Die Würde des Tieres - andere Länder, andere Sitten?
#1
Es ist Sonntag in Charleroi, einer relativ überflüssigen Stadt in der Wallonie,
über die noch nicht mal Wikipedia mehr als Belanglosigkeiten zu berichten weiß.

Beim lustlosen Stromern durchs trostlose Zentrum treffe ich auf einen Krammarkt:
alter Trödel, neuer Billigkitsch, die in Belgien unvermeidlichen Comics von Hergé,
Lebensmittel, Spielsachen, Klamotten und dies und das.

Mit einigen Leuten komme ich ins Gespräch,
und immer wieder wird mir wärmstens empfohlen,
doch mal eine bestimmte Ecke des Marktes zu besuchen.
Die dort feilgebotenen belgischen Spezialitäten
müsse man gesehen haben, alles frisch aus der Region!

Region stimmt, frisch auch.
So frisch, dass die "Spezialitäten" nicht verzehrfertig angeboten werden sondern lebend.


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Die Händler reisen mit ganzen Lkw-Ladungen von Federvieh an
und stellen Tausende Tiere aller Gattungen zum Verkauf aus.
Darunter sind sowohl Tiere zum Schlachten und Essen als auch solche,
die von Hobby- und Berufszüchtern gekauft werden.


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Der große Vorrat steckt in den Lastwagen, teils eingepfercht in Metallboxen.
Das 'aktuelle Sortiment' auf den Tapeziertischen, wo es die Tiere
einzeln oder zu mehreren ein klein wenig bequemer haben,
wird je nach Kundenwunsch und Abverkauf immer wieder nachgefüllt.


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Zur Begutachtung holen die Verkäufer ihre Ware
mit einem beherzten Griff an die Gurgel aus dem Holzkäfig
und drücken sie dem Interessenten wie einen Klumpen Brotteig in die Hand.

Der überwiegende Teil der gehandelten Tiere ist essbares Geflügel
wie Hühner, Fasanen, Puten, Gänse, und die wiederum größtenteils zur Weiterzucht.
Kein Wunder - die Geflügelzucht ist ein weit verbreitetes Hobby in Belgien.

Einzelne Händler bieten jedoch auch Sing- und Ziervögel,
Fische und kleinere Haustiere wie Hundewelpen und Katzen an.


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Der Markt dauert den ganzen Tag, keines der Tiere hat in dieser Zeit,
soweit ich es beobachten konnte, irgendeine Möglichkeit,
an Nahrung und Wasser zu kommen oder sich außerhalb des Käfigs zu bewegen.

Fische schwimmen zumeist in Plastikwannen,
diese wiederum sind gestapelt wie Teppiche im Möbelhaus
und werden bei Bedarf sprich Kundeninteresse kurz mal umgeschichtet.


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Da Deutsche in Belgien nicht immer gern gesehen sind,
habe ich mich (wegen des Akzents in meinem Französisch)
bei einem Hundeverkäufer als Schweizer ausgegeben
und an einem Welpen Kaufinteresse bekundet.

Von seriösen Züchtern werden Welpen frühestens mit acht Wochen aus der Zuchtstätte genommen.
Sie kosten je nach Rasse und Stammbaum ganz grob zwischen € 800 und € 2.000.

Der angebotene Welpe war meiner Schätzung nach ca. 4-6 Wochen alt
und sollte € 250 kosten, weiterer Verhandlungsspielraum wurde angedeutet.

Als ich nach FCI-Papieren und Impfungen fragte, ging der Blick des Verkäufers
an mir vorbei zu zwei "Herren", die sich abseits hielten, mir jedoch schon zuvor aufgefallen waren.
Ich brach das Gespräch daraufhin schleunigst ab und trat den Rückzug an...

Aus verständlichen Gründen beschränkt sich
mein fotografisches Material auf die oben gezeigten Bilder.

Mehr ist wohl auch nicht nötig.

Gruß,
Hans
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#2
Ja, Hans, ein Thema, bei dem sich mir immer wieder die Nackenhaare aufstellen und sich bewahrheitet, dass der Mensch das bösartigste Raubtier ist, das die Natur hervorgebracht hat.

Mir blutet das Herz bei deinen Bildern und deiner plastischen Beschreibung und ich bin froh, nicht auch noch die Bilder von Welpen sehen zu müssen.

Aber warum in die Ferne schweifen, wo das Schlechte liegt so nah?

In Deutschland sind wir inzwischen auch schon wieder soweit, dass Welpen im Schaufenster angeboten werden.
Über Papageien, Affen und andere Exoten, die bei uns schon territorial nichts zu suchen hätten, regt sich schon längst niemand mehr auf.
Und diese Tiere werden angeboten, weil es dafür einen Markt und den Interessenten gibt, der das mit klingelnder Münze honoriert.
Auch wir "modernen" und *ach so zivilisierten* Völker verkaufen unsere Moral und Ethik inzwischen wieder für ein paar Silberlinge.

Es gibt "liebende" Mütter und Väter, die mit ihren Kindern den Gang durch so ein Geschäft als quasi entspannten "Zoobesuch" verstehen und es als lustiges Freizeitvergnügen betrachten, so *niedliche, kleine, kuschlige* Wesen begaffen und betatschen zu können.

Es muss nur Augen und einen Herzschlag haben.

Weiter geht dann das Verständnis und Gefühl für eine so geschundene Kreatur nämlich nicht und auch ihren Kindern werden sie damit keine höhere Moral und Wertvorstellung vom Leben vermittel können.

Es ist furchtbar traurig und ich hoffe inständig, dass sich unser Schöpfer etwas Sinnvolles dabei gedacht hat, uns Menschen zu schaffen oder anderenfalls diesen Fehler alsbald korrigiert.

Danke, dass du dieses Thema mit deinem Beitrag mal wieder in den kritischen Fokus rückst.
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#3
Hallo zusammen,

Und diese Tiere werden angeboten, weil es dafür einen Markt und den Interessenten gibt, der das mit klingelnder Münze honoriert.......und so lange es diese Interessenten gibt :haue: hört das nie auf.


Diesen Link habe ich vor kurzem im Netz gefunden:

http://www.horsecare.org.za/hackney-stud...on-n-cape/
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#4
Ich sehe es doch immer wieder wenn wir nach Polen fahren, ich könnte jedesmal vor Wut platzen. Als es draußen -15° waren haben die Welpen dort bei eisiger Kälte in Käfigen oder Pappkartons gesessen. Ein Bild des Grauens und was machen die deutschen Besucher, kaufen aus Mitleid das arme geschöpf und sind stolz ein Tier gerettet zu haben.:haue: Wenn ich gekonnt hätte wie ich wollte. dann wären alle Verkäufer von mir nacktig stundenlang über den markt getrieben worden.Und mit den Hundekäufern anlegen hat keinen Zweck die sind alle beratungsresistend. Mich macht das alles so furchtbar wütend, obwohl ich weiß das wir degegen sowieso nichts tun können.
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#5
Warum andere Länder? - Diese Sitten gibt es auch in Deutschland! :stinkig:

Passend zum Thema, der gestrige Unfall auf der Autobahn A61
bei Schifferstadt mit Hundewelpen auch für deutsche Händler.
[URL="http://www.derwesten.de/panorama/hundetransporter-verunglueckt-auf-autobahn-id6417086.html]
"Die Hunde waren auf dem Weg von der Slowakei zu einem Händler in Deutschland und fünf Händlern in Belgien."[/URL]

Die Lösung des Problems ist nur über eine EU-einheitliche
gesetzliche Regelung möglich. Und das kann dauern.

Gruß

Trance
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#6
Ich schreibe lieber nicht,was ich mit diesen Käufern gemacht hätte - darauf steht nämlich lebenslänglich :stinkig:.
Arlena
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#7
"Die Lösung des Problems ist nur über eine EU-einheitliche
gesetzliche Regelung möglich. Und das kann dauern."


Die Lösung liegt in den Köpfen der Käufer"
Was soll die EU noch alles regulieren?
Die kümmern sich lieber um die Länge von Gurken und früher auch um den Krümmungsgrad von Bananen. Solange das Tier vor dem Gesetz nur eine "Sache" ist, wird sich da nichts ändern.

Es gab mal eine Zeit, da haben Tierschützer Robbenbabies mit Farbe besprüht um den Wert der Felle zu minimieren.....
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#8
Die Hundezucht (und der Handel mit Welpen) ein unendliches Thema....

nachdem aktuell ein Zoogeschäft im Ruhrpott Welpen wieder "hinter Glas" anbietet, ist der dt. Gesetzgeber massiver gefordert.

Auch unter dem Dach des VDH geht es nicht immer mit rechten Dingen zu. So ist in Inzucht 1. Gerades noch lange nicht verboten. Erst eine Rasse (engl. Bulldoggen) ist wegen Qualzucht ausgeschlossen worden. Dem Modehund Mops, der fast unter den gleichen Gebrechen leidet, dürfte dies nicht passieren.

Kann mir jemand erklären, weshalb eine Züchterin, dazu noch Zuchtwartin des VDH einen, geschweige denn mehrere Besuchstermine vor dem Abgabetermin strikt ablehnte? Unter dem Dach des VDH: ein Hund (Owtscharka) ist 3 mal im Vorführring zusammengebrochen, musste diesen aber nicht verlassen!! (selber gesehen)

Sogenannte "Südlandhund?" Sie werden ebenfalls zum Teil für den Freikauf durch Hilfsorganisationen gezüchtet. Straßenhunde? Auch wenn die Hundezeitungen voll von gelungenen Integrationen sind, habe ich am Neckar nie wahrhaftig erlebt, dass ein Straßenhund ein guter Familienhund geworden ist.

(übrigens kosten Welpen von seriösen Züchtern in den Neuen Bundesländern etliche hunderte Euro weniger als die gleiche Rasse in den alten Bundesländern)

Einigen deutschen Tierheimen droht angeblich die Pleite, wenn ihr "Handel" mit Hunden aus den Südländern besteuert wird.

Es ist zum Weinen.......Der Hund – ein Milliarden-Geschäft

das Hundekraut

Betriebssystem / Grafik-Software: Win 7
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#9
Prinzipiell mache ich immer noch den Unterschied zwischen Züchtern und blanken Vermehrern.
Wo der Unterschied liegt? Ich kann mühelos die Gesundheits- Checks und die Leistungsprüfungen über Generationen zurückverfolgen, bekomme gesunde, geimpfte, sorgfältig geprägte Welpen.
Garantie gibt es natürlich nie, aber zumindest beste Voraussetzungen für gesunde, leistungsstarke Hunde.
Die kosten dann auch satt Geld, aber welche Vorleistungen zu erbringen sind, um einen Setter überhaupt erst zuchttauglich zu bekommen, ist schon bemerkenswert.
Klaro gibt es auch unter dem Dach üble Ausreißer, doch die werden im Allgemeinen irgendwann doch entlarvt.
Dass vieles unter dem Dach des VDH nicht stimmt, da hast Du Recht. Beispiel Mops:
Würde ich mir aus der Dissidenz kaufen, wo man bewusst und mit klaren Regeln die Fehler wieder herauszüchtet, die letztlich unter FCI/VDH-Dach zu kranken, kaum lebensfähigen Tieren geführt haben.
Zitat:Sogenannte "Südlandhund?" Sie werden ebenfalls zum Teil für den Freikauf durch Hilfsorganisationen gezüchtet. Straßenhunde? Auch wenn die Hundezeitungen voll von gelungenen Integrationen sind, habe ich am Neckar nie wahrhaftig erlebt, dass ein Straßenhund ein guter Familienhund geworden ist.
Hast Du Arlena und mich stöhnen hören? MrGreen
Wir sind beide in einem Forum, in dem vielen, die die solche Südis, oft aus Jagdhunde-Rassen mit völligen Fehlinformationen und Knebelverträgen aufgeschwatzt bekamen, so gut als möglich geholfen wird.
Gegen jede Anweisung und Knebel in den Verträgen der Import- Tierschutz-Tussis verstoßend, gelingt es dann doch, den ein oder anderen Hund auf die Reihe zu bekommen.
"Georg62 schrieb:Die Lösung liegt in den Köpfen der Käufer"
Sicherlich, und eben dort liegen Unterschiede in den Mentalitäten, die sich allenfalls langsam überbrücken lassen.
Ich sage das hier jetzt erstmal ganz wertfrei.
Ich finde vieles genauso erschreckend und entsetzlich wie alle hier, das ist wieder eine andere Sache.
Wir können uns Tierschutz eigentlich schon lange leisten- in anderen Ländern mangelt es bis heute am nötigsten für die Menschen. Nicht gerade in Belgien, oder doch?
Gesetze werden am Ende nicht viel bewirken, auch wieder Sache der Kultur und Mentalität. Nicht überall ist man so
"gesetzesgläubig" wie hier.
Die Mentalitäten und die Lebensbedingungen der Menschen in manch europäischen Land gilt es maßvoll zu beeinflussen und positiv zu verändern.
Am deutschen Wesen muss aber nicht ganz Europa genesen, bekommen von mir die teutschen Waidgenossen wie auch Tierschützer genauso gesagt.
Manches, was hier unter Tierschutz läuft, ist schlicht daneben und mehr emotional denn sachlich begründet.
In krassem Widerspruch dazu solche Dinge wie der Billig-Hund-Import und der massenhafte Konsum von Billig-Fleisch aus Massentierhaltung etc.
Und wieder der nächste Widerspruch in sich:
Die gleichen Leute, die solches Fleisch beim Discounter in Mengen kaufen, gehen verbal auf mich los, wenn sie erfahren, dass ich mit Bambi-Mördern unterwegs bin, Wild aufbrechen und zerwirken kann und es mir immer noch weh tut, aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst jagen zu dürfen.
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#10
Unkraut schrieb:Kann mir jemand erklären, weshalb eine Züchterin, dazu noch Zuchtwartin des VDH einen, geschweige denn mehrere Besuchstermine vor dem Abgabetermin strikt ablehnte? Unter dem Dach des VDH: ein Hund (Owtscharka) ist 3 mal im Vorführring zusammengebrochen, musste diesen aber nicht verlassen!! (selber gesehen)
das Hundekraut

De Schwob secht do »Vetterleswirtschaft«
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