01.05.2008, 14:29
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Beim Fotografieren dreht sich alles um die eine Frage: „Wie mache ich gute Bilder?“
Die Einen zücken dafür die Bedienungsanleitung und das Handbuch – gut so.
Andere kaufen sich Praxisbücher, z.B. von National Geographic, Robert Caputo
....oder Christian Haasz – auch recht und sehr empfehlenswert.
Manche machen sich jedoch erst mal Gedanken darüber,
....wie aus einer Szene überhaupt ein gutes Bild entsteht.
Und das ist eigentlich der richtige Weg, :daumen:
denn das Fotografieren beginnt lange vor dem Drücken auf den Auslöser.
Wenn ich Fotoalben aus Urlauben oder von Familienfeiern gezeigt bekomme,
dann meistens mit netten Bildern und gleichzeitig dem entschuldigenden Hinweis,
das alles sei in natura noch viel eindrucksvoller gewesen, als man es auf dem Bild sehen könne -
viel lebendiger, und erst die Stimmung, und die tolle Atmosphäre...!
Anscheinend geht auf den fertigen Bildern oftmals einiges von dem flöten,
was vor Ort den Reiz des Motivs ausgemacht hat.
Da fragt man sich doch, warum das so ist und wie man das ändern kann!
Nehmen wir mal eine Situation, die jeder kennt:
Du machst Ferien im Süden und stehst auf einem bunten Marktplatz voller Leben.
Alles um Dich herum ist so herrlich typisch: die Touristen flanieren,
die Händler übertrumpfen sich mit ihrem Geschrei, aus einer Taverne klingt Musik,
vom Hafen hörst Du die Sirenen der Ausflugsboote, die Sonne brennt auf den Pelz
und in der Luft hängt dieses unvergleichlich „urlaubige“ Gemisch aus
gegrilltem Fisch, Meeresbrise, Cappuccino und Sonnenöl.
Jetzt müssen die Fotos her - schließlich willst Du
allen Daheimgebliebenen zeigen, was Du erlebt hast!
Aber alles, was Du aus dem Labor bekommst, ist ein Stück Pappe,
10x15, bunt bedruckt und flach.
Der Duft, die Urlaubsstimmung, Deine Sommersonnenlaune... alles weg!
Des Rätsels Lösung ist eigentlich ganz einfach. In das Erlebte vor Ort fließen
viele verschiedene Eindrücke mit ein: nicht nur das, was Du siehst,
sondern auch Gerüche, Geräusche, Stimmungen und mehr.
Ebenso hat jeder Mensch seine persönliche Sichtweise des Motivs.
Eine Kirche zum Beispiel kann feierlich, still, pompös, bedrohlich,
beruhigend, streng, ermutigend, tröstlich, ehrfürchtig, würdevoll
oder einfach nur architektonisch interessant wirken.
Das alles trägt zu dem momentanen Empfinden bei,
ist aber auf einem Foto nicht ohne weiteres sichtbar.
Dagegen liegt ein anderes Problem in der Natur der Sache:
Bilder sind nur zweidimensional, sollen aber die dreidimensionale Realität
so plastisch wie möglich darstellen.
Mit diesem Dilemma mussten sich neben vielen anderen kreativen Kulturkreisen
auch schon die alten Ägypter herumschlagen. Sie lösten es auf ihre Weise,
indem sie Menschen in einer merkwürdig verdrehten Körperhaltung malten,
einer Mischung aus „von vorne“ und „seitlich“.
Später kam eine andere Art der Perspektive in Mode: die inhaltliche.
Alles Wichtige wurde groß dargestellt und damit optisch automatisch
in den Vordergrund gerückt, nebensächliche Details bekamen kleinere Dimensionen
und schienen dadurch manchmal in der Luft zu schweben, weil ihre Größe
nicht zu dem Platz im Bild passte, auf den sie gesetzt wurden.
Auch wenn die alten Völker oft wahre Meister der Naturwissenschaften waren,
bekamen sie perspektivische Szenen nie so richtig in den Griff.
Die korrekte Umsetzung der Räumlichkeit auf einer flachen Oberfläche
ist der Menschheit erst seit der Renaissance möglich, als Albrecht Dürer d.J.
ein Buch veröffentlichte, in dem er die mathematischen Aspekte der Perspektive erklärte
und sie dadurch auch für seine Malerkollegen nachvollziehbar machte.
Welch elegante Überleitung zurück zum Thema ,
denn das Wort „Fotografie“ stammt aus dem Altgriechischen
und heißt nichts anderes als „Zeichnen mit Helligkeit“,
was meistens als „Malen mit Licht“ übersetzt wird.
Du bist der Maler, die Kamera mit ihrem Objektiv ist Dein Pinsel,
und mit dem bringst Du die Farben sprich das Licht auf die Leinwand,
die aus Film oder Sensor besteht. Letztendlich stehen Dir also
nahezu die gleichen Mittel zur Verfügung wie den Alten Meistern,
die ihre Motive auch so lebensnah wie möglich darstellen wollten.
.Um Dein Foto zu gestalten, hast Du nun eine ganze Reihe von Möglichkeiten.
Dabei gibt es keine bestimmte Reihenfolge im Sinne von „was ist wichtiger“.
Du wirst Dir bei jedem Bild neu überlegen müssen (aber auch dürfen!),
welche Ideen des Bildaufbaus und der Gestaltung Du anwenden willst.
Oftmals wirst Du mehrere Möglichkeiten haben, manche Szenen
schreien aber auch geradezu nach einem bestimmten Effekt.
Im einzelnen möchte ich Dir anhand der folgenden Themenbereiche
etwas über die unterschiedlichen Gestaltungsvarianten erzählen:
o1. Hoch oder breit
o2. Der Goldene Schnitt, I. Einführung
o2. Der Goldene Schnitt, II. Praxis
o3. Symmetrischer Bildaufbau
o4. Die Bildhauptlinien
o5. Die Blickführung
o6. Aufnahmestandort und Perspektive
o7. Vorder- und Hintergründe
o8. Die Blende
o9. Das Licht
10. Personenfotografie
11. Produktfotos arrangieren
12. Zuschnitt und Detailaufnahmen
13. Bewegung im Bild
14. Alles Motiv oder was...?
15. Zu Guter Letzt
ACHTUNG! Es gibt keinen Grund, jetzt schreiend davon zu laufen,
denn das Foto, auf dem jeder einzelne dieser Punkte genauestens
befolgt wurde, muss sowieso noch gebacken werden.
Jeder einzelne Tipp ist gut gemeint,
je mehr ins Bild einfließen desto besser,
aber keiner davon ist absolute Pflicht
und führt bei Nichtbeachtung zum sofortigen Kopfabreißen... :icon_troest:
Die Kapitel werde ich im Abstand von ca. 2-3 Wochen veröffentlichen.
So können auch diejenigen unter Euch, die nicht regelmäßig mitlesen,
auf dem laufenden bleiben und jedes Kapitel in Ruhe nachvollziehen.
Das Kapitel 14 mit dem Untertitel „Überraschungseier“ ist übrigens nicht
für die Freunde spielzeughaltiger Süsswaren gedacht, sondern...
na, lasst Euch überraschen.
Bis dahin haben wir ja noch ein bisschen Zeit...
[SIZE="3]Bevor Ihr mir gleich zum 1. Kapitel davonhuscht, habe ich noch ein Anliegen![/SIZE]
Im Interesse der Übersichtlichkeit und um mir das Antworten ein bisschen leichter zu machen,
wäre es nett, wenn Ihr allgemeine Kommentare ausschließlich hier im Vorwort schreiben würdet.
Fragen, Kritik und Anregungen zu den einzelnen Kapiteln sollten dann jeweils
in demjenigen Thread gepostet werden, auf den sie sich beziehen.
Wir vermeiden dadurch ein heilloses Kuddelmuddel und haben
alle Meinungen zu einem speziellen Punkt gebündelt da, wo sie hingehören.
[SIZE="3]Danke! :sei_gepriesen:[/SIZE]
[SIZE="1]Die gezeigten Fotos wurden größtenteils nicht für diesen Beitrag angefertigt,
sondern stammen aus meinem Fundus und sind passend zum jeweiligen Kapitel ausgewählt.
Einige von ihnen sind auch reine Werbefotos und daher „anders“ als man es
von Urlaubs-, Landschafts- oder sonstigen Hobbybildern gewohnt ist.
Teilweise wurden analoge Fotografien gescannt, was zwangsläufig zu Qualitätseinbußen führt.
Sollte aufgrund eines Problems beim Bilderhost ein Foto fehlen,
bitte die dazugehörige rote Bildnummer per PN an mich melden.
Das Bild wird dann umgehend neu geladen.[/SIZE]
Vorwort
[/SIZE][SIZE="4]
... denn ganz ohne geht's wohl nicht ;-)
[/SIZE]Beim Fotografieren dreht sich alles um die eine Frage: „Wie mache ich gute Bilder?“
Die Einen zücken dafür die Bedienungsanleitung und das Handbuch – gut so.
Andere kaufen sich Praxisbücher, z.B. von National Geographic, Robert Caputo
....oder Christian Haasz – auch recht und sehr empfehlenswert.
Manche machen sich jedoch erst mal Gedanken darüber,
....wie aus einer Szene überhaupt ein gutes Bild entsteht.
Und das ist eigentlich der richtige Weg, :daumen:
denn das Fotografieren beginnt lange vor dem Drücken auf den Auslöser.
Wenn ich Fotoalben aus Urlauben oder von Familienfeiern gezeigt bekomme,
dann meistens mit netten Bildern und gleichzeitig dem entschuldigenden Hinweis,
das alles sei in natura noch viel eindrucksvoller gewesen, als man es auf dem Bild sehen könne -
viel lebendiger, und erst die Stimmung, und die tolle Atmosphäre...!
Anscheinend geht auf den fertigen Bildern oftmals einiges von dem flöten,
was vor Ort den Reiz des Motivs ausgemacht hat.
Da fragt man sich doch, warum das so ist und wie man das ändern kann!
Nehmen wir mal eine Situation, die jeder kennt:
Du machst Ferien im Süden und stehst auf einem bunten Marktplatz voller Leben.
Alles um Dich herum ist so herrlich typisch: die Touristen flanieren,
die Händler übertrumpfen sich mit ihrem Geschrei, aus einer Taverne klingt Musik,
vom Hafen hörst Du die Sirenen der Ausflugsboote, die Sonne brennt auf den Pelz
und in der Luft hängt dieses unvergleichlich „urlaubige“ Gemisch aus
gegrilltem Fisch, Meeresbrise, Cappuccino und Sonnenöl.
Jetzt müssen die Fotos her - schließlich willst Du
allen Daheimgebliebenen zeigen, was Du erlebt hast!
Aber alles, was Du aus dem Labor bekommst, ist ein Stück Pappe,
10x15, bunt bedruckt und flach.
Der Duft, die Urlaubsstimmung, Deine Sommersonnenlaune... alles weg!
Des Rätsels Lösung ist eigentlich ganz einfach. In das Erlebte vor Ort fließen
viele verschiedene Eindrücke mit ein: nicht nur das, was Du siehst,
sondern auch Gerüche, Geräusche, Stimmungen und mehr.
Ebenso hat jeder Mensch seine persönliche Sichtweise des Motivs.
Eine Kirche zum Beispiel kann feierlich, still, pompös, bedrohlich,
beruhigend, streng, ermutigend, tröstlich, ehrfürchtig, würdevoll
oder einfach nur architektonisch interessant wirken.
Das alles trägt zu dem momentanen Empfinden bei,
ist aber auf einem Foto nicht ohne weiteres sichtbar.
Dagegen liegt ein anderes Problem in der Natur der Sache:
Bilder sind nur zweidimensional, sollen aber die dreidimensionale Realität
so plastisch wie möglich darstellen.
Mit diesem Dilemma mussten sich neben vielen anderen kreativen Kulturkreisen
auch schon die alten Ägypter herumschlagen. Sie lösten es auf ihre Weise,
indem sie Menschen in einer merkwürdig verdrehten Körperhaltung malten,
einer Mischung aus „von vorne“ und „seitlich“.
Später kam eine andere Art der Perspektive in Mode: die inhaltliche.
Alles Wichtige wurde groß dargestellt und damit optisch automatisch
in den Vordergrund gerückt, nebensächliche Details bekamen kleinere Dimensionen
und schienen dadurch manchmal in der Luft zu schweben, weil ihre Größe
nicht zu dem Platz im Bild passte, auf den sie gesetzt wurden.
Auch wenn die alten Völker oft wahre Meister der Naturwissenschaften waren,
bekamen sie perspektivische Szenen nie so richtig in den Griff.
Die korrekte Umsetzung der Räumlichkeit auf einer flachen Oberfläche
ist der Menschheit erst seit der Renaissance möglich, als Albrecht Dürer d.J.
ein Buch veröffentlichte, in dem er die mathematischen Aspekte der Perspektive erklärte
und sie dadurch auch für seine Malerkollegen nachvollziehbar machte.
Welch elegante Überleitung zurück zum Thema ,
denn das Wort „Fotografie“ stammt aus dem Altgriechischen
und heißt nichts anderes als „Zeichnen mit Helligkeit“,
was meistens als „Malen mit Licht“ übersetzt wird.
Du bist der Maler, die Kamera mit ihrem Objektiv ist Dein Pinsel,
und mit dem bringst Du die Farben sprich das Licht auf die Leinwand,
die aus Film oder Sensor besteht. Letztendlich stehen Dir also
nahezu die gleichen Mittel zur Verfügung wie den Alten Meistern,
die ihre Motive auch so lebensnah wie möglich darstellen wollten.
.Um Dein Foto zu gestalten, hast Du nun eine ganze Reihe von Möglichkeiten.
Dabei gibt es keine bestimmte Reihenfolge im Sinne von „was ist wichtiger“.
Du wirst Dir bei jedem Bild neu überlegen müssen (aber auch dürfen!),
welche Ideen des Bildaufbaus und der Gestaltung Du anwenden willst.
Oftmals wirst Du mehrere Möglichkeiten haben, manche Szenen
schreien aber auch geradezu nach einem bestimmten Effekt.
Im einzelnen möchte ich Dir anhand der folgenden Themenbereiche
etwas über die unterschiedlichen Gestaltungsvarianten erzählen:
o1. Hoch oder breit
o2. Der Goldene Schnitt, I. Einführung
o2. Der Goldene Schnitt, II. Praxis
o3. Symmetrischer Bildaufbau
o4. Die Bildhauptlinien
o5. Die Blickführung
o6. Aufnahmestandort und Perspektive
o7. Vorder- und Hintergründe
o8. Die Blende
o9. Das Licht
10. Personenfotografie
11. Produktfotos arrangieren
12. Zuschnitt und Detailaufnahmen
13. Bewegung im Bild
14. Alles Motiv oder was...?
15. Zu Guter Letzt
ACHTUNG! Es gibt keinen Grund, jetzt schreiend davon zu laufen,
denn das Foto, auf dem jeder einzelne dieser Punkte genauestens
befolgt wurde, muss sowieso noch gebacken werden.
Jeder einzelne Tipp ist gut gemeint,
je mehr ins Bild einfließen desto besser,
aber keiner davon ist absolute Pflicht
und führt bei Nichtbeachtung zum sofortigen Kopfabreißen... :icon_troest:
Die Kapitel werde ich im Abstand von ca. 2-3 Wochen veröffentlichen.
So können auch diejenigen unter Euch, die nicht regelmäßig mitlesen,
auf dem laufenden bleiben und jedes Kapitel in Ruhe nachvollziehen.
Das Kapitel 14 mit dem Untertitel „Überraschungseier“ ist übrigens nicht
für die Freunde spielzeughaltiger Süsswaren gedacht, sondern...
na, lasst Euch überraschen.
Bis dahin haben wir ja noch ein bisschen Zeit...
[SIZE="3]Bevor Ihr mir gleich zum 1. Kapitel davonhuscht, habe ich noch ein Anliegen![/SIZE]
Im Interesse der Übersichtlichkeit und um mir das Antworten ein bisschen leichter zu machen,
wäre es nett, wenn Ihr allgemeine Kommentare ausschließlich hier im Vorwort schreiben würdet.
Fragen, Kritik und Anregungen zu den einzelnen Kapiteln sollten dann jeweils
in demjenigen Thread gepostet werden, auf den sie sich beziehen.
Wir vermeiden dadurch ein heilloses Kuddelmuddel und haben
alle Meinungen zu einem speziellen Punkt gebündelt da, wo sie hingehören.
[SIZE="3]Danke! :sei_gepriesen:[/SIZE]
[SIZE="1]Die gezeigten Fotos wurden größtenteils nicht für diesen Beitrag angefertigt,
sondern stammen aus meinem Fundus und sind passend zum jeweiligen Kapitel ausgewählt.
Einige von ihnen sind auch reine Werbefotos und daher „anders“ als man es
von Urlaubs-, Landschafts- oder sonstigen Hobbybildern gewohnt ist.
Teilweise wurden analoge Fotografien gescannt, was zwangsläufig zu Qualitätseinbußen führt.
Sollte aufgrund eines Problems beim Bilderhost ein Foto fehlen,
bitte die dazugehörige rote Bildnummer per PN an mich melden.
Das Bild wird dann umgehend neu geladen.[/SIZE]