirklich nicht viel da, was den Weg weist -
außer der Weg selber.
Ein bisschen rettet er die Sache noch raus,
weil er sich sichtbar gewunden durchs Gehölz schlängelt
und somit schon noch etwas auffällt.

Ein Stück Neugier bleibt noch, wo er wohl hin verschinden mag,
aber das wars dann.

Das [SIZE="4]2.[/SIZE] Bild fände ich gar nicht so übel,
wenn es (wie viele Bilder hier im Forum) wirkungsvoller bearbeitet wäre.

Da haben wir eine richtig weg-weisende Aussage im Bild,
so wie Du sie ja selbst schon beschrieben hast:
ein langer Lebensweg, viel ist schon zurückgelegt, und trotzdem geht er noch weiter.

Schade auch hier die Störung durch das bunte und unruhige Drumrum.
Dazu verdeckt die rechte Frau weitgehend die Fortführung des Wegs,
der für den Gesamteindruck ganz entscheiden wäre.

Trotzdem: die Aussage ist da, man könnte sie noch effektiver umsetzen.

Aber falls es Dich tröstet:
es fällt mir leichter Kritik anzubringen, als es selber besser zu machen :lol:
Vor Ort sind die Umstände nun mal wie sie sind,
vieles im Bild erkennt man auch erst hinterher.

.In der Werbung sieht man oft solche Bilder wie Dein zweites,
. . .sie werden gerne von Krankenkassen, Lebens- oder Rentenversicherungen,
. . .medizintechnischen oder Pharmaunternehmen eingesetzt.

Aussage:

• Alterseinsamkeit
  
• im Alter auf eigenen Füßen stehen
  
• der Lebensweg geht zu Ende
  
• heute den Weg in die Rente vorbereiten, usw....
  

Bis eine Serie von zwei Dutzend Bildern für so eine Kampagne im Kasten ist,
können auch mal 2 Tage vergehen und vom Senioren-Model 5 Paar Birkenstöcker durchgelatscht sein!

Profis machen vielleicht bessere Fotos, aber keine schnelleren...

So, weiterüben ;-)

Gruß,
Hans