Spiegelnde Oberflächen fotografieren
#1
Hi ihr da draussen

Also wie in einem anderen Treat bereits erwähnt versuche ich mich an Fotomontagen aus unseren Hochzeitsbildern. Klappt ganz gut, bis auf einige technische Details.

Da meine Frau aus Asien stammt, versuche ich natürlich asiatische Elemente in die Montagen einzubauen.

Ich selbst und auch manch Bekannter hat so asiatische Lackarbeiten in der Wohnung hängen. Die hab ich versucht zu Fotografieren. Ist nicht ganz einfach. Meist ist die Wohnung so dunkel das man den Blitz braucht. Jedoch spiegelt die Oberfläche solcher Sachen, wodurch man halt den Blitz sieht und ein weisser Fleck entsteht.

Wenn ich etwas seitlich an die Sache rangehe bin ich zwar den Fleck los aber die Perspektive ist verzerrt. Also ein eigentliches Rechteck wird zum Trapez.

Nun könnte ich meine eigenen Sachen von der Wand nehmen zum knipsen. Aber bei Bekannten kann man das schlecht. auch irgendwelche Beleuchtungstechnik ist schlecht zum mitnehmen.

Gibt es irgendwelche einfachen Tricks und Kniffe die halt ein richtiger Fotograf kennt und ich halt nicht um solche Probleme zu meistern.

MfG

Matthias
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#2
Hallo Matthias,

wenn es "irgendwelche einfache Tricks" gäbe,
würden Fotografen nicht den Gegenwert eines Kleinwagens
für Beleuchtungssysteme ausgeben... :icon_troest:

Also mal ein bisschen ausführlicher, weil das Problem
grundlegend ist und beim Fotografieren immer wieder auftaucht.


1. Am einfachsten:

Für ordentliche Beleuchtung sorgen
und das Teil doch ans Tageslicht bringen.
Sollte bei "Bekannten" eigentlich kein großes Problem sein.

Wenn Fotografen Tageslicht wollen, dann gehen sie ebenfalls raus.
Das geübte Auge sieht den Unterschied zur Studiobeleuchtung immer!


2. An der Kamera

Ohne Blitz fotografieren, dafür...

... Blende auf.
Flache Objekte an der Wand brauchen keine Tiefenschärfe.

... ISO hoch.
Eine gute Cam verkraftet bei Zimmerbeleuchtung auch mal 1.600.

... Verschlusszeit verlängern.
Dazu musst Du natürlich ein Stativ mitnehmen,
was wiederum "technischen Aufwand" und Schlepperei bedeutet.


3. Am Blitz

Du kannst das Blitzlicht weicher machen,
z.B. mit Bouncern, Softboxen, Diffusoren usw.
Ganz eliminieren wirst Du den Spiegelreflex damit auch nicht.

Außerdem ist das ja auch wieder Aufwand...


4. Bei der Aufnahme

Dass Du den aufleuchtenden Blitz in Form eines Lichtfleckes
auf dem Bild siehst (1), ist bei glatten Oberflächen nur logisch,
und das kannst Du beim Direktblitzen auch nicht vermeiden.
Wenn Du in den Spiegel schaust, siehst Du Dich ja auch selber.

Entweder Du blitzt indirekt eine Wand oder die Decke an (2),
sollte man eigentlich sowieso machen...
Profis nehmen dafür einen Reflektor.

Oder Du bringst die Cam aus der Schusslinie des Reflexes (3).
Hast Du ja gemacht, indem Du schräg fotografiert hast.
Die Verzerrung kann so furchtbar kaum sein,
außerdem kannst Du sie bei dem freigestellten Objekt in PI korrigieren.
Je größer der Abstand zwischen Cam und Objekt, desto kleiner die Verzerrung.

Oder Du trennst Cam und Blitz und lenkst den Reflex an der Cam vorbei (4).
Setzt einen Helfer voraus, der den Blitz hält, sowie ein Blitzkabel.

0324
[Bild: 3049932428_d647601fe4.jpg]

Wichtig ist nicht nur die Blitz- und Aufnahmerichtung,
sondern auch (was bei den Beispielen nicht so klar rüberkommt)
dass der Blitz außerhalb der gespiegelten Kameraebene liegt.

Der Blitz muss also so weit von der Cam entfernt
oder aber der Aufnahmewinkel so schräg sein,
dass er im von der Objektoberfläche gespiegelten Bild nicht zu sehen ist.

Im Beispiel 2 ist etwas grenzwertig...

Wie auch immer - wenn Du statt Schnellschüssen gute Bilder willst,
musst Du dafür auch etwas tun, und ganz ohne Aufwand geht das nicht.

Auch Fotografen kochen nur mit Wasser... ;-)

Gruß,
Hans
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#3
Hallo Matthias,
Falls die Kamera keinen "speziellen", manuell einstellbaren Aufhellblitz anbietet, kann man
diesen mit einem weissen, dünnen "Papier" Tempo/Wc-Papier, 1 Lage davon! nahe, direkt
vor den Blitz gehalten, genutzt und abgemildert werden. Man "bastelt" sich damit schnell
und billig einen sogenannten Bouncer.
Dies ergibt ein weicheres Licht, und lässt Hautpartien o.ä. nicht so glänzen...
Versuche sind angesagt um herauszufinden, wie viele "Lagen" Papier man dafür braucht!
Was Deine Kamera bietet, steht in der "Verbrauchsanweisung" geschrieben! ;-)
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#4
*örgshüstel*
Hans war schneller.
Und ich hoff mal, das ich nicht ganz so
falsch mit meinem Beitrag liege?! :oops:
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#5
Hallo Marina,

passt schon, was Du sagst :daumen:

Das Tempo oder WC-Papier ist eine prima Idee.
Ich nehme immer weißes Backpapier,
aber das hat man unterwegs ja nicht immer einstecken... ;-)

Man muss dann nur noch die richtige Dicke herausexperimentieren,
denn der Bouncer schluckt mit der Blitzhärte gleichzeitig auch Lichtleistung.

Der Aufhellblitz dagegen wird bei spiegelnden Objekten kaum etwas bringen.
Es geht ja nicht um die sanfte, gezielte Aufhellung des Motivs,
sondern darum, dass der Reflex unterbleibt.
Streng genommen wird aber auf der glatten Oberfläche das abgebildet,
was jemand sehen würde, der neben dem Objekt steht
und der blitzenden Kamera entgegenblickt.

Wenn Du Dich fotografieren lässt und direkt in den Blitz schaust,
dann macht es für Deine Augen keinen großen Unterschied,
ob normal oder aufhellgeblitzt wird.

Gruß,
Hans
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#6
Dankeschön Hans. Smile

Wieder was dazu gelernt. :oops:
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#7
Hi ihr beiden.

Dankeschön fürs erklären. Hier kann man ne Menge lernen.

Da ich nur eine Kompakte H3 von Sony habe und den Blitz nicht abbauen kann, bleibt wohl nur die Sache mit den Tempos.

MfG

Matthias
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#8
PS. eigentlich gehört die Erklärung von Hans gleich mit in die Rubrik Expertenwissen. So unter wie blitze ich richtig.

MfG

Matthias
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#9
Danke für die Anregung, Matthias.


Kommt irgendwann vielleicht noch, dann aber wieder im größeren Rahmen,
weil Blitzen nur ein Teil vom "richtigen" Handling des Apparillos ist.


Und selbst beim Thema Blitz ist das, was ich oben gesagt habe,
nur [SIZE="1]so viel[/SIZE] von [SIZE="6]sooooo viel[/SIZE], was es zu sagen gäbe... ;-)


Gruß,
Hans
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