Alles überall fotografieren?
#1
Moin,
etwas spät und auf Umwegen stolperte ich über Post zur Diskussion.
http://www.juergens-workshops.de/board/s...953&page=2

Hier meine Frage:

Wo sind Grenzen auch der Fotografier-Leidenschaft?
Nicht nur gesetzlich, sondern ganz einfach aus Taktgefühl und Anstand?
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#2
...
Zitat: sondern ganz einfach aus Taktgefühl und Anstand?


frag dich beim knipsen ob Du in dem Fall vor der Linse erscheinen möchtest. Nein, dann lass es...

Im Grunde ist das aber viel diffizieler. Wenn dein Foto z.B. hilft Verbrecher zu überführen die - wie in letzter Zeit geschehen - einfach Leute totprügeln, dann sollte man das für die Polizei dokumentieren. Ist es aber ein Foto was nur das Leid anderer ausnutzt um selber zu Geld zu kommen, Unfallfoto mit viel Blut und Toten was dann an die Zeitung xy verhökert wird, ist es besser zu helfen als den Gaffer zu geben.

Das nur als krasse Beispiele, es gibt da auch viele andere Gratwanderungen.

Cu Helmut
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#3
Hallo Lia,

die rechtlichen Grenzen kann man nachlesen,
im Google, Wiki oder teilweise auch hier in Beiträgen.
Den Rest sollte man in den Fingerspitzen haben.

Wie Helmut schon sagte, kann es als Anhaltspunkt dienen,
ob einem selber die jeweilige Situation unangenehm wäre.

Die Menschen sind aber auch verschieden.
Der Eine lacht unbefangen, sobald er eine Kamera auf sich gerichtet sieht,
ein Anderer empfindet das als lästig oder aufdringlich, auch abhängig davon,
wo, von wem und in welchem Zusammenhang fotografiert wird.

Im Schlusswort zu Posting #4 [SIZE="1](nach unten scrollen)[/SIZE] habe ich geschrieben,
worauf es vor allem beim Fotografieren von Personen ankommt.

Eine allgemeingültige Grenze kann man nur schwer ziehen.
Aber man kann höflich fragen und wird - zumindest aus meiner Erfahrung -
eine freundliche Antwort bekommen: ja oder nein.
Wenn nein, dann ist das so, fertig.
Wenn ja, kann der Zauber einer unbefangenen Aufnahme dahin sein,
aber dann muss man das eben auch akzeptieren und auf das Bild verzichten.

Ganz besonders gilt das natürlich in anderen Kulturen!
Wir sind alle keine Kriegsreporter oder Paparazzi,
deren Bilder vom Reiz des Lüsternen, Verbotenen, Schockierendem leben,
und daher sollte es uns möglich sein, unseren Bilderwunsch
mit der Rücksichtnahme auf Menschenwürde und Privatsphäre zu vereinen.

Wann die Kamera aus bleiben sollte, das entscheidet der Einzelfall
und im Zweifel eine höfliche Frage.

Gruß,
Hans
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#4
Hallo Lia,
Handy-Kamera, Digi und Internet haben die Grenzen, die man früher als selbstverständlich respektierte, stark verschoben. Was stellen doch Jugendlich hemmungslos für scheußliche Fotos von Freunden und sich selbst ins Internet!! Nicht umsonst hat die Bundesregierung zu dem vorsichtigen Umgang mit privaten Daten (auch Fotos sind Daten) ermahnt, darauf hingewiesen, dass sie ein beliebtes Informationsfeld für Personalchefs sind.

Hier im Forum wirst Du wohl mehrheitlich Befürworter des Takt und Feingefühls finden, weil hier das Durchschnittalter wohl doch etwas über dem werberelevanten Alter liegt. Die Mehrheit hier kennt noch den guten alten Fotoapparat - nur eine winzig Minderheit besaß eine Minox- und mit ihm konnte man nicht einfach verdeckt aus Hüfte oder Handfläche "schießen". Dadurch hatte man den Konsens mit dem Fotomodell gelernt. (Nur im Ausland, im Urlaub, schien das vergessen. Da glaubte man, alles exotische ohne Rücksicht auf die Kultur des gastgebendes Landes auf Film bannen zu dürfen.)

Jetzt hat in meinen Augen ein vehementer Wandel der Kultur eingesetzt, beeinflusst durch die Medien. Früher hatten wir nur die eher stockkonservativen, moralinsauren Öffentlich-Rechtlichen. Schau Dir mal an, für was heute im Fernsehen alles die Intimatmosphäre bis in den hintersten Winkel geöffnet wird. Sei es Big Brother, Bauer sucht Frau, meine Operation, xyz braucht einen Freund/Freundin oder wie sie alle heißen. Selbst Kochsendungen – sie wurden mir als amüsant empfohlen - verändern die Grenzen. Zu dem "perfekte Dinner" gehört es, dass die Geladenen die ganze Wohnung und alle Schränke durchschnüffeln, hin bis zur Schreibtischschublade. Dieses Durchschnüffeln ist wahrscheinlich sogar ein Bestandteil des Teilnehmervertrages, um die Pausen zu füllen. Was meist Du, wieviele diese Verhalten unkritisch konsumieren und es als selbstverständlich für jeglichen Besuch halten? Für mich war das „hemmungslose in-meine-Schränke-schauen“ vor Jahrzehnten mal ein Grund, einen Gast zum Gehen aufzufordern. (Und ich würde heute wieder tun.)

Ferner sollte man nie Geilheit des "fotografiert-werden-wollen" unterschätzen. Auch an die kann man sich gewöhnen. Hundert mal öfter hört man: "warum ich nicht?" als "nein, bitte nicht"

das Privat-Kraut

Betriebssystem / Grafik-Software: Win 7
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#5
Guten Morgen,

ich denke da an unseren lieben Paolo und seine wunderschönen Portraitaufnahmen von Menschen auf der (fast) ganzen Welt.

Leider finde ich den Thread nicht in dem man ihn fragte, ob seine
"Modelle" denn immer einverstanden waren.

Seine Antwort war, dass er immer vorher gefragt hat und so sollte es auch sein.

Sicherlich hat jeder von uns schon mal heimlich auf den Auslöser gedrückt aber nicht um das Foto an die Yellowpress zu verhökern, sondern alleine fürs eigene Fotoalbum.

Mich hat man mal aus einem Vorgarten gescheucht, :haue: wollte nur eine schöne Blume fotografieren. Der Garten war nicht verschlossen aber halt Privatgrundstück.

Es ist aber oft nicht zu vermeiden, dass man fremde Personen mit auf dem Foto hat. Beispiele kennt sicherlich jeder von uns.
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#6
Moin zusammen,

gut, dass ich gestern nicht mehr zum Schreiben kam, denn besser als es hier steht, hätte ich meine Gedanken nicht rüberbringen können als Unkraut es tat.:daumen:
So fühle ich mich nicht so ganz allein mit meinen Eindrücken, denn ich vermute auch, dass es vielfach der Zeitgeist ist, der manche, früher tatsächlich selbstverständliche Grenzen und Regeln nicht mehr kennt oder ignoriert.

Dazu passen neuere Forschungen, die besagen, dass der technisierte Mensch zusehends die Fähigkeiten zur direkten Kommunikation, sei sie verbal oder nonverbal, verliert und ebenso den Blick über sich selbst hinaus verlernt, erst recht, wenn er einen Knipsapparat in der Hand/ vor Augen hat.
Bilder kosten nicht mehr wie früher, man hält drauf und löscht dann eben wieder.
Beliebigkeit, Verfügbarkeit, mangelndes Empfinden für das Gegenüber, die Medien sind denkbar schlechte Vorbilder.
Kein Gedanke daran, dass ein Mitmensch samt seiner beweglichen Habe oder auch nur die nicht einfach Objekt irgendeiner Kamera sein sein möchten, sich irgendwann im web wiederfindend, wo man gar nicht hinwollte.
Kann tatsächlich( nicht nur) eine Generationenfrage sein.
Da ich hier viel gelesen habe, weiß ich schon, dass die meisten sich der ungeschriebenen Regeln bewusst sind und sich daran halten.

Was das respektlose Ablichten jederzeit und überall betrifft:
Japaner und Deutsche waren und sind da führend!
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#7
Zitat:ich denke da an unseren lieben Paolo und seine wunderschönen Portraitaufnahmen von Menschen auf der (fast) ganzen Welt.

Leider finde ich den Thread nicht in dem man ihn fragte, ob seine
"Modelle" denn immer einverstanden waren.

Seine Antwort war, dass er immer vorher gefragt hat und so sollte es auch sein.

Nichts gegen Paolo, aber ich persönlich sehe da einen
grundlegenden Unterschied zwischen:
"Darf ich Dich fotografieren?"
und
"Darf ich Dich im WWW (World Wide Web) und darauf liegt
die Betonung
ausstellen?"

Internet ist nicht das Fotoalbum zuhause, zudem lassen sich
die Internet Spuren schlecht beaufsichtigen denn es ist weiterhin nicht nachvollziehbar,
was mit jenem Foto der freundlichen "Tibeterin" etc. in Folge geschieht.

Ohne "Model Release Vertrag" halte ich es für sehr bedenklich
Fotos zu veröffentlichen und Gnade dem Gott, der mich ohne
mein Wissen ablichtet und veröffentlicht.

Leider geschieht dies zu oft, schaue man die vielen Fotos
der Fotocommunity an , ich möchte mal wissen ob zum Beispiel
der "Nacktjogger am Ostseestrand" von der Fotografin im
Vorfeld darüber unterrichtet wurde, dass er nun auf der ganzen
Welt über Internet anzuschauen ist.

LG Ina
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#8
Moin,

geht ja tatsächlich meist darum, dass man zur Beute wird, die man stolz im web präsentiert.
Muss nicht jeder wollen.
Hat zwar jetzt nicht direkt mit Fotografieren zu tun, geht aber in die Richtung des ungewollt Festgehalten -Werdens:
Wir Nachbarn machen gerade mobil gegen einen anderen Nachbarn, der via Video-Cam nicht zur sein Grundstück, sondern auch die unsrigen und die gegenüberliegende Straßenseite abscannt.
Nicht mit uns! Egal, ob er die Ergebnisse ins web stellt oder nicht!
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