04.08.2010, 19:29
An diesem Wochenende war es wieder soweit, das MPS (Mittelalterliche Phantasie Spectaculum),
das größte, umher reisende Mittelalterkulturfestival der Welt, präsentiere sich in Karlsruhe auf Eroberungstour unter dem Motto:
"Öffnet die Stadttore oder wir stürmen die Mauern!"
Für zwei Tage konnten sich alle Besucher in die Welt des Mittelalters versetzen lassen.
Unter dem Leitspruch "nicht authentisch, sondern phantastisch" wurden alle wichtigen Größen der Mittelalterszene eingeladen
und auch sonst alles aufgeboten, was zu einem soliden Mittelalterfestival gehört:
Ritterturniere, viele Handwerker und Tavernenstände, die einen Markt bildeten und auf dem sogar mit eigens geprägten Talern bezahlt werden konnte,
ein Heerlager sowie ein großer Pestumzug. Mittelalterbands wie SALTATIO MORTIS, RAPALJE, SCHELMISH, VERMALEDEYT und CAPUS DRACONIS erfüllten die Atmosphäre mit Musik. Gaukler wie das Artistenduo RAPUNXL, das Feuertheater SPIRAL FIRE, der sechsfache Fakirweltmeister RAFFTAN erhielten auf den Bühnen die Aufmerksamkeit begeisterter Zuschauer und wenn jemand nicht zu den Vorstellungen kam, kamen manche Vorstellungen auch zu den Zuschauern.
Die beiden Stelzentheater FEUERVÖGEL und die WALDWESEN bewegten sich über das Gelände und lieferten damit auch abseits der Bühnen jede Menge Showeinlagen allein mit ihrer Kostümierung.
[SIZE="4]Der erste Tag: Einlass und Markteröffnung[/SIZE]
Nach dem Einlass strömten die Menschen auf das Festivalgelände und die erste Traube bildete sich schon bald vor der Traumspektakelbühne,
auf der der Marktvogt EDUARD VON SONNENBERG (EDWIN BALL) erwartet wurde,um feierlich den Markt zu eröffnen.
Natürlich reiste er standesgemäß in seiner Sänfte samt Gefolge an und betrat unter feierlichem Jubel die Bühne für seine Eröffnungsrede und die Vorstellung der anwesenden Künstler, Gaukler und Wirte, die für das leibliche Wohl sorgten. Auch des Vogts Gehilfe und künstlerischer Assistent BRUDER REKTUS, wurde begrüßt und vorgestellt. Um den Markt ordnungsgemäß eröffnen und Betrug ausschließen zu können wurden, wie es damals tatsächlich üblich war, die Maße und Gewichte vom Vogt geprüft. Dies geschah, indem er von den angebotenen Speisen und Getränken probierte und auch das Publikum durfte von Met und Gerstensaft kosten. Anschließend erfolgte noch die "Speisung der Armen", in der die gebrachten Speisen von einigen Hungrigen letztlich vertilgt wurden. Anschließend wurde das Festival feierlich offiziell für eröffnet erklärt.
[SIZE="4]Mittelalterband SALTATIO MORTIS[/SIZE]
Nachdem sich das DGF-Team mit Honigwein und Steaks gestärkt hatte warteten wir auf die Spielmänner von SALTATIO MORTIS. Standesgemäß spielten sie ihre Hits, lieferten den Fans eine super Show und ließen in ihrem nur 30 Minuten dauernden Auftritt keine Sekunde ungenutzt, um mit ihren Fans zu feiern. Vor allem Frontmann ALEA legte sich mächtig ins Zeug und beeindruckte mit seiner Fitness, ohne die er diesen Auftritt niemals durchgestanden hätte.
Der Auftritt war nur einer von Mehreren in denen sich die Spielmänner warm machten für das große Nachtkonzert.
[SIZE="4]Artistenduo RAPUNXL[/SIZE]
Anschließend sahen wir dem Artistenduo RAPUNXL zu, indem die weibliche Darstellerin zunächst auf einem roten Turm trohnte, um dann, nach einer kurzen Einführung in die Geschichte, von ihrem Geliebten heruntergeholt zu werden. Beide am Boden angekommen zeigten sie ihre artistischen Künste, indem sie scheinbar federleicht aufeinander herumkletterten und der Darsteller z. B. seine Partnerin mit einem Fuß und dem anderen abgespreizt auf seinem Kopf balancierte. Wie viele Kopfschmerztabletten er anschließend benötigte konnten wir jedoch nicht in Erfahrung bringen.
Nach einer kurzen Jongliereinlage auf dem oben Querbalken des Gerüsts bewegte sich die Darstellerin geschmeidig die Strickleiter nach unten, wobei sie mehr als einmal fast abzustürzen schien, und glitt ebenso elegant wieder nach oben. Als ihr dies zu augenscheinlich zu langweilig wurde nahm sie eine Schaukel, von der sie mehrmals absprang um sich dann nach einer halben Vorwärtsdrehung mit den Füßen wieder festzuhalten und raubte dem Publikum mit ähnlichen, halsbrecherischen Darstellungen den Atem.
[SIZE="4]Runde über den Markt[/SIZE]
Nun war es für uns an der Zeit das Geschehen von den Bühnen einmal außer Acht zu lassen und uns den anderen Sehenswürdigkeiten auf dem Festival zu widmen. Das Angebot an Speisen war mittelalterlich vielfältig, vorzugsweise gab es Fleisch vom Schwein z. B. in Form von Steaks oder reich dekorierten Spießen, wahlweise mit viel Sauerkraut und verschiedene Backwaren. Noch zahlreicher waren nur die Getränke, vor allem in alkoholischer Form. Neben Bier, das mit verschiedenen Zutaten verfeinert wurde (z. B. Honig :lecker: ), auch Met in verschiedenster Form. Daneben noch erwähnenswert natürlich die vielen Elixiere mit klangvollen Namen wie "Drachenblut" oder "Hexengalle". Für besonders Mutige auch den "Kehlenschneider", einen Schnaps mit 80% Alkohol und blutroter Färbung, die ohne zugesetzte Farbstoffe allein durch das enthaltene Chilli verursacht wird. Und der sehr vorsichtig angewendet werden sollte, wie uns auch HERB JUNG nochmals versicherte. Und er hat schon einige Erfahrungen mit diesem Elixier.
Auch Handwerker preisten ihre Waren an und es ließ sich so manch gutes Geschäft machen - eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen ließen und somit zwar alle z. B. einen neuen Lederbeutel haben aber kein Geld mehr um ihn zu füllen.
Aber nicht zu unterschätzen ist der Unterschied zwischen einem Beutel aus billigem Leder(imitat) und einem wirklich qualitativ hochwertigem Exemplar, bei dem die Nieten nicht schon in der nächsten Saison ausgerissen sind. Neben Lederwaren gab es auch reichlich Gewandungen, also mittelalterliche Kleidung zu erwerben, ebenso Accessoires wie Schwerter, Dolche und Messer, reichlich Schmuck und "große Kleinigkeiten" wie zwei Meter lange Wanderstäbe.
Hätte sich damit und den Bühnenshows das Angebot bereits erschöpft wäre es nur ein Mittelaltermarkt von vielen, aber beim MPS ist da noch viel mehr drin. So gab es am Sonntag z. B. Showkämpfe von der Fechtgruppe FICTUS, die auf einem umrahmten Territorium statt fanden und ein Bruchenballturnier, die vom Marktvogt und Mönch BRUDER REKTUS moderiert wurden, dazu aber später mehr im Bericht vom zweiten Veranstaltungstag. Und während man auf der einen Seite die Verkaufsstände hatte wurde die andere Seite des Weges vom Heerlager begrenzt, indem viele gewandete Ritter und solche, die es noch werden möchten und andere Reisende in kleinen, bunten Zelten biwakierten, ihre Suppe in einem Kessel über dem offenen Holzfeuer köcheln ließen oder auch Fleisch am Spieß brieten. Und wer sich nicht benahm wurde am Rande des Heerlagers an den Pranger gestellt oder in einen Käfig gesperrt. Schnell konnte man sich bei diesen Anblick in der Zeit vor 600 Jahren verlieren und man spürte förmlich den Wunsch danach, ebenso zumindest ein schlichtes Mittelaltergewand zu haben und sich einfach dazu zu gesellen.
[SIZE="4]Die Männer im Hintergrund: Interview mit EDUARD VON SONNENBERG und BRUDER REKTUS[/SIZE]
Zwischenzeitlich verabredeten wir uns mit zwei der Hauptfiguren, die im Gegensatz zu den vielen anderen nicht im Hintergrund arbeiteten und organisierten sondern auch im Vordergrund das Geschehen leiteten:
EDUARD VON SONNENBERG (rechts) und BRUDER REKTUS (links)
Wir haben die Beiden zu einem kleinen Audio - Interview gebeten, welches ihr euch hier anhören könnt
http://www.das-gothic-forum.de/Interview...100731.mp3
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an die beiden, dass sie sich die Zeit nahmen und uns Rede und Antwort standen. Wie ihr hört kam beim Interview auch der Spaß nicht zu kurz.
[SIZE="4]Lohn für die Mühen: Gewandungsprämierung[/SIZE]
Wer nicht zu den Künstlern, Handwerkern oder Darstellern auf dem MPS gehörte sondern nur Besucher war konnte sich bei der großen Gewandungsprämierung bestaunen lassen und bis zu 50 Taler gewinnen. Die Prämierung fand an beiden Tagen statt.
Die Teilnehmer wurden vom Marktvogt höchstpersönlich nach vorn gebeten und durften sich namentlich und mit dem, was sie darstellen, vorstellen. Nach der Vorstellung jubelte das Publikum je nach Begeisterung und Bruder Rektus maß die Lautstärke mit dem "Lustholz". Die Werte wurden notiert, wobei der erste Jubel natürlich dem Vogt und BRUDER REKTUS in erotischer Pose galt.
Die stolze Gewinnerin (hier noch vor dem Wettbewerb) mit ihrem Partner:
[SIZE="4]Der große Pestumzug[/SIZE]
Als die Dunkelheit herein brach fand noch ein kleines Theater statt. Eine junge Frau brach hustend zusammen und wurde von einem Medicus untersucht, der einen schwarzen Fleck bei ihr feststellte: Eindeutige Anzeichen der Pest!! Alle Anwesenden bedeckten ihre Münder, Fackeln wurden angezündet, Weihrauch verbrannt und alle wurden angewiesen, ihre Wohnstuben zu lüften, da muffige Luft als Überträger der Pest galt. Ein großer Pestumzug begann, genauso, wie er damals tatsächlich statt fand um die Pest aus der Stadt zu vertreiben.
[SIZE="4]Das Stelzentheater FEUERVÖGEL[/SIZE]
Bei unserer Runde über den Markt stießen wir auf einige komische Vögel, unter anderem auch auf das Stelzentheater FEUERVÖGEL. Ein drachenähnliches Wesen zog einen Wagen, der einen hölzernen Käfigaufbau hatte und wurde von zwei phantasievoll kostümierten Wesen auf Stelzen begleitet. Der Käfig bestand dabei keineswegs aus ein paar geraden Stangen sondern sah viel mehr so aus, als wäre er so gewachsen. Nur der Anblick der Bilder lässt erahnen, wie aufwendig der Bau wohl gewesen sein muss. Ebenso eindrucksvoll war die Kostümierung und das Make Up.
Am späten Abend, die Sonne hat sich schon längst hinter die himmelstützenden Berge zurückgezogen, gaben die Feuervögel noch einen grandiosen Auftritt mit viel Pyrotechnik und noch mehr Dramatik. Der Drache nahm einen Feuervogel im fahrbaren Käfig gefangen und wurde später von einem Ritter in einem nervenaufreibenden Kampf niedergestreckt. Nichts für schwache Nerven, denn der Drache lehnte sich zeitweise direkt über eine offene Flamme!!
[SIZE="4]Nachtkonzert von SALTATIO MORTIS[/SIZE]
Für viele Fans dieser Band wohl der Höhepunkt, kommen doch die vielen Licht- und Feuerwerkseffekte erst bei Dunkelheit so richtig zur Geltung. Die Band legte einen Auftritt hin, der alles andere bis dahin in den Schatten stellte. Standesgemäß spulten sie kein Programm und auswendig gelernte Moderationen herunter sondern feierten mit ihren Fans noch kräftiger, ausdauernder und intensiver als bei den Konzerten am Nachmittag. ALEA spielte den Dudelsack, als hinge sein Leben davon ab, wechselte auf die Flöte, übernahm den Gesang und tanzte ohne Unterlass. Nicht selten drehte er sich bei den Dudelsackpassagen mit seinem Bandkollegen im Kreis linksherum, dann rechtsherum und erstaunte die Fans nicht nur damit, dass er trotzdem nicht umfiel, ja nicht einmal torkelte, sondern sogar technisch anspruchsvolle Luftsprünge vollführte oder sich auch mal nach hinten überbeugte, um ins Mikrofon zu flöten.
Besonders beim Lied "Prometheus" drehten Saltatio Mortis richtig auf. Neben den Flammenwerfern, die direkt vor der Band beim Refrain meterhohe Flammen in den Himmel schossen gab es einen besonderen, pyrotechnischen Effekt, den ich aufgrund seiner Kreativität nicht unerwähnt lassen will: Links und rechts standen je eine Schale mit Brennstoff, in denen kleine Feuer loderten, wie bei einer Öllampe oder einer Fackel. An den passenden Stellen im Lied wurde dann von unten Propangas gegen die durch das Feuer erhitzte Schale geblasen, was diese ebenfalls meterhohe Flammen gen Himmel verschießen ließ. Da sich das Gas erst an den Schalen entzündete sah es so aus, als würde das Feuer direkt aus den Schalen spontan herausschießen.
An dieser Stelle bin ich froh, dass den Bandmitgliedern nichts passiert ist, vor allem ALEA, der sich erst einige Zeit zuvor eine Verbrennung dritten Grades am linken Arm zuzog, als er bei einem Auftritt versehentlich von den Flammen des Flammenwerfers erfasst wurde. Als Kampfsportler und Spielmann hat er jedoch ein erstaunliches Heilfleisch und man sah von den Wunden so gut wie nichts mehr. Davon konnte sich MURDOC am Nachmittag überzeugen als er ALEA am Merchstand traf und ein gemütliches Pläuschchen mit ihm hielt.
Alles in allem ein würdiges Finale für einen denkbar großartigen Tag auf dem MPS. Auch für die Veranstalter, die den Samstag als ultimativen Festivaltag angedacht hatten und für den Sonntag einen abwechslungsreichen Aktionstag mit reduzierten, teils sogar kostenlosen Eintrittskarten planten.
Weitere Bilder findet ihr hier unter:
MPS 31.07.10
und
MPS 01.08.10
Verfasst von INSANUS für das DGF Magazin
Vielen Dank Insanus für diesen Bericht :-)
Hat wirklich sehr viel Spaß gemacht auf dem MPS.
Weitere Bilder vom MPS findet ihr bei unseren Kollegen
Herb Jung unter Mittelalter
und bei
KA-News
das größte, umher reisende Mittelalterkulturfestival der Welt, präsentiere sich in Karlsruhe auf Eroberungstour unter dem Motto:
"Öffnet die Stadttore oder wir stürmen die Mauern!"
Für zwei Tage konnten sich alle Besucher in die Welt des Mittelalters versetzen lassen.
Unter dem Leitspruch "nicht authentisch, sondern phantastisch" wurden alle wichtigen Größen der Mittelalterszene eingeladen
und auch sonst alles aufgeboten, was zu einem soliden Mittelalterfestival gehört:
Ritterturniere, viele Handwerker und Tavernenstände, die einen Markt bildeten und auf dem sogar mit eigens geprägten Talern bezahlt werden konnte,
ein Heerlager sowie ein großer Pestumzug. Mittelalterbands wie SALTATIO MORTIS, RAPALJE, SCHELMISH, VERMALEDEYT und CAPUS DRACONIS erfüllten die Atmosphäre mit Musik. Gaukler wie das Artistenduo RAPUNXL, das Feuertheater SPIRAL FIRE, der sechsfache Fakirweltmeister RAFFTAN erhielten auf den Bühnen die Aufmerksamkeit begeisterter Zuschauer und wenn jemand nicht zu den Vorstellungen kam, kamen manche Vorstellungen auch zu den Zuschauern.
Die beiden Stelzentheater FEUERVÖGEL und die WALDWESEN bewegten sich über das Gelände und lieferten damit auch abseits der Bühnen jede Menge Showeinlagen allein mit ihrer Kostümierung.
[SIZE="4]Der erste Tag: Einlass und Markteröffnung[/SIZE]
Nach dem Einlass strömten die Menschen auf das Festivalgelände und die erste Traube bildete sich schon bald vor der Traumspektakelbühne,
auf der der Marktvogt EDUARD VON SONNENBERG (EDWIN BALL) erwartet wurde,um feierlich den Markt zu eröffnen.
Natürlich reiste er standesgemäß in seiner Sänfte samt Gefolge an und betrat unter feierlichem Jubel die Bühne für seine Eröffnungsrede und die Vorstellung der anwesenden Künstler, Gaukler und Wirte, die für das leibliche Wohl sorgten. Auch des Vogts Gehilfe und künstlerischer Assistent BRUDER REKTUS, wurde begrüßt und vorgestellt. Um den Markt ordnungsgemäß eröffnen und Betrug ausschließen zu können wurden, wie es damals tatsächlich üblich war, die Maße und Gewichte vom Vogt geprüft. Dies geschah, indem er von den angebotenen Speisen und Getränken probierte und auch das Publikum durfte von Met und Gerstensaft kosten. Anschließend erfolgte noch die "Speisung der Armen", in der die gebrachten Speisen von einigen Hungrigen letztlich vertilgt wurden. Anschließend wurde das Festival feierlich offiziell für eröffnet erklärt.
[SIZE="4]Mittelalterband SALTATIO MORTIS[/SIZE]
Nachdem sich das DGF-Team mit Honigwein und Steaks gestärkt hatte warteten wir auf die Spielmänner von SALTATIO MORTIS. Standesgemäß spielten sie ihre Hits, lieferten den Fans eine super Show und ließen in ihrem nur 30 Minuten dauernden Auftritt keine Sekunde ungenutzt, um mit ihren Fans zu feiern. Vor allem Frontmann ALEA legte sich mächtig ins Zeug und beeindruckte mit seiner Fitness, ohne die er diesen Auftritt niemals durchgestanden hätte.
Der Auftritt war nur einer von Mehreren in denen sich die Spielmänner warm machten für das große Nachtkonzert.
[SIZE="4]Artistenduo RAPUNXL[/SIZE]
Anschließend sahen wir dem Artistenduo RAPUNXL zu, indem die weibliche Darstellerin zunächst auf einem roten Turm trohnte, um dann, nach einer kurzen Einführung in die Geschichte, von ihrem Geliebten heruntergeholt zu werden. Beide am Boden angekommen zeigten sie ihre artistischen Künste, indem sie scheinbar federleicht aufeinander herumkletterten und der Darsteller z. B. seine Partnerin mit einem Fuß und dem anderen abgespreizt auf seinem Kopf balancierte. Wie viele Kopfschmerztabletten er anschließend benötigte konnten wir jedoch nicht in Erfahrung bringen.
Nach einer kurzen Jongliereinlage auf dem oben Querbalken des Gerüsts bewegte sich die Darstellerin geschmeidig die Strickleiter nach unten, wobei sie mehr als einmal fast abzustürzen schien, und glitt ebenso elegant wieder nach oben. Als ihr dies zu augenscheinlich zu langweilig wurde nahm sie eine Schaukel, von der sie mehrmals absprang um sich dann nach einer halben Vorwärtsdrehung mit den Füßen wieder festzuhalten und raubte dem Publikum mit ähnlichen, halsbrecherischen Darstellungen den Atem.
[SIZE="4]Runde über den Markt[/SIZE]
Nun war es für uns an der Zeit das Geschehen von den Bühnen einmal außer Acht zu lassen und uns den anderen Sehenswürdigkeiten auf dem Festival zu widmen. Das Angebot an Speisen war mittelalterlich vielfältig, vorzugsweise gab es Fleisch vom Schwein z. B. in Form von Steaks oder reich dekorierten Spießen, wahlweise mit viel Sauerkraut und verschiedene Backwaren. Noch zahlreicher waren nur die Getränke, vor allem in alkoholischer Form. Neben Bier, das mit verschiedenen Zutaten verfeinert wurde (z. B. Honig :lecker: ), auch Met in verschiedenster Form. Daneben noch erwähnenswert natürlich die vielen Elixiere mit klangvollen Namen wie "Drachenblut" oder "Hexengalle". Für besonders Mutige auch den "Kehlenschneider", einen Schnaps mit 80% Alkohol und blutroter Färbung, die ohne zugesetzte Farbstoffe allein durch das enthaltene Chilli verursacht wird. Und der sehr vorsichtig angewendet werden sollte, wie uns auch HERB JUNG nochmals versicherte. Und er hat schon einige Erfahrungen mit diesem Elixier.
Auch Handwerker preisten ihre Waren an und es ließ sich so manch gutes Geschäft machen - eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen ließen und somit zwar alle z. B. einen neuen Lederbeutel haben aber kein Geld mehr um ihn zu füllen.
Aber nicht zu unterschätzen ist der Unterschied zwischen einem Beutel aus billigem Leder(imitat) und einem wirklich qualitativ hochwertigem Exemplar, bei dem die Nieten nicht schon in der nächsten Saison ausgerissen sind. Neben Lederwaren gab es auch reichlich Gewandungen, also mittelalterliche Kleidung zu erwerben, ebenso Accessoires wie Schwerter, Dolche und Messer, reichlich Schmuck und "große Kleinigkeiten" wie zwei Meter lange Wanderstäbe.
Hätte sich damit und den Bühnenshows das Angebot bereits erschöpft wäre es nur ein Mittelaltermarkt von vielen, aber beim MPS ist da noch viel mehr drin. So gab es am Sonntag z. B. Showkämpfe von der Fechtgruppe FICTUS, die auf einem umrahmten Territorium statt fanden und ein Bruchenballturnier, die vom Marktvogt und Mönch BRUDER REKTUS moderiert wurden, dazu aber später mehr im Bericht vom zweiten Veranstaltungstag. Und während man auf der einen Seite die Verkaufsstände hatte wurde die andere Seite des Weges vom Heerlager begrenzt, indem viele gewandete Ritter und solche, die es noch werden möchten und andere Reisende in kleinen, bunten Zelten biwakierten, ihre Suppe in einem Kessel über dem offenen Holzfeuer köcheln ließen oder auch Fleisch am Spieß brieten. Und wer sich nicht benahm wurde am Rande des Heerlagers an den Pranger gestellt oder in einen Käfig gesperrt. Schnell konnte man sich bei diesen Anblick in der Zeit vor 600 Jahren verlieren und man spürte förmlich den Wunsch danach, ebenso zumindest ein schlichtes Mittelaltergewand zu haben und sich einfach dazu zu gesellen.
[SIZE="4]Die Männer im Hintergrund: Interview mit EDUARD VON SONNENBERG und BRUDER REKTUS[/SIZE]
Zwischenzeitlich verabredeten wir uns mit zwei der Hauptfiguren, die im Gegensatz zu den vielen anderen nicht im Hintergrund arbeiteten und organisierten sondern auch im Vordergrund das Geschehen leiteten:
EDUARD VON SONNENBERG (rechts) und BRUDER REKTUS (links)
Wir haben die Beiden zu einem kleinen Audio - Interview gebeten, welches ihr euch hier anhören könnt
http://www.das-gothic-forum.de/Interview...100731.mp3
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an die beiden, dass sie sich die Zeit nahmen und uns Rede und Antwort standen. Wie ihr hört kam beim Interview auch der Spaß nicht zu kurz.
[SIZE="4]Lohn für die Mühen: Gewandungsprämierung[/SIZE]
Wer nicht zu den Künstlern, Handwerkern oder Darstellern auf dem MPS gehörte sondern nur Besucher war konnte sich bei der großen Gewandungsprämierung bestaunen lassen und bis zu 50 Taler gewinnen. Die Prämierung fand an beiden Tagen statt.
Die Teilnehmer wurden vom Marktvogt höchstpersönlich nach vorn gebeten und durften sich namentlich und mit dem, was sie darstellen, vorstellen. Nach der Vorstellung jubelte das Publikum je nach Begeisterung und Bruder Rektus maß die Lautstärke mit dem "Lustholz". Die Werte wurden notiert, wobei der erste Jubel natürlich dem Vogt und BRUDER REKTUS in erotischer Pose galt.
Die stolze Gewinnerin (hier noch vor dem Wettbewerb) mit ihrem Partner:
[SIZE="4]Der große Pestumzug[/SIZE]
Als die Dunkelheit herein brach fand noch ein kleines Theater statt. Eine junge Frau brach hustend zusammen und wurde von einem Medicus untersucht, der einen schwarzen Fleck bei ihr feststellte: Eindeutige Anzeichen der Pest!! Alle Anwesenden bedeckten ihre Münder, Fackeln wurden angezündet, Weihrauch verbrannt und alle wurden angewiesen, ihre Wohnstuben zu lüften, da muffige Luft als Überträger der Pest galt. Ein großer Pestumzug begann, genauso, wie er damals tatsächlich statt fand um die Pest aus der Stadt zu vertreiben.
[SIZE="4]Das Stelzentheater FEUERVÖGEL[/SIZE]
Bei unserer Runde über den Markt stießen wir auf einige komische Vögel, unter anderem auch auf das Stelzentheater FEUERVÖGEL. Ein drachenähnliches Wesen zog einen Wagen, der einen hölzernen Käfigaufbau hatte und wurde von zwei phantasievoll kostümierten Wesen auf Stelzen begleitet. Der Käfig bestand dabei keineswegs aus ein paar geraden Stangen sondern sah viel mehr so aus, als wäre er so gewachsen. Nur der Anblick der Bilder lässt erahnen, wie aufwendig der Bau wohl gewesen sein muss. Ebenso eindrucksvoll war die Kostümierung und das Make Up.
Am späten Abend, die Sonne hat sich schon längst hinter die himmelstützenden Berge zurückgezogen, gaben die Feuervögel noch einen grandiosen Auftritt mit viel Pyrotechnik und noch mehr Dramatik. Der Drache nahm einen Feuervogel im fahrbaren Käfig gefangen und wurde später von einem Ritter in einem nervenaufreibenden Kampf niedergestreckt. Nichts für schwache Nerven, denn der Drache lehnte sich zeitweise direkt über eine offene Flamme!!
[SIZE="4]Nachtkonzert von SALTATIO MORTIS[/SIZE]
Für viele Fans dieser Band wohl der Höhepunkt, kommen doch die vielen Licht- und Feuerwerkseffekte erst bei Dunkelheit so richtig zur Geltung. Die Band legte einen Auftritt hin, der alles andere bis dahin in den Schatten stellte. Standesgemäß spulten sie kein Programm und auswendig gelernte Moderationen herunter sondern feierten mit ihren Fans noch kräftiger, ausdauernder und intensiver als bei den Konzerten am Nachmittag. ALEA spielte den Dudelsack, als hinge sein Leben davon ab, wechselte auf die Flöte, übernahm den Gesang und tanzte ohne Unterlass. Nicht selten drehte er sich bei den Dudelsackpassagen mit seinem Bandkollegen im Kreis linksherum, dann rechtsherum und erstaunte die Fans nicht nur damit, dass er trotzdem nicht umfiel, ja nicht einmal torkelte, sondern sogar technisch anspruchsvolle Luftsprünge vollführte oder sich auch mal nach hinten überbeugte, um ins Mikrofon zu flöten.
Besonders beim Lied "Prometheus" drehten Saltatio Mortis richtig auf. Neben den Flammenwerfern, die direkt vor der Band beim Refrain meterhohe Flammen in den Himmel schossen gab es einen besonderen, pyrotechnischen Effekt, den ich aufgrund seiner Kreativität nicht unerwähnt lassen will: Links und rechts standen je eine Schale mit Brennstoff, in denen kleine Feuer loderten, wie bei einer Öllampe oder einer Fackel. An den passenden Stellen im Lied wurde dann von unten Propangas gegen die durch das Feuer erhitzte Schale geblasen, was diese ebenfalls meterhohe Flammen gen Himmel verschießen ließ. Da sich das Gas erst an den Schalen entzündete sah es so aus, als würde das Feuer direkt aus den Schalen spontan herausschießen.
An dieser Stelle bin ich froh, dass den Bandmitgliedern nichts passiert ist, vor allem ALEA, der sich erst einige Zeit zuvor eine Verbrennung dritten Grades am linken Arm zuzog, als er bei einem Auftritt versehentlich von den Flammen des Flammenwerfers erfasst wurde. Als Kampfsportler und Spielmann hat er jedoch ein erstaunliches Heilfleisch und man sah von den Wunden so gut wie nichts mehr. Davon konnte sich MURDOC am Nachmittag überzeugen als er ALEA am Merchstand traf und ein gemütliches Pläuschchen mit ihm hielt.
Alles in allem ein würdiges Finale für einen denkbar großartigen Tag auf dem MPS. Auch für die Veranstalter, die den Samstag als ultimativen Festivaltag angedacht hatten und für den Sonntag einen abwechslungsreichen Aktionstag mit reduzierten, teils sogar kostenlosen Eintrittskarten planten.
Weitere Bilder findet ihr hier unter:
MPS 31.07.10
und
MPS 01.08.10
Verfasst von INSANUS für das DGF Magazin
Vielen Dank Insanus für diesen Bericht :-)
Hat wirklich sehr viel Spaß gemacht auf dem MPS.
Weitere Bilder vom MPS findet ihr bei unseren Kollegen
Herb Jung unter Mittelalter
und bei
KA-News