Schön, dass Du wieder da bist! Solltest Du Teil 1 verpasst haben - er steht hier.
Jetzt also zur...
[SIZE="4]Bildbearbeitung[/SIZE]
Eins vorweg: aus Tütensuppe und Dosenravioli wird nie ein 5-Sterne-Menü!
Wirklich gute Bilder erhält man nur durch gutes Ausgangsmaterial,
dem man im PI das i-Tüpfelchen aufsetzen kann.
Damit wir die Resultate der einzelnen Bearbeitungsschritte deutlich nachvollziehen können,
habe ich ein Katastrophenfoto gemacht, bei dem so ziemlich alles schief gegangen ist.
Schlechte Ausleuchtung... Farbstich... miese Schärfe.
Beginnen wir also mit der...
1. Tonwertkorrektur
und schauen uns das Histogramm an.
Auf den ersten Blick erkennt man, was das Bild schon vermuten ließ: eindeutig zu dunkel.
Im rechten Bereich fehlen viele Informationen. Die Kamera nimmt sich das Hellste,
was sie kriegen kann, als Referenzwert, und weil das bestenfalls hellgrau ist
(vom Farbstich sehen wir momentan noch ab), wird alles andere ebenfalls zu einem dunklen Brei.
0012
Ich schiebe den weißen Regler nach links, bis er unter dem Beginn des Berges steht.
Damit sage ich dem Bild, wo sein Hellbereich gefälligst anzufangen hat – nicht dort,
wo sowieso keine Informationen vorhanden sind, sondern da, wo sie tatsächlich anfangen.
Läge der leere Bereich links, müsste ich das Gleiche mit dem schwarzen Regler machen
und ihn bis zum Bergbeginn nach rechts schieben.
Schon jetzt kann ich ein bisschen mehr Einfluss auf die Beleuchtung nehmen
und die Regler über den Bergbeginn hinaus ein kleines Stück weiter nach innen schieben.
Ebenso spiele ich mit dem mittleren Regler und helle das Bild damit insgesamt auf oder dunkle es ab.
Als Alternative kann ich auch auf „Strecken“ klicken. Damit schneide ich die Bereiche
mit fehlender Information nicht ab, sondern überlasse es dem Programm, sie mit den vorhandenen
Informationen zu füllen und diese über den ganzen Bereich zu verteilen – also genau andersrum.
Das kann manchmal sogar zu besseren Ergebnissen führen, aber ebenso gut in die Hose gehen.
Ich probiere meistens beides aus und entscheide mich für die Variante, die mir besser gefällt.
Als nächstes mache ich einen...
2. Weißabgleich
Der ist auch bitter nötig, denn das Bild hat durch die schlechte Beleuchtung einen furchtbaren Farbstich.
Ich habe vier Möglichkeiten:
a) ich verlasse mich auf die automatische Korrektur, die mir PI nach dem Öffnen des Weißabgleichs vorschlägt,
b) ich klicke eines der Beleuchtungssymbole an, die für verschiedene Lichtsituationen stehen,
c) ich klicke auf „Farbe auswählen“ und dann mit der Pipette auf eine Stelle im linken Bild,
....die meiner Meinung nach weiß sein sollte,
d) ich steuere die Farbtemperatur manuell mit dem Regler oder durch Zahleneingabe.
0013
Ich habe mich hier für die manuelle Regelung entschieden und so lange mit dem Regler gespielt,
bis die weißen Bereiche aus dem Motiv auch im Bild weiß bzw. farbneutral waren.
Die Anpassung der anderen Farben regelt PI automatisch, denn durch den Weißabgleich hat es jetzt
endlich einen Anhaltspunkt, welche Farbtemperatur die Beleuchtung beim Fotografieren hatte.
Das Bild ist leider immer noch ziemlich schlaff.
Bevor ich mich an Feinheiten machen kann,
brauche ich eine weitere Funktion, und das ist...
3. Lichter – Mitteltöne – Schatten (LMS)
Zunächst habe ich keine Ahnung, mit welchen Einstellungen ich an das Bild rangehen könnte.
Ich weiß nur, dass es flach, traurig und irgendwie lustlos wirkt. Als ganz grobe Faustregel merke ich mir:
Mitteltöne hoch (10-25)
Schatten runter (5-15)
Lichter hoch (0-10)
Und dann hilft nur noch ausprobieren...
0014
Bei diesem Bild musste ich etwas heftiger zu den Reglern greifen, das Original war einfach zu mies drauf.
Aber nun sieht es schon viel freundlicher aus und hat ein bisschen frischen Glanz bekommen.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für alle anderen Bearbeitung, die ich mit dem Bild noch vorhabe.
Ich sehe es nach den bisherigen drei Grundfunktionen deutlicher vor mir,
habe die groben Fehler aus dem fotografierten Original weitgehend ausgemerzt
und kann genauer beurteilen, wie ich es noch weiter verbessern könnte.
Im einzelnen werde ich ein bisschen Sonne und Sättigung hinzufügen,
in verschiedenen Ebenen die Farbtöne leicht ändern, dem dürren Gestrüpp
zwischen den Autos einen Hauch von Grün verpassen
und Bildfehler wie Artefakte und Kratzer beseitigen.
Abschließend kommt jetzt der schwierigste Teil, die...
4. Unschärfemaske (USM)
Ich habe folgendes Problem: einerseits befinden sich im Bild jede Menge
unscharfe Kanten, die hauptsächlich daher kommen, dass bereits das Original
zu dunkel und mit viel zu wenig Kontrast aufgenommen wurde.
Wenn ich diese Kanten ordentlich schärfe,
beginnen die gleichmäßigen Flächen zu rauschen.
Manche schwarzweißen Kanten wiederum werden wohl stufig,
denn die sind bereits ziemlich kontrastreich.
Ich muss also einen Kompromiss finden.
Zuerst erstelle ich einige Auswahlen um kontrastreiche Bereiche herum,
die ich vom Schärfen ausklammern will.
Dann setze ich den Schwellenwert nicht auf 1 (wie bei einem
normal durchstrukturierten Bild ohne große Flächen), sondern auf 5.
Ich erhöhe also die Ähnlichkeitsgrenze der Pixel, ab der die USM greifen soll.
Damit lasse ich die Flächen mit minimalen unterschiedlichen Pixeln
weitgehend unangetastet. Für Radius und Menge nehme ich Standardwerte.
0015
Mit diesen Einstellungen führe ich die USM nun mehrmals hintereinander aus
und kontrolliere jedes Mal das Ergebnis.
Ähnlich wie beim Komprimieren darf ich auf keinen Fall nur ein einziges Mal
und dafür mit zu großen Werten arbeiten wollen.
Das mehrmalige sanfte Schärfen führt immer zu einem besseren Resultat.
Habe ich den Eindruck, dass Kanten ausfransen, Flächen mit Rauschen beginnen
oder das ganze Bild zu stechend wirkt, habe ich das Optimum herausgeholt.
Ob es auch wirklich eine optimale Schärfe ist, das steht auf einem anderen Blatt.
Aber mit weiterem Schärfen würde ich mehr kaputt machen als Nutzen erzielen.
Und so sieht nun das Endergebnis aus:
0016
Natürlich ist das nicht perfekt, aber wenn wir uns das Ausgangsfoto anschauen,
wirkt es schon recht brauchbar. Und es zeigt deutlich, wie wichtig es ist, sich nicht nur
auf die rettende EBV zu verlassen, sondern sich bereits beim Fotografieren ein wenig Mühe zu geben.
So, das war mein persönlicher Workflow mit den wichtigsten Schritten, einer nach dem anderen.
Für Anregungen, Kritik und lebhafte Diskussionen bin ich wie immer zu haben.
Ansonsten hoffe ich, dass Euch der Beitrag ein wenig nützt
und wünsche viel Spaß und Erfolg beim Nacharbeiten!
Gruß,
Hans
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Eins vorweg: aus Tütensuppe und Dosenravioli wird nie ein 5-Sterne-Menü!
Wirklich gute Bilder erhält man nur durch gutes Ausgangsmaterial,
dem man im PI das i-Tüpfelchen aufsetzen kann.
Damit wir die Resultate der einzelnen Bearbeitungsschritte deutlich nachvollziehen können,
habe ich ein Katastrophenfoto gemacht, bei dem so ziemlich alles schief gegangen ist.
Schlechte Ausleuchtung... Farbstich... miese Schärfe.
Beginnen wir also mit der...
1. Tonwertkorrektur
und schauen uns das Histogramm an.
Auf den ersten Blick erkennt man, was das Bild schon vermuten ließ: eindeutig zu dunkel.
Im rechten Bereich fehlen viele Informationen. Die Kamera nimmt sich das Hellste,
was sie kriegen kann, als Referenzwert, und weil das bestenfalls hellgrau ist
(vom Farbstich sehen wir momentan noch ab), wird alles andere ebenfalls zu einem dunklen Brei.
0012
Ich schiebe den weißen Regler nach links, bis er unter dem Beginn des Berges steht.
Damit sage ich dem Bild, wo sein Hellbereich gefälligst anzufangen hat – nicht dort,
wo sowieso keine Informationen vorhanden sind, sondern da, wo sie tatsächlich anfangen.
Läge der leere Bereich links, müsste ich das Gleiche mit dem schwarzen Regler machen
und ihn bis zum Bergbeginn nach rechts schieben.
Schon jetzt kann ich ein bisschen mehr Einfluss auf die Beleuchtung nehmen
und die Regler über den Bergbeginn hinaus ein kleines Stück weiter nach innen schieben.
Ebenso spiele ich mit dem mittleren Regler und helle das Bild damit insgesamt auf oder dunkle es ab.
Als Alternative kann ich auch auf „Strecken“ klicken. Damit schneide ich die Bereiche
mit fehlender Information nicht ab, sondern überlasse es dem Programm, sie mit den vorhandenen
Informationen zu füllen und diese über den ganzen Bereich zu verteilen – also genau andersrum.
Das kann manchmal sogar zu besseren Ergebnissen führen, aber ebenso gut in die Hose gehen.
Ich probiere meistens beides aus und entscheide mich für die Variante, die mir besser gefällt.
Als nächstes mache ich einen...
2. Weißabgleich
Der ist auch bitter nötig, denn das Bild hat durch die schlechte Beleuchtung einen furchtbaren Farbstich.
Ich habe vier Möglichkeiten:
a) ich verlasse mich auf die automatische Korrektur, die mir PI nach dem Öffnen des Weißabgleichs vorschlägt,
b) ich klicke eines der Beleuchtungssymbole an, die für verschiedene Lichtsituationen stehen,
c) ich klicke auf „Farbe auswählen“ und dann mit der Pipette auf eine Stelle im linken Bild,
....die meiner Meinung nach weiß sein sollte,
d) ich steuere die Farbtemperatur manuell mit dem Regler oder durch Zahleneingabe.
0013
Ich habe mich hier für die manuelle Regelung entschieden und so lange mit dem Regler gespielt,
bis die weißen Bereiche aus dem Motiv auch im Bild weiß bzw. farbneutral waren.
Die Anpassung der anderen Farben regelt PI automatisch, denn durch den Weißabgleich hat es jetzt
endlich einen Anhaltspunkt, welche Farbtemperatur die Beleuchtung beim Fotografieren hatte.
Das Bild ist leider immer noch ziemlich schlaff.
Bevor ich mich an Feinheiten machen kann,
brauche ich eine weitere Funktion, und das ist...
3. Lichter – Mitteltöne – Schatten (LMS)
Zunächst habe ich keine Ahnung, mit welchen Einstellungen ich an das Bild rangehen könnte.
Ich weiß nur, dass es flach, traurig und irgendwie lustlos wirkt. Als ganz grobe Faustregel merke ich mir:
Mitteltöne hoch (10-25)
Schatten runter (5-15)
Lichter hoch (0-10)
Und dann hilft nur noch ausprobieren...
0014
Bei diesem Bild musste ich etwas heftiger zu den Reglern greifen, das Original war einfach zu mies drauf.
Aber nun sieht es schon viel freundlicher aus und hat ein bisschen frischen Glanz bekommen.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für alle anderen Bearbeitung, die ich mit dem Bild noch vorhabe.
Ich sehe es nach den bisherigen drei Grundfunktionen deutlicher vor mir,
habe die groben Fehler aus dem fotografierten Original weitgehend ausgemerzt
und kann genauer beurteilen, wie ich es noch weiter verbessern könnte.
Im einzelnen werde ich ein bisschen Sonne und Sättigung hinzufügen,
in verschiedenen Ebenen die Farbtöne leicht ändern, dem dürren Gestrüpp
zwischen den Autos einen Hauch von Grün verpassen
und Bildfehler wie Artefakte und Kratzer beseitigen.
Abschließend kommt jetzt der schwierigste Teil, die...
4. Unschärfemaske (USM)
Ich habe folgendes Problem: einerseits befinden sich im Bild jede Menge
unscharfe Kanten, die hauptsächlich daher kommen, dass bereits das Original
zu dunkel und mit viel zu wenig Kontrast aufgenommen wurde.
Wenn ich diese Kanten ordentlich schärfe,
beginnen die gleichmäßigen Flächen zu rauschen.
Manche schwarzweißen Kanten wiederum werden wohl stufig,
denn die sind bereits ziemlich kontrastreich.
Ich muss also einen Kompromiss finden.
Zuerst erstelle ich einige Auswahlen um kontrastreiche Bereiche herum,
die ich vom Schärfen ausklammern will.
Dann setze ich den Schwellenwert nicht auf 1 (wie bei einem
normal durchstrukturierten Bild ohne große Flächen), sondern auf 5.
Ich erhöhe also die Ähnlichkeitsgrenze der Pixel, ab der die USM greifen soll.
Damit lasse ich die Flächen mit minimalen unterschiedlichen Pixeln
weitgehend unangetastet. Für Radius und Menge nehme ich Standardwerte.
0015
Mit diesen Einstellungen führe ich die USM nun mehrmals hintereinander aus
und kontrolliere jedes Mal das Ergebnis.
Ähnlich wie beim Komprimieren darf ich auf keinen Fall nur ein einziges Mal
und dafür mit zu großen Werten arbeiten wollen.
Das mehrmalige sanfte Schärfen führt immer zu einem besseren Resultat.
Habe ich den Eindruck, dass Kanten ausfransen, Flächen mit Rauschen beginnen
oder das ganze Bild zu stechend wirkt, habe ich das Optimum herausgeholt.
Ob es auch wirklich eine optimale Schärfe ist, das steht auf einem anderen Blatt.
Aber mit weiterem Schärfen würde ich mehr kaputt machen als Nutzen erzielen.
Und so sieht nun das Endergebnis aus:
0016
Natürlich ist das nicht perfekt, aber wenn wir uns das Ausgangsfoto anschauen,
wirkt es schon recht brauchbar. Und es zeigt deutlich, wie wichtig es ist, sich nicht nur
auf die rettende EBV zu verlassen, sondern sich bereits beim Fotografieren ein wenig Mühe zu geben.
So, das war mein persönlicher Workflow mit den wichtigsten Schritten, einer nach dem anderen.
Für Anregungen, Kritik und lebhafte Diskussionen bin ich wie immer zu haben.
Ansonsten hoffe ich, dass Euch der Beitrag ein wenig nützt
und wünsche viel Spaß und Erfolg beim Nacharbeiten!
Gruß,
Hans
Und wie immer gilt:
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