Das Fräulein auf dem Friedhof

[Trance]

Ein Besuch auf dem Friedhof kann auch sprachliche Veränderungen aufzeigen.

Noch bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunders wurden ältere, unverheiratete Damen als
Fräulein angesprochen. Wollte man in der Gaststätte zahlen, hieß es "Fräulein, zahlen bitte".
Heute gibt es nur noch wenige Enklaven im deutschsprachigen Raum, in denen das Fräulein
bzw. seine Anrede nicht ausgestorben sind.

Auf einem Friedhof in Heidelberg habe ich das Grab des Fräulein Johanna, gestorben im Alter
von 58 Jahren, entdeckt.
(Die Neigung des Grabsteins nach links wurde nicht durch den Fotografen verursacht,
sondern ist auf einen Bergschaden zurückzuführen.)





Gruß

Trance

[Sausi]

irgendwie rührt einen das an. An die Fräuleinzeiten kann ich mich noch erinnern. Ich wurde noch als Fräulein tituliert...hab mich aber immer darüber aufgeregt..weil unverheiratete Männer nicht mit Herrlein angesprochen wurden...
schönes Foto...

[Trance]

An die Fräuleinzeiten kann ich mich noch erinnern. Ich wurde noch als Fräulein tituliert...hab mich aber immer darüber aufgeregt..weil unverheiratete Männer nicht mit Herrlein angesprochen wurden

Da habe ich auch anderes erlebt: Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre
wurde eine Dame im Alter von vielleicht damals 70 Jahren, nennen wir sie Müller,
mit Frau Müller angesprochen. Sie fauchte zurück, "Fräulein Müller, für Sie Fräulein Müller!"
Hier war die Anrede Frau offensichtlich eine Beleidigung. Mit der durch die
Emanzipationsbewegung aufgekommene Herrlein-Agumentation hätte man bei
dieser Dame keinen Blumentopf gewinnen können.
Welche positive Bedeutung im Selbstverständnis der älteren unverheirateten Damen
sich früher in der Anrede Fräulein ausgedrückt hat, erschließt sich mir allerdings nicht.

Gruß

Trance

[Gi_Ha]

Die positive Bedeutung lag in der Tatsache, dass die Anrede "Fräulein" für die Unberührtheit galt - sie geht ungeöffnet zurück :abrollen:

[Unkraut]

Die positive Bedeutung lag in der Tatsache, dass die Anrede "Fräulein" für die Unberührtheit galt - sie geht ungeöffnet zurück

Yeep!

Die Anrede "Fräulein" war sogar bis in die 70iger Jahre für alle Unverheirateten üblich. 1968 war noch nicht so lange her.... Und so schnell ändern sich nicht die Sitten.

Ich erinnere mich: In einer katholischen (90-95%) Kleinstadt weigerten sich 2 Fräulein Apothekerinnen (Schwestern) die Anti-Baby-Pille und Kondome zu verkaufen, machten dies zu gar zur Bedingung, als sie die Apotheke Mitte der 70iger verpachten oder verkaufen wollte. (aus der Apotheke wurde eine Reinigung, ein immenser finanzieller Verlust für die Fräuleins. ) :bounce:

[Trance]

Ich erinnere mich: In einer katholischen (90-95%) Kleinstadt weigerten sich 2 Fräulein Apothekerinnen (Schwestern) die Anti-Baby-Pille und Kondome zu verkaufen, machten dies zu gar zur Bedingung, als sie die Apotheke Mitte der 70iger verpachten oder verkaufen wollte. (aus der Apotheke wurde eine Reinigung, ein immenser finanzieller Verlust für die Fräuleins. ) :bounce:

Was gibt es Vordringlicheres für zwei katholische, unverheiratete, fromme Apothekerinnen
als ihre Kunden von widernatürlichem und verwerflichem Treiben abzuhalten!
(ENZYKLIKA "Humanae vitae" von Alt-68er Papa Paul dem 6. vom 25. Juli 1968)
Ist es nicht gottgefällig, sich dem schnöden Mammon bei einem möglichen Verkauf
der Apotheke an einen Kollegen, der sich nicht mehr an die Regeln des Vatikans
gebunden fühlt, zu widersetzen, wenn die beiden Fräuleins durch ihr tugendhaftes Handeln immer
die Aussicht vor Augen haben, dereinst als Jungfrauen vor den Herrn treten zu dürfen!

Apropos Jungfrauen im Himmel - da war doch was.

Genau - Kollege Allah von der Islamfraktion hat ja einen immensen Bedarf an Jungfrauen,
da jeder seiner Märtyrer als Bonus bekanntermaßen einen Anspruch auf 72 Jungfrauen hat.
Und das mit dem Nachschub an Jungfrauen ist so eine Sache, die lassen sich nicht beliebig
vermehren.

Nur wenn die ganzen Jungs von Taliban und al-Qaida, die sich in die Luft gesprent haben,
wüßten, welche Jungfrauen sie da oben erwarten, ... :icon_troest:

Nur wenn die ganzen frommen Jungfrauen, die ihr Leben lang nicht vom Pfad der Tugend abgewichen sind,
wüßten, welche Aufgaben der Herr noch für sie bereit hält, ... :icon_vampirschreck:

Gruß

Trance

[Sausi]

Ich glaube ja nicht das sich die Moslemkämpfer mit 2 christlichen Jungfrauen einlassen würden. Aber abgesehen davon ist die Vorstellung echt witzig. Mir persönlich ist es ja schleierhaft was Männer an Jungfrauen so toll finden.

[Lia]

Meine Grundschullehrerin (1962-66) wurde auch mit Fräulein E. angeredet, musste es sich dann aber später daran gewöhnen, dass " Frau" zur prinzipiellen Anrede wurde.
Urkomisch war es an dem Gymnasium, an dem mein 1.Mann 1983 seine erste Stelle antrat. Direktorin streng katholische Konvertitin.
Gewünschte Anrede:
Entweder Fräulein G- oder das ließ sie gerade noch durchgehen- Frau Direktorin.
Mein dann bald Ehemann und ich lebten zusammen, auch noch in einer Wohnung genau gegenüber der Schule.
Traf man die Direktorin, so sprach sie mich tatsächlich mit Fräulein H. an. :oops:
So auch auf einem Kollegiumsfest zu Weihnachten, kurz vor unserer Hochzeit.
Herrn Dr.S. und sein Fräulein Verlobte darf ich auch begrüßen!"
Irgendwie schnaubte und räusperte und griente es um uns herum, und keiner sah den anderen direkt an, sonst wären wir allesamt in Gelächter ausgebrochen.
" Das Fräulein Verlobte" blieb an mir hängen, auch noch, als ich als Referendarin später höchst unfreiwillig an die Schule kam.

[Sausi]

[Trance]

Auch Wikipedia bietet Infos zum Fräulein.

Gruß

Trance