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Aus dem Leben eines Revoluzzers[/SIZE][/INDENT]
[INDENT][INDENT][SIZE="5]
I[/SIZE]n einer kalten Winternacht,
da ward ein Kind zur Welt gebracht.
Die Mutter fragt: "Wie kann das sein?
Nie ließ ich mich mit Kerlen ein!"
Und auch den Vater mit Erstaunen
hört man zu sich selber raunen:
"Sapperlot, meine Marie
ist Jungfrau - selbst ICH durfte nie…"
[INDENT]Im Himmel grinst ein alter Mann:
"Was fangt Ihr mit dem Balg nun an?"[/INDENT]
[SIZE="5]J[/SIZE]osef sprach: "Es hilft ja nix,
da hat uns wohl mit seinen Tricks
der Liebe Gott von ganz hoch droben
dieses Kind untergeschoben.
Weib, so höre auf zu flennen,
wir müssen ihn erst mal benennen!"
Maria grübelt, denkt und spricht:
"Warum nennen wir den Wicht
nicht Denis, Kevin oder Walter?
Klingt doch hipp, wat meinste, Alter?"
"Jesus, was für blöde Namen,
die Dir in den Sinn grad kamen…"
"Jesus?? Wunderbar, das isses!
Alles andere: vergiss es!
Lass uns schnell zum Pfarrer laufen,
der soll ihn dann 'Jesus' taufen."
[INDENT]Im Himmel seufzt der alte Mann:
"Na, das fängt ja heiter an…"[/INDENT]
[SIZE="5]N[/SIZE]ach der Taufe steigt die Fete,
und mit Pauke und Trompete
erscheint die dreifach' Onkelschar:
Caspar, Melchior, Balthasar.
Sie reichen wertvolle Geschenke
auf dass nur kein Verwandter denke,
dass man sich würde lumpen lassen.
Heut' ist Party - hoch die Tassen!
In Nazareth herrscht warmes Klima,
drum gedeihet Jesus prima.
Der Knab entwickelt sich ganz prächtig,
ist bald des Lesens, Schreibens mächtig,
basteln kann er auch wie keiner.
So wird er Lehrling bei 'nem Schreiner.
[INDENT]Zufrieden spricht der Himmelsmann:
"So lob' ich's mir, fleißig, wohlan…!"[/INDENT]
[SIZE="5]N[/SIZE]ach Feierabend denkt der Jesus:
"Was nützen mir die ganzen Pesos,
die ich verdiene, wenn ich denke,
dass ich zu sehr den Geist beschränke?
Meine Eltern sind zwar lieblich,
doch andrerseits scheint's mir betrüblich
dass meine Wenigkeit empfindet,
wie mich mit Gott viel mehr verbindet!"
So zog der Bursche bald von hinnen,
ließ Schweiß sich über's Antlitz rinnen,
wetzte ab die Wanderschuhe,
gab viele Jahre keine Ruhe
und begann, Liebe zu lehren
und die Menschheit zu bekehren.
Er fand den Einen oder Andern,
der ihn unterstützt beim Wandern.
Und so reist die fromme Truppe,
spuckt fiesen Gaunern in die Suppe,
zieht Geldwechsler aus dem Verkehr,
macht Zöllnern g'schwind die Taschen leer
und schmeißt die Händler samt ihr'm Krempel
mit Schimpf und Schande aus dem Tempel.
[INDENT]Da staunt sogar der alte Mann,
was sein Junior alles kann…[/INDENT]
[SIZE="5]A[/SIZE]m Weekend, um sich zu erholen
und just for fun auf Fußessohlen
läuft Jesus übers Wasser gar.
Was für 'ne Gaudi das doch war!
Das Publikum begann zu klatschen
als er, zurück in seinen Latschen,
gleich drauf ans trock'ne Ufer kam,
eilends ein paar Kiesel nahm
und sie zu Vollkornbrötchen machte.
Und wie die Meute dann erst lachte,
als er den See zu Wein verwandelt:
"Potz Blitz, der schwätzt nicht nur, der handelt!"
Der Gottessohn und seine Jünger
wickelte alle um den Finger.
Den Blinden gab er Augenlicht,
die Kranken spürten Schmerzen nicht,
er schenkte Zweiflern tiefen Glauben
und neue Ohren allen Tauben.
Die Kinder holte er zum Taufen,
die Lahmen konnten wieder laufen,
und weil er jedermann erlöste
rief alles: "Du bist doch der Größte!"
[INDENT]Mit Freude denkt der alte Mann:
"Er führt nun fort, was ich begann."[/INDENT]
[SIZE="5]N[/SIZE]un begab sich's zu der Zeit,
dass viele war'n erfüllt von Neid.
So konnte, das wird man verstehen,
die Seligkeit nicht lange gehen,
ohne dass es jene störte,
denen alle Macht gehörte.
Der Boss von ihnen, Kajaphas,
war vor Wut schon reichlich blass.
Seine Leut', die Hohenpriester,
sprachen bald zu Jesus: "Mister,
höre auf das Volk zu blenden
und aufzuwiegeln - das muss enden!"
Nun hatte Jesus eigne Pläne
und antwortete voll Spott und Häme:
"Ihr Hohenpriester seid doch Schurken
und allesamt stinkfaule Gurken!
Die armen Menschen unterdrücken -
könnt Ihr noch in den Spiegel blicken?
Ich sag' den Leuten Wahrheit nur,
unverblümt und rein und pur,
doch Ihr hockt fett auf den Zechinen
und lasst Euch dreist vom Volk bedienen!"
[INDENT]Im Himmel nickt der alte Mann:
"Jawoll, sprich's aus, mein Sohnemann!"[/INDENT]
[SIZE="5]D[/SIZE]ie Priester ließen sich's nicht bieten.
Um jeden Preis musste vermieden
werden, dass ein Streik aufkam.
Der Entschluss stand fest: man nahm
Briefpapier und Stift und schrieb:
"Pontius, ist Dein Job Dir lieb?"
Du bist der Chief von Neros Gnaden.
Gibst es hier Krieg, dann gehst Du baden!"
Pontius Pilatus, als er's las,
machte sich vor Angst fast nass.
Denn in der Tat: der eitle Gnom
war abhängig vom King in Rom,
und dieser ständig wachsam schaute,
ob sich im Reich zusammenbraute
miese Stimmung bei den Juden.
Bloß nicht! Falls doch, dann soll'n sie bluten!
So schrieb zurück der Römerknecht:
"Ich arbeitslos? Das wäre schlecht!
Ich bin des Kaisers Stellvertreter
und weiche keinen Zentimeter!
Der Jesustyp wird echt zu kess -
von mir aus macht ihm den Prozess."
Genau das woll'n die Priester hören!
Doch taten sie sich noch empören:
"Pilatus, Du hast wohl 'ne Meise -
wie soll das geh'n ohne Beweise,
dass Jesus nur ein Terrorist
und übler Unruhestifter ist?
Zuerst muss noch Herodes checken,
was wirklich dran ist an dem Jecken!"
Schnell wurde Jesus hingebracht.
Herodes sieht ihn, staunt und lacht:
"Und Du willst sein der Juden König?
Dein Ruf beeindruckt mich recht wenig!
Ich will von Dir ein Wunder seh'n -
kannst Du nicht übers Wasser geh'n?
So richtig über Wellen laufen
ohne dabei abzusaufen?
Ok, Mann, dann spazier' mal cool
über meinen Swimmingpool…"
Doch Jesus schüttelte den Kopf:
"Was bist Du für ein armer Tropf!
Glaubst Du, ich mach' hier Wasserspiele,
auf dass es Dir privat gefiele?
Nur für die wirklich kranken Armen
tu ich zum Helfen mich erbarmen."
Herodes tobt: "Du dummer Wicht,
gib' doch zu, Du kannst es nicht!
Das ist Betrug, ich mach' Dich kalt,
Du bist ein Fall für'n Staatsanwalt!"
So kam es wie es kommen musste
und der Leser fast schon wusste:
Herodes schickte mit Genuss
ihn zurück zum Pontius.
Gemäß den Römerparagrafen
tat dieser ihn gar hart bestrafen:
"Du hast versagt beim King Herodes,
folglich bist Du nun des Todes!"
[INDENT]Im Himmel stöhnt der alte Mann:
"Jetzt fangen sie zu spinnen an…"[/INDENT]
[SIZE="5]U[/SIZE]m den Jesus dranzukriegen
hatte man sich drauf verstiegen
einen Häscher zu benennen:
den Kerl, den wir als 'Judas' kennen.
Der machte seine Taschen voller,
indem er annahm dreißig Dollar
und den Bullen feig verriet,
was sein Herr des Nachts so trieb.
Somit konnten sie auflauern
dem Opfer hinter dunklen Mauern.
Es war ein Freitag kurz vor Ostern,
als überall auf großen Postern
dem Volk bekannt gegeben wurde
das Todesurteil. Und es murrte
auch keiner auf - im Gegenteil:
"Super, krass, echt easy, geil!"
brüll'n im Chor des Pöbels Massen
und konnten es vor Glück kaum fassen,
dass endlich einmal was passierte,
wo man schon lang nach Action gierte.
In einer langen Prozession
führte man den Gottessohn
durch die Stadt Jerusalem,
und jeder kam, um ihn zu seh'n.
Die Söldner machten ihn zum Deppen -
sein eignes Kreuz musste er schleppen,
und zum allergrößten Hohne
trug er noch eine Dornenkrone!
Als das Kreuz letztendlich stand,
man ihn durch Fesseln daran band.
Mit gut gezielten Hammerhieben
hat man dann hineingetrieben
einen Nagel pro Gebein,
durch Fleisch und Knochen - wie gemein!
Ein Dieb und auch ein Messerstecher,
zwei richtig böse Schwerverbrecher,
hingen links und rechts daneben.
Auch ihnen tat man Saures geben.
Doch nur bei Jesus klatscht die Meute,
denn er war doch die tollste Beute.
Der Ärmste flehte immer wieder:
"Vater, lass doch zieh'n vorüber
diesen Kelch mit bitter Wein!"
Doch Gott sprach: "Sohn, das muss so sein."
Den Schmerz durchlitt sein Filius
bis zum finalen Exitus.
[INDENT]Voll Kummer seufzt der alte Mann:
"Gern hab' ich das nicht getan…"[/INDENT]
[SIZE="5]D[/SIZE]ie Jünger waren voller Pein:
wie würd' es ohne Jesus sein?
Zum Abschied woll'n sie 'Servus' sagen
und schleichen traurig nach drei Tagen
zu ihres Kumpels Todesgruft.
Erschrocken schnappen sie nach Luft:
"Ei der Daus, schaut alle her:
sein Grab, es ist ja lotterleer!"
Tja, während sie von Gram verseucht
war Jesus aus dem Sarg entfleucht!
Und bald schon meinten sie zu spinnen
und war'n vor Freude wie von Sinnen,
denn wie von eines Zaub'rers Hand
kam Jesus auf sie zugerannt!
Das Wiedersehn war ein Mordstrubel,
doch Jesus sprach: "Trotz Eurem Jubel
kann ich nicht bleiben. Wollt' nur sagen:
auch ohne mich sollt Ihr es wagen,
in meinem Sinn weiterzumachen
mit all' den heilbringenden Sachen.
Auch wenn Ihr mich dreimal verlügt:
schaut zu, dass nie der Geist versiegt,
weswegen ich auf Erden war.
Mein Name bleibt - für immerdar!"
Und als der Jesus so erläutert
und die Jüngerschar noch meutert,
da nahmt er einen Charterflug,
der ihn zu Gott gen Himmel trug.
Dort fand ein End' die Christushatz:
zu Papas Rechten nahm er Platz.
Auf Erden ging das Leben weiter,
manchmal traurig, manchmal heiter.
Es zieh'n umher die Menschenhorden,
heute lieben, morgen morden,
sie hau'n sich ewig auf die Hauben
im Streite um den wahren Glauben
und führen unheilvolle Kriege,
wer richtig, wer daneben liege
beim Suchen nach dem 'echten' Gott.
Welch' Armutszeugnis, welch' Bankrott-
erklärung für die Menschenkinder!
Um Himmels Willen - was für Sünder!
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Und Gott, der weise alte Mann,
spricht: "Jesu, schau' Dir das nur an!
Was möglich war, es wurd' getan,
doch jetzt kommt's auf die Menschen an
zu finden auf die rechte Bahn.
Sie werden's lernen… irgendwann…"[/INDENT]
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