Impressionen... aus Leuven

[hsk]

Was macht man ,

wenn sich eine Stadt in .. dermaßen spinnefeind ist,

dass es zwischen den Volksgruppen der .. und ..


nur noch am laufenden Band gibt?




[SIZE="4]Gute Frage...[/SIZE]




Vor eben dieser Frage standen die Leute in der belgischen Stadt Leuven,
zu deutsch "Löwen" und auch so ausgesprochen, im Jahr 1966.

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Das Schlamassel fing eigentlich schon 57 v.Chr. an,
als sich Cäsar in der Gegend breit machte und sie 'Belgae' nannte.

[INDENT]Seither ist Belgien wie ein Kaleidoskop:
je mehr man daran rumdreht und es schüttelt,
desto munterer zerfällt es und setzt sich wieder neu zusammen,
und auf das Ergebnis sind alle Beteiligten jedes Mal sehr gespannt [/INDENT]

Den Römern folgten die Franken und denen die Burgunder.
Es kamen und gingen Habsburger, Spanier, Österreicher, Franzosen und Holländer.

:?: .Wer will noch mal, hat noch nicht?

Es reckten die Deutschen eifrig ihre braunen Finger,
aber nach erfreulich kurzer Zeit [SIZE="1](und wesentlich weniger als die
vollmundig angekündigten 1000 Jahre ;-))[/SIZE] hatten auch die "keine Lust" mehr.

Endlich wieder frei!!!

Leider mussten die armen Belgier mit Schrecken feststellen,
dass ihnen bei dem ewigen Gezerre und Geschiebe
im Laufe der Historie die Einigkeit abhanden gekommen war!

Ob sie jemals eine gehabt hatten, wussten sie auch nicht mehr... :?

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.König, Wirtschaft, Politik, [B]vor allem die Sprache -
.... um alles wurde gestritten und wird es bis heute.[/B]

Aber in Leuven platzte den Leuten 1966 der Hals!
Die flämischen Studenten rebellierten, die walonischen auch,
und so teilte sich die Universität auf, damit ein Jeder Ruhe gibt.

Die Wallonen machten dann 1971 richtig Nägel mit Köppen.

Sie klemmten sich ihren Teil der Uni untern Arm und marschierten 30km gen Süden.
Dort stellten sie die Uni wieder ab und bauten auch gleich eine neue Stadt außenrum:

Louvain-la-Neuve, "das neue Leuven", ward geboren

Sauer sind die Wallonen trotzdem, denn ihr schönes neues Louvain
konnte nie so richtig den Ruf einer Planstadt im negativen Sinne loswerden,
während das 'alte' Leuven viele Jahrhunderte Zeit zum Reifen und Gedeihen hatte.

.Kopien gibt's genug auf der Welt, also auf zum Original!



Das Erste was ich sehe, als ich vom Bahnhof kommend die Bondgenotenlaan,
also die "Straße der Verbündeten", in Richtung Altstadt marschiere,
sind jede Menge Belgier bei zwei ihrer liebsten Tätigkeiten:
.[B]Bier trinken und Pommes essen[/B] .

[SIZE="1](So leer ist es an meiner Lieblings-Frituur übrigens selten...)[/SIZE]


In Leuven ist nämlich Stadtfest und die ganze Straße ein einziger, 500m langer Biertisch!

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Großer Rummel auch am Alten Marktplatz,
wo die EM 2010 und ein Open-Air-Konzert
auf einen traumhaften Sommertag treffen:

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Dass Belgien schon in der Vorrunde kläglich gescheitert ist,
bremst kaum die Begeisterung der fußballverrückten Flamen -
sie machen auf 'Oranje' und feuern ersatzweise die Holländer an


Gehen wir ein paar Schritte zum Großen Markt.
Hier zwischen Stadhuis, dem historischen Rathaus aus dem 15. Jahrhundert...

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... und der ebenso alten St. Peterskirche...

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... liegt der Verteiler fürs Leuvener Leben.

Shopping, Restaurants, Plätze zum Treffen, die Uni -
alles im Umkreis von ein paar Hundert Metern.

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Und weil selbst der kürzeste Weg vorher Energie braucht
und hinterher durstig macht, freuen sich die Cafébesitzer:

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Andererseits muss es ja nicht immer ein anstrengender Fußmarsch sein.
Wie wäre es mit einer gemütlich-ökologischen Stadtrundfahrt?

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Stichwort Uni...

Studenten sind ja ein lustiges Völkchen.
Aber noch nicht mal Insider des 128. Semesters können mir plausibel erklären,
warum sie für ihr Schuhwerk einen so freiluftigen Aufbewahrungsort wählen:

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Ein Grund vielleicht, dass man zum Studieren einen klaren Kopf braucht.
Und 4 Paar getragene Latschen über Nacht in einer Altbau-WG...


Wenn die künftige Elite Belgiens nicht gerade damit beschäftigt ist,
ihre Adidassen zu lüften, dann lüften sie die Geheimnisse der Weisheit.
Und zwar an der Katholieke Universiteit, gegr. 1425, der ältesten Uni von ganz BeNeLux!

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Jahrhunderte der Geisteswissenschaft sind nicht ohne Folgen geblieben:

• Erasmus von Rotterdam und der spätere Papst Hadrian VI.
  haben ihre Abdrücke auf den harten Hörsaalbänken hinterlassen
  
• Helmut Kohl, Helmut Schmidt und Richard v. Weizsäcker sind Ehrendoktoren
  
• und sogar Georges Lemaître, der so einen Knall hatte,
  dass er daraus den Urknall machte, war Zögling und Lehrer am Institut
  

Bleibt zu hoffen, dass die Studien auch beim heutigen Jungvolk Folgen haben -
nicht nur in Form von Kenntnissen, wie man Schuhe an Drahtseile knüpft



Gleich gegenüber der Katholischen Fakultät
ertönen sehr untheologische Klänge

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Von Schülerbands bis zu den Wiener Philharmonikern hat wohl
jeder schon mal die Beatles gespielt, der eine Klampfe halten kann.
Was die Jugendlichen des "Liverpool Music Support Service" darbieten,
ist aber mehr als "nur" eine weitere Interpretation.

Schade, dass die Probe nach einer knappen Stunde zu Ende ist
und ich das Konzert am Abend aus Termingründen nicht besuchen kann...


Aber zum Rumbummeln reicht die Zeit noch!

Dabei stellt man Interessantes fest, z.B. dass sich bereits frühere Stadtväter
Gedanken um die Bedürfnisse ihrer Bürgersleut' gemacht haben:

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Je stiller die Gassen,
...je abgeschiedener die Gegend,
......desto überraschender die Motive...


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Die Laterne rechts hängt anscheinend in einer Ecke von Leuven,
wo noch nicht mal die Stadtreinigung hinkommt - nötig hätte sie es ;-)

Diese Ecke nennt sich Beginenhof und steht unter Denkmalschutz:

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In solchen Siedlungen lebten vor allem in Flandern und den heutigen Niederlanden
ab dem späten Mittelalter die Beginen, eine ordensähnliche Gemeinschaft von Frauen,
die sich im Sinne christlicher Nächstenliebe um Arme, Alte und Kranke kümmerte.

Die Schönen, Gesunden und Wohlhabenden wohnen damals wie heute
lieber in den renovierten Bürgerhäusern am Rande der Altstadt,
wo sich - ganz im Zeichen des "Lifestyle" - die Nostalgie in der Moderne spiegelt.

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Was wäre Belgien ohne Bier?
Das Gleiche wie Leuven ohne Stella Artois - nix!

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Im frankophonen Raum gehört das Stella schon fast zum Inventar,
in Deutschland - [SIZE="1]und sind wir nicht The Godfathers of Beer?[/SIZE] - sucht man es meist vergebens :beleidigt:

Warum wohl...?



Gleich gegenüber der Hafen:

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Einst lagen hier die großen Speicher für den Handel mit Wein und Textilien,
abends auch mal die Matrosen auf den Mädels oder zugedröhnt auf der Nase,
heute dümpeln nur noch einige wenige Frachter und Hausboote am Kai,
und alte Männer schlagen ihre Zeit mit Tratsch und Angeln tot.

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.

[hsk]

.
So ein Sightseeing-Tag vergeht rasend schnell -
und eh' man sich's versieht, is' Winter...

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Bis sich das allerdings herumgesprochen hat,
kann es ein Weilchen dauern:

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In Leuven sollte man es daran merken,
dass das Christkind stilecht vorgefahren kommt...

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... natürlich mit Tusch & Trara:

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Die Konkurrenz auf dem Weihnachtsmarkt schläft nicht
und veranstaltet ebenfalls einen prächtigen Radau.

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Klar, bei diesem Krach ist an seligen Schlaf nicht mehr zu denken

Daher hat man das Jesulein in der Krippe vor dem Rathaus
in Sicherheit gebracht und durch ein fotografiertes Double ersetzt.

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[SIZE="1](Vielleicht wurde der Hauptdarsteller
ja auch nur von Touristen gekidnapped... ;-))[/SIZE]


Der Weihnachtsmarkt findet in Löwen auf dem großen Platz
vor der Unibibliothek statt und ist mal was wohltuend Anderes.

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Nicht immer diese Holzbuden im Imbissstil mit Klappe vorne -
gucken, nächster Stand, gucken, nächster Stand

Die Zelte der Anbieter sind allesamt begehbar,
in manchen kann man vorne rein und hinten wieder raus
und steht dann in der Nachbar-Zeltstraße.

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Kein Geschiebe und Gedränge,
bei schlechtem Wetter ein Unterschlupf,
und wer länger schlüpft, der kauft auch mehr



Da die Auswahl an Weihnachtsdeko bei uns daheim
dank meiner lieben Susanne mehr als reichlich ist,
schaue ich mich weniger nach Kugeln und Flitter um
als vielmehr nach etwas, das mich wärmt - von Innen ;-)

Lange muss ich gar nicht suchen, denn "Glühwein" auf flämisch
[SIZE="1](= holländisch)[/SIZE] heißt schlicht und ergreifend:

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Wie praktisch...



Mitten auf dem Markt ist ein Tannenwäldchen aufgebaut.

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Und wer haust da?
Richtig - der "Kerstmann" :nikowink:

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Auch die anderen Blockhütten scheinen bewohnt -
ist aber gerade keiner zu Hause... ;-)

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Dann geh'n wa eben wieda

Als Souvenir nehmen wir uns noch einen Schinken mit,
"Weihnachtliches Rathaus mit Christbaum in Öl",
den wir uns daheim übers Sofa hängen:

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Oder doch lieber nicht...


Gruß,
Hans

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[Lia]

Moin,

nun zum x. Mal habe ich Deinen humorvoll- lehrreichen Bilder- Stadtbummel genossen.
Belgien ist eine Reise wert, vor allem die alten Städte, unter denen ich Gent und Brügge am besten kenne, Leuven nur flüchtig- nun aber aufgefrischt besser.:daumen:
Dass man immer noch aufpassen muss, wo man in diesem Land Französisch oder doch besser Deutsch oder Englisch spricht, mutet anachronistisch an im zusammenwachsenden Europa.

[hsk]

Die Unterhaltung geht hier weiter...

Gruß,
Hans

[Lia]

Edit- zu spät gesehen.