Bildaufbau und -gestaltung, 04. Die Bildhauptlinien
#1
[SIZE="6]4. Die Bildhauptlinien[/SIZE]

[SIZE="4]Ich seh' etwas, was Du nicht siehst...[/SIZE]


... und das sind die so genannten "Bildhauptlinien":

[SIZE="4][B]>
[/SIZE]..in der Realität nicht vorhanden
[SIZE="4]>[/SIZE]..auf dem Foto unsichtbar
[SIZE="4]>[/SIZE]..mit keinem Programm zu erzeugen

[SIZE="4]>[/SIZE]..und dennoch reden sie bei der Bildaussage gerne ein Wörtchen mit![/B]


Bilder stellen Szenen dar, mit Landschaft, Architektur,
Gegenständen, Mensch & Tier usw.


Meistens sollen sie eine bestimmte Aussage beinhalten
oder dem Betrachter doch wenigstens vermitteln,
was Du Dir beim Fotografieren gedacht hast,
warum Du dieses Bild überhaupt aufgenommen hast.

Im Vorwort hatten wir ja bereits gesagt, dass der Sinn eines Fotos
erst mal nur Dir selber klar ist und dass nur Du allein beim Betrachten
nachempfinden kannst, was Du damit verbindest.

Und genau dafür, für das Vermitteln von Emotionen,
stehen Dir u.a. die Bildhauptlinien zur Verfügung!


Arrow...Entweder indem Du sie in der Szene erkennst und nutzt

Arrow...oder indem Du sie durch Perspektive, Aufnahmestandort
......und Arrangieren entwickelst.



Auch wenn im Moment der Aufnahme keine Bewegung stattfand,
so ist ein Bild selten vollkommen statisch, denn das Auge wandert
nach einem bestimmten Bewegungsmuster darauf herum.

Als Fotograf kannst Du dem Auge auf seinem Spaziergang behilflich sein
und ihm gleichzeitig einen Anhaltspunkt zur Bildaussage geben,
wenn Du die Bildhauptlinien und ihre Bedeutung kennst.

Vier Linienausrichtungen können in Bildern vorkommen:
aufsteigend, abfallend, waagerecht und senkrecht.


Zunächst sollte klar sein,
nach welchem Muster wir Bilder unbewusst abtasten.

Grundsätzlich brauchen wir dafür normalerweise drei Einzelblicke.


0059
[Bild: 2239240.jpg]


Je nach Stimmung, Lust und Laune betrachten wir Bilder
auch mal mit einer leicht abgewandelten Abtastung.

Dabei verhält es sich wie beim Essen:
- mal vorher eine Suppe, mal Pasta, mal nix...
- der Hauptgang mit Fleisch oder vegetarisch...
- zum Dessert Eis oder Kuchen...
[SIZE="1]:cheers2: ... und hinterher ein Schnäpschen kann auch nicht schaden MrGreen[/SIZE]

Aber das Grundmuster bleibt gleich: Vorspeise - Hauptgericht - Nachtisch.

Und genauso funktioniert unsere Bilderkennung und -verarbeitung mit den drei
Werkzeugen Auge, Emotion und Gehirn immer nach demselben Grundprinzip.


Was auf der Grafik als "Blicke" dargestellt und so benannt ist,
sind in Wirklichkeit eher die Eindrücke, die in Sekundenbruchteilen
vom Auge erfasst, ans Gehirn gemeldet, dort mit Gefühlen angereichert
und zum wahrgenommenen Bild verarbeitet werden.

Das Ganze geschieht rasend schnell,
ohne dass wir von diesem Ablauf etwas merken würden.

Wir beginnen im Bild also irgendwo links oben.
Das ist auch der Startpunkt für unsere Bildhauptlinie,
wenn wir definieren, ob sie z.B. aufsteigt oder abfällt.
Immer von links nach rechts gesehen!


Puristen in Sachen Bildgestaltung übertreiben es gerne
und lassen die Hauptlinien nur dann als "richtig" gelten,
wenn sie genau auf der Bilddiagonalen verlaufen bzw.
den Mittelpunkt kreuzen und dabei das komplette Foto durchziehen.

Auch wenn ich mir deftige Prügel von Kollegen einhandle: :haue:
ich persönlich halte das für einen ziemlichen Quatsch!


Vor lauter Diagonal- und Zentralwahnsinn hätte man nichts anderes mehr zu tun,
als seine Fotos penibel mit Metermaß und Geodreieck zu arrangieren
und käme unweigerlich mit anderen Gestaltungskonzepten in Konflikt.

0060
[Bild: 2239241.jpg]

Ebenso müssen die Linien nicht zwanghaft entlang
echter Konturen wie etwa Horizont oder Landschaft verlaufen.
Genauso gut kann es sich z.B. um die imaginäre Linie
eines Blickes handeln oder die ersichtliche Richtung einer Bewegung.

Ach ja... damit's keine Missverständnisse gibt:
jedes Bild hat natürlich nur EINE Bildhauptlinie! ;-)
In der Grafik oben habe ich jeweils alle vier eingezeichnet,
um diverse Möglichkeiten darzustellen...

Bei den folgenden Bildern siehst Du verschiedene Varianten,
wie man vorhandene Grundrichtungen eines Fotos oder eines Motivs
als Bildhauptlinie nutzen oder durch Gestaltung einrichten kann.


Jede der vier Richtungen hat dabei ihre eigene Aussage
und vermittelt eine entsprechende Stimmung.


[SIZE="3]a) aufsteigend[/SIZE]

0061
[Bild: 2239342.jpg]

Denken wir an Börsenkurse - wenn die steigen, dann ist das 'ne feine Sache!
Optimismus, gute Laune, positive Stimmung...

Aufsteigende Linien stehen demnach für aufsteigende Gefühle,
für Höhe, Verbesserung, Freude, Zuversicht und alles Angenehme.


[SIZE="3]b) absteigend[/SIZE]

0062
[Bild: 2239343.jpg]

Wir bleiben bei den Aktien. Sinkende Kurse sind nicht lustig,
eine fallende Hauptlinie drückt dementsprechend ein Stimmungstief aus.

Das können Melancholie, Trauer, Schwermut, Angst,
Enttäuschung, Einsamkeit und andere negative Gefühle sein.


[SIZE="3]c) horizontal[/SIZE]

0063
[Bild: 2239344.jpg]

Die Waage ist das Symbol für Ausgewogenheit und Harmonie.

Bilder, die sich hauptsächlich an quer verlaufenden Linien orientieren,
strahlen Ruhe im weitesten Sinne aus. Sie können still harmonisch wirken,
leicht melancholisch oder in ihrer Gleichmütigkeit beruhigend.


[SIZE="3]d) vertikal[/SIZE]

0064
[Bild: 2239370.jpg]

Der senkrechte Linienverlauf macht einen dominanten und strengen Eindruck.

Wie ein erhobener Zeigefinger, wie der Fels in der Brandung,
hat er etwas Mahnendes und steht für Festigkeit und Bestimmtheit.


:?:...„Moment mal...“, sagst Du jetzt vielleicht, "Deine Bilder da oben
sind doch sowieso schon fröhlich, melancholisch, dominant
oder was auch immer - wozu denn dann noch dieses Liniengedöns...?“

:!:...Genau das ist der springende Punkt!
Jedes der acht Beispielbilder transportiert bereits eine Aussage
und hat seine Wirkung auf den Betrachter. In Kenntnis der Hauptlinien
kannst Du das Bild so gestalten, dass diese Linien in Einklang mit der
sowieso schon vorhandenen Aussage stehen. Dadurch wird die Stimmung
weiter verstärkt, aber nur dann, wenn sie inhaltlich bereits erkennbar ist.

Beispiel:
Das Mädchen mit dem Handy würde auch aus jeder anderen Perspektive lächeln
und einen fröhlichen, unbeschwerten Eindruck machen.

Durch diese oben gezeigte Aufnahmeposition steigt die Hauptlinie aus
Hand, Augen und Blickrichtung an und unterstreicht den positiven Aspekt.

Oder:
Man kann die Treppe auch spiegeln und die Frau am Küchentisch
in aufrechter Haltung fotografieren.

Beide Fotos könnten dann aber nicht mehr auf die fallende Linie
zur Unterstützung ihrer eher traurigen Aussage zurückgreifen.

Gegenbeispiel:
Du hast eine Almwiese mit bunten Blümchen und einer romantischen Berghütte,
wobei die Wiese von links nach rechts ansteigt. Das passt prima,
denn die Aufwärtslinie verdeutlicht den positiven Charakter der Szene.

Du kannst zwar auch dieses Bild spiegeln, so dass die Linie dann abfallen wird,
aber allein dadurch wird sich an der Gesamtwirkung nichts ändern.

Nur weil Du mit dem Griff in die Trickkiste von PhotoImpact
aus einer steigenden eine fallende Hauptlinie machst,
wird Dir ein und das selbe Foto nicht plötzlich Tränen entlocken,
wo es Dich vorher heiter gestimmt hat.

Umgekehrt natürlich auch nicht... ;-)

Bei dem folgenden Bild zeigt sich das Dilemma:

0065
[Bild: 2239418.jpg]

... und hat sich eigentlich durch die Spiegelung etwas Weltbewegendes verändert???
Nö - außer, dass man die Schilder nicht mehr lesen kann... :tease:



[SIZE="3]Fazit:[/SIZE] Jedes gut geschossene Foto hat seine Wirkung,
egal ob eine Hauptlinie sichtbar ist oder nicht,
und ob sie mit der Aussage übereinstimmt oder nicht.

Es macht keinen Sinn, ein schönes Bild krampfhaft zu verbiegen,
nur um mit Gewalt eine bestimmte Linie erzwingen zu wollen!

Aber WENN Du eine zum Inhalt passende Linie hineinbringen kannst,
DANN solltest Du das auch tun, um die Wirkung der Aussage zu unterstreichen.

______________________________________________________________

Für alle Neu- und Quereinsteiger:
Link zum Vorwort und Inhaltsverzeichnis



[SIZE="1]Für alle Bilder und Grafiken gilt:

© 1982-2008 by photo vision. Alle Rechte vorbehalten. MR/PR liegen vor, soweit erforderlich.
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[/SIZE]
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#2
Arrow. Hier in diesem Thread bitte nur Fragen, Kommentare, Anregungen,
... Kritik usw. posten, die sich direkt auf dieses Kapitel beziehen!

Arrow. Wenn Ihr etwas Allgemeines zu dem gesamten Machwerk
...."Bildaufbau und -gestaltung" loswerden möchtet, dann steht Euch
....im Thread "Vorwort" aller Platz der Welt zur Verfügung.

....Durch diese Trennung von allgemein und sachbezogen helft Ihr,
....den gesamten Beitrag für alle Leser übersichtlich zu halten.

Arrow .Hier im Thread seid Ihr natürlich herzlich eingeladen,
....Eure eigenen Umsetzungen des jeweiligen Themas zu posten,
....entsprechende Fotos und Bearbeitungen zu zeigen
....und über das Thema dieses Kapitels zu debattieren, wenn Euch danach ist!

Gruß,
Hans
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#3
Schon wieder ich...

Aufgrund eines peinlichen Fehlers
musste ich das Bild Nr. 0065 nochmals ändern.

Ein herzliches Entschuldigung an alle, die den Beitrag
vor 16:00 h am heutigen 18.05.08 angeguckt oder ausgedruckt haben.! :oops:

Gruß,
Hans
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#4
Peinlich? Aber nicht doch, so was kann passieren.

Danke für den interessanten Teil der Fotoschule, ich habe soeben mit grossem Interesse gelesen, was alles in Bildern versteckt sein kann. Jetzt werde ich zuerst mal meine Bilder aus dieser Sicht betrachten.
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#5
Hallo ihr Lieben alle,
meine Fotos habe ich bis jetzt unbeleckt von jedem Wissen einfach nach Schönfinden geknipst. Jetzt, lang hinterher, suche ich nach Leitlinien.

Ein paar habe ich mal versuchsweise eingezeichnet. Stimmen die, oder verlaufen sie überhaupt anderswo oder gar nicht? Ich wäre froh, wenn Du, lieber Hans, mir sagen könntest, ob ich etwas von der Lektion begriffen habe.

[Bild: 1124184.jpg] Welche Linie ist die richtige?

[Bild: 1124185.jpg] MIr war der Blumenschmuck wichtig, der die Haustür zum Willkommen umrahmt. Bei den beiden Fotos des Bauernhauses der blumige Schmuck, der einen schon willkommen heisst.
[Bild: 1124186.jpg]

[Bild: 1124243.jpg] Bei den beiden Baumfotos war es einerseits der verkrüppelte, aber dennoch blühende, Baum voller Musteln, und auch die Bank, die dort zum Bleiben einlädt. Die Bildlinien führen aber an der Bank vorbei, und auch an dem blühenden Birnbaum. Wie könnte man es ändern? Auf der andern Strassenseite sind Häuser und Mauern und Zäune.


[Bild: 1124188.jpg]

Ich glaube, die meisten Bilder sind nicht so gut angelegt. Ausser vielleicht den beiden Bauernhäusern, die ich nicht aus anderer Perspektive abnehmen konnte, weil noch Autos auf den Parkplätzen standen, die ich nicht aufs Bild kommen lassen wollte. Danke, Hans, für evtl. Hinweise, was man hätte besser machen können.
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#6
regi schrieb:meine Fotos habe ich bis jetzt unbeleckt von jedem Wissen einfach nach Schönfinden geknipst.
...und das ist nicht die schlechteste Methode, liebe Claire :daumen:

Zur Erinnerung noch mal der Schlusssatz aus dem Artikel:

"Jedes gut geschossene Foto hat seine Wirkung,
egal ob eine Hauptlinie sichtbar ist oder nicht,
und ob sie mit der Aussage übereinstimmt oder nicht.

Es macht keinen Sinn, ein schönes Bild krampfhaft zu verbiegen,
nur um mit Gewalt eine bestimmte Linie erzwingen zu wollen!

Aber WENN Du eine zum Inhalt passende Linie hineinbringen kannst,
DANN solltest Du das auch tun, um die Wirkung der Aussage zu unterstreichen."


Es muss also nicht unbedingt jedes Bild
eine ersichtliche Hauptlinie haben :icon_troest:

Siehe z.B. Dein Bild vom Baum:

0140
[Bild: 2664053730_ab0d9e75fc_m.jpg]

Waagerecht?
Ok, da ist ein schmaler Weg.
Aber der hat mit dem Baum als gewolltem Motiv nichts zu tun.

Abfallend?
Das wäre der breite Weg im Vordergrund.
Aber der berührt das Motiv noch nicht mal.

Senkrecht?
Man sieht nichts vom senkrechten Stamm,
lediglich eine Baumkrone in Wuschelkopfform.

Lass den Baum einfach Baum sein.
Er ist interessant, aber nicht so aussagekräftig,
dass er die Bildstimmung in eine Richtung lenken würde.

Als Alternative könntest Du ein Stück in die Wiese links gehen,
den Baum von dort formatfüllend ranzoomen (blau) und somit
VG und HG weitgehend ausblenden (siehe auch Kapitel 7).



Ähnlich bei der Wiesenszene:

0139
[Bild: 2664014422_f6946cd805_m.jpg]

Die drei möglichen Hauptlinien (Bergrücken, Wiesenhorizont, Wegrand)
verlaufen alle waagerecht, passen also gut zur friedlichen Stimmung.

Was Du hättest ändern können, fällt in die
Kategorie mit der Perspektive und dem Standort.

Denkbar wäre ein tiefer Standort am blauen Punkt,
von wo aus Du die Bank als Aufmacher
mit dem Baum als HG fotografierst. Kommt drauf an,
ob dann die von Dir erwähnten Häuser im Weg wären.

Du kannst auch die Bäume in Reihe
von links vorne nach rechts hinten anpeilen,
aber dann spielt die Bank keine Rolle mehr.



Beim Bauernhaus...

0138
[Bild: 2663147723_c0a4ea6687_m.jpg]

... würde ich sagen, das sich die Linien gegenseitig aufheben.
Insgesamt steht das ganze Haus ja immer noch waagerecht,
die schrägen Pfeile markieren die rein optische Perspektive,
da würde ich nicht viel reininterpretieren.

Schönes Motiv, Claire :daumen:



In dem Rosenbild...

0137
[Bild: 2663147717_91832fcdbe_m.jpg]

... würde ich noch am ehesten die blaue aufsteigende Linie nehmen.
Die rote ist mir nicht dominant genug und findet sich zudem nur
in den Nebenobjekten wieder, die gelbe ist mir zu weit hergeholt.

Übrigens steckt da ein kleiner Denkfehler drin :icon_troest:
Bildhauptlinien verlaufen immer von links nach rechts.
Deine gelbe Linie wird dadurch zur abfallenden Linie,
die eigentlich für negative Aussagen steht ;-)

Noch was: ich spreche von "gehen" und "100 m in die Wiese" usw.
Ich habe nicht vergessen, dass Deine Möglichkeiten relativ sind,
aber ich denke, Du weißt am besten, was Du bewerkstelligen kannst
und hast Verständnis dafür, dass ich - hier und auch sonst,
wenn ich Dir antworte - nicht extra auf Deine Situation eingehe.
Es lesen nun mal auch viele andere Leute mit. ;-)

Gruß,
Hans
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#7
Guten Morgen, lieber Hans,
aber natürlich ist es klar, dass du für alle schreibst. Wir lernen hier ja nicht nur aus den eigenen Fehlern.

Da war ich mit dem Elektromobil unterwegs und hätte mich eigentlich schon den Strassen nach bewegen können. Mir gefiel einfach der Baum mit seinen Blüten, die er trotz seines hohen Alters noch trägt.

Es war an einem sonnigen Sonntagnachmittag, weitherum friedlich und still, und die Stimmung kommt m. E. gut heraus, das hast du ja auch gesehen.
Jetzt merke ich aber, dass ich zwei Hauptmotive, den Baum und die Bank, in einem Bild verkocht habe, und das stimmt irgendwie nicht. Ich wollte einfach die Ruhe und den Frieden einfangen.

Bei der Rose sah ich auch zuerst die aufsteigende Linie, aber weil ich das Bild so lang untersuchte, zeigte sich mir noch allerlei anderes.

Und man kann bekanntlich in jeder Suppe ein Haar finden, wenn man zuerst lange genug den Kopf darüber schüttelt!

Das Bauernhaus ist immer weit und breit das mit dem schönsten Blumenschmuck. Ich fotografiere gern solche Häuser, sie vermitteln mir ein Gefühl von Geborgenheit, Willkommensein und von Ruhe und Frieden.

Herzlichen Dank, Hans, für deine Hilfe und deine Kommentare. Ich bin sehr glücklich, dass du meine Bilder des Besprechens wert gefunden hast. Ich werde mir das noch ein paarmal durchlesen.

Die Häuser und die Bäume stehen ja noch, vielleicht kann ich sie nochmals fotografieren, mit den neuen Erkenntnissen.

Herzlichen Dank, Hans, - und eine schöne Woche wünsche ich dir Claire
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#8
regi schrieb:Jetzt merke ich aber, dass ich zwei Hauptmotive, den Baum und die Bank,
in einem Bild verkocht habe, und das stimmt irgendwie nicht.
Kann man so pauschal nicht sagen.
Die Wechselwirkung zweier wichtiger Motive in einem Bild
macht oft die ganze Aussage aus und hat durchaus ihren Reiz.

Werbefotos z.B. leben vielfach von einer Kurzgeschichte,
die von zwei oder drei geschickt arrangierten Objekten erzählt wird:
- Geld + Auto (wer kann sich noch Autofahren leisten...)
- Schnitzel + Notarzt (BSE-Skandal)
- Schulranzen + Zeugnis + Medikamente (Leistungsdruck macht Kinder krank)

Die Bank hat nun mal drei Schwachpunkte:

1. sie ist modern, romantisch käme besser,
2. sie steht recht weit vom Baum weg und müsste daher
....perspektivisch fotografiert werden (siehe blauer Punkt),
....was aber wiederum einen entsprechenden Hintergrund erfordert,
3. die Hecke schränkt die Möglichkeiten ein.

Ansonsten "verkoche" Du ruhig weiter mehrere Objekte,
da kann durchaus was bei rauskommen ;-)


regi schrieb:Bei der Rose sah ich auch zuerst die aufsteigende Linie,
aber weil ich das Bild so lang untersuchte, zeigte sich mir noch allerlei anderes.
... und schwuppdiwupp hast Du die Wirkung einer Bildhauptlinie
am eigenen Leib bzw. Auge erfahren! MrGreen

Ganz schnell, im ersten "Augen-Blick", drängt sie sich auf
(oder auch nicht, wenn es keine dominante Linie gibt)
und sorgt für einen spontanen Eindruck.

Alles was danach kommt ist nicht mehr Fühlen und Empfinden,
sondern nur noch reine Hirnarbeit beim Versuch,
weitere Interpretationen und Aussagen des Bildes zu finden.

Natürlich darf und soll man ein Foto genauer anschauen,
seine Details erforschen und die technische Rafinesse
anhand von Feinheiten begutachten.
Ein gutes Foto zieht in den Bann, lässt einen wiederkehren
und gibt auch bei mehrmaligem Betrachten
immer wieder neue Facetten seiner Stimmung preis.

Der erste Eindruck ist jedoch entscheidend,
ebenso wie beim Zusammentreffen mit Menschen.

Dir auch eine schöne Woche, Claire! :nikowink2:

Gruß,
Hans
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#9
[Bild: 1128810.gif]

Danke, lieber Hans, für deine guten Tipps, die mir wieder etwas weiter helfen.

Zitat: Ein gutes Foto zieht in den Bann, lässt einen wiederkehren
und gibt auch bei mehrmaligem Betrachten
immer wieder neue Facetten seiner Stimmung preis.

Der erste Eindruck ist jedoch entscheidend,
ebenso wie beim Zusammentreffen mit Menschen


Darf ich rasch vom Thema abweichen?: Woran liegt es, dass ich so oft von Menschen auf den ersten Blick begeistert bin, mit der Zeit aber oft, zu oft, merke, dass ich wieder jemandem aufgesessen bin?

Wenigstens geht es mit den Bildern nicht so, ein Bild gefällt mir, und dann auch nach zwei, drei Monaten noch, oder es ist von Anfang an nicht der Renner, dann fährt es in die Tonne.

Was ich als Vergleich nehme zu den neuen Fotos, sind die Bilder, die ich vor einem Jahr noch einer komplizierten Bearbeitung für wert gehalten habe.... Dabei waren sie oft nicht einmal scharf! Warum sieht man das nicht auf Anhieb?


Oh doch, lieber Hans, ich kann Fotos wegschmeissen, was bei Büchern schon schwieriger ist. Ich habe den PC dermassen voller Bilder, von denen viele einfach unbrauchbar sind, wie ich jetzt sehe. Die fliegen in hohem Bogen. Oder soll ich sie ins Brockenhaus bringen?

Danke für deine guten Kommentare, ich werde sie abends noch einmal durchlesen und studieren.
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