Die Farbverwaltung ab Version Corel X5
Seit Corel X5 wurde die Farbverwaltung modernisiert und der von Adobe weitgehend angeglichen. Dies forderte zwar für viele User ein Umdenken, ist aber positiv zu bewerten, da Software-übergreifend nun die korrekten Einstellungen übertragbar sind und Corel-Dateien die verwendeten Einstellungen innerhalb der Datei abspeichern - somit entfällt eine ständige Anpassung der Farbverwaltung, wie es zuvor nötig war.
Hier nun die (meines Erachtens) sinnvollen Einstellungen seit X5 für den Offsetdruck in Deutschland auf gestrichenem Papier:
Lade Dir zunächst die im professionellen Druck zu verwendenden Farbprofile herunter:
http://eci.org/ (einige dieser Profile kommen bereits mit Corel mit, auf eci.org gibt es aber noch einige weitere Profile, die für andere Papiere oder Druckverfahren Sinn machen).
Installiere diese und stelle die Farbverwaltung folgendermaßen ein:
Standardfarbeinstellungen
RGB: sRGB (eciRGB v2 schlage ich vor, wenn der Bildschirm es beherrscht, hast Du also einen Bildschirm, der einen erweiterten Farbraum darstellen kann, nimm hier eciRGB v2)
CMYK: "ISO Coated v2 (ECI)" bzw. "ISO Coated v2 300% (ECI)" (für beschichtetes Papier was der Mehrzal der Papiere entspricht). Die Version mit 300% beschränkt den maximalen Farbauftrag auf 300% (bei 4 Grundfarben wäre das theoretische Maximum 400%). Höhere Werte sorgen für eine langsamere Trocknung und somit zu einem Verklebern der Papiere. Soll die Datei auf Naturpapier gedruckt werden, verwende "ISO Uncoated", für Zeitungen "ISOnewspaper 26v4". Letztlich stelle auch hier sicher, welches Profil die Druckerei vorgibt!
Graustufen Dot Gain: 15%
Primärer Farbmodus: CMYK
Wiedergabeabsicht: Perzeptiv
Einstellungen für Farbkonvertierung
Farb-Engine: Microsoft ICM CMM
(x) Reines Scharz beibehalten
(x) Grau CMYK-Schwarz zuordnen
Schmuckfarbendefinition: CMYK-Werte
Farbverwaltungsverfahren
Öffnen
RGB: Eingebettetes Farbprofil verwenden
CMYK: Eingebettetes Farbprofil verwenden
Graustufen: Eingebettetes Farbprofil verwenden
(x) Bei Nichtübereinstimmung der Farbprofile Warnung ausgeben
(x) Bei fehlendem Farbprofil Warunung ausgeben
Importieren und einfügen
RGB: In Dokumentfarbprofil konvertieren
CMYK: Dokumentfarbprofil zuweisen
Graustufen: in Dokumentfarbprofil konvertieren
(x) Bei Nichtübereinstimmung der Farbprofile Warnung ausgeben
(x) Bei fehlendem Farbprofil Warunung ausgeben
Außerdem sollten die Farbprüfeinstellungen aktiviert sein. Am besten öffnest Du also das Andockfenster "Farbprüfeinstellungen". Hier sollte das Zielfarbprofil ausgewählt sein (im Normalfall also das CMYK-Profil, in dem sich auch Dein Dokument bereits befindet). Wenn dies aktiviert ist, werden auch Objekte, die sich nicht im Dokument-Farbraum befinden, korrekt im Sinne des späteren Drucks dargestellt (insbesondere die in Deinem Dokument befindlichen Fotos, wenn sich diese noch z.B. im RGB-Farbraum befinden sollten). Ebenso Farben, die sich nicht im Farbraum der Offsetdruckmaschine befinden, werden dem späteren Druck entsprechend dargestellt.
Um sicherzugehen, daß diese Option aktiviert ist, kannst Du diese auch standardmäßig in den Optionen aktivieren:
Extras > Optionen > Arbeitsbereich > Anzeige: Haken bei "Farben standardmäßig überprüfen"
Wie bereits erwähnt, lassen sich diese Einstellungen so auch für Adobe-Programme übernehmen. Auf einem kalibrierten System ist so auch ein Datei-Austausch auf dem eigenen System zwischen der Corel- und der Adobe-Welt problemlos. Interessant kann das z.B. für die Foto-Entwicklung unter Adobe Lightroom sein, eine weitere Bildbearbeitung in PhotoShop, die anschliessende Einbindung in CorelDraw und die Platzierung des Exports aus der Draw-Datei in Adobe-Indesign. Ein durchaus häufiger und normaler Prozess im Desktop-Publishing.
Wenn Du eine PDF erstellst, solltest Du für professionellen Druck eine PDF/X-3 erstellen, bzw. gehe sicher, daß die Druckerei dieses erwartet und gehe letztendlich nach deren Vorgaben. Wenn Du auf "Als PDF freigeben" klickst, stellst Du unten bei den PDF-Voreinstellungen "PDF/X-3" ein. Grundsätzlich stimmt jetzt bereits alles bezüglich Deinen Farbeinstellungen in den meisten Fällen. Dennoch klickst Du jetzt auf "Einstellungen", kontrollierst den Reiter "Farbe". Hier sollte stehen "Farbeinstellungen des Dokuments verwenden" (das ja mit einer korrekten Farbverwaltung erstellt wurde). Farben ausgeben als CMYK. Farbprofil einbetten, in obigem Beispiel wird hier ISO Coated v2 (ECI) stehen. Dokument-Überdruckung beibehalten und Schwarz immer überdrucken machst Du jeweils einen Haken.
Beim Reiter "Objekte" kannst Du den Komprimierungstyp JPEG wählen bei hoher Qualität, das reduziert die PDF-Datei wesentlich ohne Qualitätseinbuße. Außerdem markierst Du "Allen Text als Kurven exportieren", dann hast Du keine Probleme mit den Schriften - die meisten Druckereien erwarten das auch.
Im Reiter "Druckvorstufe" stellst Du eine Randanschnittgrenze nach den Vorgaben der Druckerei ein. Kleine Druckereien erwarten hier 3mm, Online-Druckereien meist 1mm. Manche Druckereien wollen Schneidemarken, andere nicht - erkundige Dich hierfür.
Alles andere läßt Du, wie vorgegeben und Deine PDF wird die Farbwerte nicht gegenüber der Originaldatei verändern.
Es ist sinnvoll, die Corel-eigene PDF-Engine zu verwenden. Diese ist problemlos und führt zu korrekten, druckfähigen PDF-Dateien. Absolut abzuraten ist von PDF-Printern, die keine verwendbaren Druckdateien hervorbringen. Auch die Verwendung des Distillers halte ich nicht für die erste Wahl. Wohl aber die Überprüfung der fertigen PDF/X-3 in Adobe Acrobat Professional (Erweitert > Preflight).
Die automatische Funktion der PDF-Engine, Schriften in Kurven zu konvertieren, führt in der Anzeige der PDF in Adobe Reader zu seltsamen dicken "i", "l" und "1" etc. Dies ist aber lediglich ein Darstellungsfehler, der sich nicht auf den Druck auswirkt. Also nicht erschrecken. Wenn ich PDF's mit Schriften in Kurven für einen Kunden erstelle, konvertiere ich die Schriften bereits innerhalb der Corel-Datei (Strg + Q). In diesem Fall tritt das Darstellungsproblem nämlich interessanterweise nicht auf. Achte dann aber darauf, eine editierbare Version Deiner Corel-Datei zu behalten - entweder auf einer eigenen Ebene, die als nicht druckbar gesetzt ist, oder in einer eigenen Sicherung als editierbare Version.
Hilfreich für das Verständnis einer Farbverwaltung ist das
Clever-Printing-Handbuch, das man kostenlos als PDF herunterladen oder in einer gedruckten Version bestellen kann. Ich empfehle durchaus die gedruckte Variante, da man hier auch gleich das Verhalten der verschiedenen Papiersorten etc. besser einschätzen kann.