Bildaufbau und -gestaltung, 09. Das Licht
#1
[SIZE="6]9. Das Licht[/SIZE]

[SIZE="4]Das A & O. Und alles dazwischen.[/SIZE]



Heute üben wir uns in angewandter Basisdemokratie,
denn dieses Kapitel gibt es in zwei Versionen -
und jeder darf sich eine aussuchen!

[SIZE="4]Version 1[/SIZE]
für alle, die es wieder mal ein bisschen eiliger haben
und sich deswegen mit Fotos zufrieden geben,
denen man das auch ansieht.


Arrow....(Tag [SIZE="4]+[/SIZE] Blitz [SIZE="4]+[/SIZE] Taschenlampe) [SIZE="4]x[/SIZE] Objektivdeckel runter = hell

Arrow....(Nacht [SIZE="4]+[/SIZE] Stromausfall) [SIZE="4]x[/SIZE] (Akku leer [SIZE="4]+[/SIZE] eh kein Plan) = dunkel

That's it - ich danke für Ihre Aufmerksamkeit... [Bild: h100.gif]


[SIZE="4]Version 2[/SIZE]
für den verbliebenen Rest.
Auf die Gefahr hin, dass es viel zu erzählen gibt,
die Story ab und zu auch mal in die Theorie abgleitet
und das Knipsen dadurch bestimmt nicht bequemer wird.


Dafür gibt es aber auch täglich etwas zu gewinnen: bessere Bilder [Bild: h020.gif]


Wie im Titel schon steht, ist Licht das A & O der Fotografie.
Das Wort "Fotografie" leitet sich aus dem Altgriechischen ab
und deutet es bereits an: phos = Helligkeit, graphein = zeichnen.
Oft sagt man auch "Malen mit Licht" [Bild: n040.gif]

Aber was ist das Licht eigentlich -
dieses "Etwas", das man nicht sieht,
ohne das man aber erst recht nichts sieht?


Ich stelle mal 3 Behauptungen auf,
die Du bestimmt nachvollziehen kannst:

[SIZE="4]1.[/SIZE] Licht ist "weiß" und unsichtbar.

[SIZE="4]2.[/SIZE] Die Welt ist farbig.

[SIZE="4]3.[/SIZE] Eine Kamera fotografiert das, was man im Sucher sieht.


Machen wir's kurz: alles falsch! [Bild: c055.gif]


[SIZE="4]1.[/SIZE][SIZE="3] Man kann Licht sehr wohl sehen,
.....und es hat schöne, quietschbunte Farben![/SIZE]


Licht setzt sich aus den Spektralfarben zusammen,
und jede von ihnen hat ihre eigene Wellenlänge.

Diese Wellenlängen heben sich gegenseitig auf
und die Farben treten dadurch nicht mehr einzeln hervor, sondern ergeben "weiß" .


Zur Übersichtlichkeit habe ich das Prinzip hier vereinfacht und mit nur
zwei Farben dargestellt, die auch noch beide die gleiche Schwingung besitzen
(was physikalisch gesehen natürlich nicht richtig ist ;-)):

0182
[Bild: 2735452711_9a9e98c0f8.jpg]

[Bild: a015.gif]..Was aus einzelnen Teilen zusammengefügt wurde,
......das müsste man ja eigentlich auch wieder
......in seine Bestandteile zerlegen können, oder?

Stimmt!

Sichtbar wird das, wenn Du einen gebündelten Lichtstrahl durch ein Prisma schubst.
Der Strahl taucht "weiß" ins Prisma ein und kommt regenbogenfarbig wieder raus.

0181
[Bild: Prisma.gif]


Regenbogen ist das Stichwort, denn da passiert das Gleiche mitten in der Natur.

Die Wassertropfen von Regen oder feuchtem Nebel
wirken wie unendlich viele kleine Prismen,
die das Licht zerlegen und so den bunten Bogen entstehen lassen.

[Bild: a040.gif] ..Wir merken uns also: Licht besteht aus einzelnen Farben
........und wirkt erst in seiner Zusammensetzung weiß!



[SIZE="4]2.[/SIZE][SIZE="3] Die Welt ist nicht farbig, sondern schwarz,
.....und wird erst durch das weiße Licht farbig.[/SIZE]


Dass ohne Licht alles dunkel ist, das leuchtet ja noch ein.

Wenn man aber in einen Eimer schwarze Farbe
einen Schwung "weiß" reinschüttet,
dann ist das Ergebnis einfach nur grau.

Woher soll also bei schwarzer Welt
plus weißem Licht die Farbe herkommen?
confused

Daran ist die Lichtabsorption schuld, sozusagen ein "Lichtschluckeffekt".

Gaaaaaanz vereinfacht ausgedrückt bedeutet das Folgendes:

:!: ..Jedes Material, also alle Bestandteile dieser Welt,
......beinhaltet Pigmente mit einer schlauen Eigenschaft:
......sie "schlucken" den größten Teil des Lichts
......und spucken nur eine einzige Farbe bzw. Farbmischung wieder aus.

Und diese eine Farbe, die sie ausspucken,
das ist die, die wir dann sehen!


[SIZE="3]>[/SIZE]..Ein Blatt schluckt also alle Farben und schickt nur grün zurück.

[SIZE="3]>[/SIZE]..Eine Tomate auch. Aber nur, solange sie unreif ist ;-). Später rot.

[SIZE="3]>[/SIZE]..Bananen mögen kein gelb, das schicken sie retour.

[SIZE="3]>[/SIZE]..Eierbriketts schlucken alles und bleiben schwarz.

[Bild: a040.gif] ..Gegenstände haben also gar keine eigene Farbe.
........Was wir sehen, ist lediglich derjenige Teil des weißen Lichts,
........den sie reflektieren und somit zu unserem Auge schicken.



[SIZE="4]3.[/SIZE][SIZE="3] Die Kamera fotografiert keineswegs das, was wir sehen!
.....Sie zeigt die Welt vielmehr, wie sie wirklich ist -
.....wir dagegen sehen nur eine schöne Illusion.[/SIZE]


Da staunt zunächst der Laie, und der Fachmann wundert sich! [Bild: c090.gif]
Sollte es eigentlich nicht genau umgekehrt sein?

Doch eigentlich ist es ganz logisch,
denn wir haben etwas, das der Kamera fehlt - ein Hirn!
Und das bastelt aus der Realität genau das Bild,
das wir gerne sehen wollen.

Ein Beispiel:

Du stehst in einem Raum mit einer grünen Wand.
Von der Seite fällt Licht durchs Fenster,
und an der Decke hängt ein weißer Ball.

Alles klar? ;-)

Nix ist klar, denn wenn Du jetzt ein Foto machst,
dann schimmert der Ball plötzlich grünlich
und Du ärgerst Dich, weil die Kamera so einen Murks fabriziert!

0184
[Bild: 2743314976_8a1c4d16a4.jpg?v=0]

Was ist passiert? confused

Begleiten wir das Licht auf seinem Weg:

Arrow .Es kommt weiß und unschuldig durchs Fenster
.....und trifft u.a. auf die grüne Wand.

Arrow .Die Wand ist deswegen grün,
.....weil ihre Materialstruktur an der Oberfläche
.....alle Farben des Lichts absorbiert
.....und nur seinen Grünanteil sichtbar lässt.

Arrow .Das Licht, das die Wand reflektiert
.....und zum Ball in unmittelbarer Nähe schickt,
.....hat deswegen ebenfalls einen Grünstich
.....und färbt den weißen Ball leicht grün ein.

Arrow .Nun saust das Licht vom Ball aus weiter,
.....einmal zu Dir, der Du ihn anschaust,
.....und ebenso zur Kamera, die ihn fotografiert.

Die Kamera kann nur das abbilden, was da ist.
Das reflektierte Licht - zuerst von der Wand, dann vom Ball -
hat einen Grünstich, also wirkt auch der Ball auf dem Foto grünlich.

Der Mensch hingegen hat den eingebauten "Gehirnfilter",
der neben anderen unerwünschten Artefakten auch Farbstiche ausblendet.

:!: Das Auge sieht also sehr wohl einen grün eingefärbten Ball!

Im Gehirn wird dieses Bild jedoch mit dem abgeglichen,
was wir aus Erfahrung kennen und was als Muster gespeichert ist.
Auch erkennt das Gehirn, dass der Raum durch die grüne Wand
insgesamt einen Farbstich bekommen hat.

Dementsprechend wird das Bild "umgebaut" - der Ball ist wieder weiß,
und auch alles andere im Raum erhält seine natürliche Farbe zurück.
;-)

Nun haben aber die Wenigsten von uns grüne Wände zu Hause.
Also gehen wir raus, da gibt es Grünzeug genug,
ersetzen den Ball durch einen Vogel und haben jetzt
eine Szene, die jeder Naturfotograf kennt:

0183
[Bild: 2766641267_df3e449510.jpg]

Das dichte Blattwerk schirmt einen Großteil des direkten Lichtes ab
und lässt fast nur noch Streulicht zum Vogel und dem Ast durch.

Dieses Streulicht ist nun schon so kreuz und quer durch den Baum gewandert,
dass es sich (ähnlich einer Rückkopplung bei Mikrofonen und Lausprechern)
im Grünbereich vielfach verstärkt hat und den Vogel regelrecht einfärbt.

Das Auge sieht das zwar auch und meldet "grün" ans Gehirn,
aber dem Gehirn ist das nicht so ganz geheuer.

Es prüft das Bild, bemerkt den ebenfalls leicht stichigen Himmel,
vergleicht den Vogel mit abgespeicherten Erinnerungen
und korrigiert dann das ganze Bild so, wie es sein sollte.
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#2
An dieser Stelle wieder mal eine kurze Entschuldigung dafür,
dass das Kapitel auf mehrere Beiträge aufgeteilt ist,
aber es passen nun mal nur 10.000 Zeichen pro Beitrag rein...
:oops:


Das nächste Bild zeigt einerseits sehr gut die Wirkung der Verfärbung,
andererseits aber auch, wie sehr das menschliche Auge der Kamera überlegen ist.

0185
[Bild: 2742821563_fb68c42683.jpg?v=0]


Das Licht kommt von rechts durch eine große Fensterfront.
In diesem Bereich haben Wand und Boden ihre Farbe weitgehend behalten.

Je weiter der Raum in die Tiefe geht, desto deutlicher wird der Gelbstich.
Das Licht wird immer mehr reflektiert, wandert munter zwischen
Tischen, Boden und Wänden hin und her und übernimmt dabei
immer intensiver die verschiedenen Gelb- und Orangetöne.

Das alles hält die Kamera fest, weil es die Realität ist!

Dennoch würde jeder der Gäste schwören, dass überall im Raum
natürliche Farben herrschten und kein Farbstich zu sehen war! 8-)

Licht hat aber nicht nur mit Farbe zu tun,
sondern natürlich auch mit Helligkeit.


Auf jedem Bild sind buchstäblich "Licht und Schatten" zu sehen,
und oftmals stehen beide in größerem Kontrast zueinander als erwünscht.

0187
[Bild: 2767385714_3f42a417a4.jpg]

:!: Schuld an diesem Dilemma ist schon wieder unser Kopf.

Wie bei Farbabweichungen, so gleicht das Gehirn
in gewissem Rahmen auch zu große Gegensätze
zwischen hellem Licht und dunklen Schattenbereichen aus.

[Bild: a040.gif] ..Fazit: die Kamera sieht richtig - nicht wir!



[SIZE="4]Zeit für eine Zwischenbilanz... [/SIZE]

Bisher haben wir zwar noch keine "Bildgestaltung" getrieben
(und darum geht es doch eigentlich),
dafür wissen wir nun etwas mehr über das Licht:

- wie es sich zusammensetzt,
- was es alles an Unfug anstellen kann,
- wie es sich von uns austricksen lässt.

Fehlt noch das Wichtigste:
Wie nutzen wir das Licht aktiv und machen das Beste draus?


Arrow .Wir behalten also das bisher Gesagte im Hinterköpfchen
.....und nehmen uns das breite Thema "Licht"
.....schön übersichtlich unter verschiedenen Aspekten vor.



Zu Beginn die...

[Bild: 333.png]

Vergleichen wir mal die folgenden Bilder,
aufgenommen morgens, mittags und am späten Nachmittag:

0189
[Bild: 2766562359_9c239aef33.jpg]


[SIZE="5][/SIZE]..Morgens um 7 mag die Welt noch in Ordnung sein -
.....besonders farbenfroh ist sie aber nicht.
.....Das Bild wirkt dunstig, blass und trüb,
.....über allem liegt ein diffuser Blaugrün-Schleier.

[SIZE="5][/SIZE]..Um die Mittagszeit herum haben wir klare Farben,
.....das Schattenspiel ist ausgeprägt, die Details kontrastreich.
.....Die allgemeine Stimmung wirkt frischer, aber auch etwas steril.

[SIZE="5][/SIZE]..Je weiter sich der Tag dem Abend zuneigt,
.....desto mehr legt sich eine warme Ruhe über das Bild.
.....Die Rot-, Orange- und warmen Gelbtöne gewinnen,
.....dafür verliert das Bild zugunsten einer träumerischen Stimmung
.....ein wenig an Kontrast und Detailreichtum.

Für diese Effekte sind vor allem zwei Dinge verantwortlich:
[SIZE="4]1.[/SIZE] der Sonnenstand je nach Tageszeit
[SIZE="4]2.[/SIZE] der "Zustand" der Luft, durch die sie sich den Weg bahnen muss.



Das Sonnenlicht kommt weiß und schnell durchs Weltall gesaust.
Dass es dort trotzdem dunkel ist liegt daran, dass es
im Nirvana des Universums verdammt wenig Materie gibt,
die beschienen werden könnte.

Das passiert erst in unserer Erdatmosphäre.
Hier schweben die allerwinzigsten Partikel - Aerosole genannt -
aus denen sich die Luft zusammensetzt:
Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle, Dreck von Autos und Fabriken,
und wenn einer niest, kommen noch ein paar Schnupfenbazillen dazu... ;-)

[Bild: d010.gif] ..Die Sonne stört das herzlich wenig,
.........sie rauscht munter mittendurch
.........und bringt uns auf Erden die Erleuchtung.

Die Aerosole bewirken jedoch eine Lichtstreuung („Raleigh-Streuung“Wink,
auf die der kurzwellige blaue Anteil im Sonnenlicht besonders gut anspricht.
Daher erscheint uns der "Himmel", den es eigentlich gar nicht gibt, blau.

Das vor allem mittelwellige Restlicht, das wir unten auf der Erde wahrnehmen,
hat besonders zur strahlungsintensiven Mittagszeit einen leichten Gelbstich.

0194
[Bild: 2766610365_26829f2cc2.jpg]

Abends befinden sich durch die Luftverschmutzung während des Tages
mehr Aerosole in der Luft, außerdem müssen die Lichtstrahlen durch den
tiefen Sonnenstand einen größeren Weg zurücklegen und treffen dabei
logischerweise auf mehr Partikel, die sich ihnen in den Weg stellen.
Jetzt endlich wird auch das langwellige rote Licht gestreut
und beschert uns warme Farben und glühende Sonnenuntergänge.

:?: .Müsste dann aber nicht auch morgens der Himmel rot erscheinen?
.....Schließlich steht die Sonne da ebenfalls sehr schräg...

[SIZE="4]Nein - [/SIZE]denn die vielen Aerosole auf dem Weg des Lichts,
.............die zu seiner Rotfärbung beitragen,
.............stammen zum Teil vom Schmutz in der Luft.
.............Und der hat sich über Nacht setzen können.

[SIZE="4]Ja - [/SIZE]denn der Weg der Strahlung ist bei Sonnenaufgang
........(ebenso wie abends) länger als mitten am Tag.
........Und tatsächlich schimmert so mancher Morgenhimmel
........ja auch in zarten Rosa- und Orangetönen.

Ich habe mal versucht,
die Lichtfarben zu den verschiedenen Tageszeiten
unabhängig von Fremdeinflüssen festzuhalten.

Das Motiv ist entsprechend mager & puristisch - unsere Garagenwand... MrGreen

0190
[Bild: 2766562529_a7004676b2_m.jpg]

Man kann - wenn man genau hinschaut - erkennen,
wie die Einfärbung mit der Tageszeit wandert:
vom blassen Blaugrau des Morgens über Mittagsgelb
bis hin zum warmen Rotton des Sonnenuntergangs.


Die dargestellten Uhrzeiten sind natürlich nur symbolisch gemeint ;-)

Oft hört man, dass man zur Mittagszeit nicht fotografieren sollte,
weil das Licht dann besonders hart ist und durch den
senkrechten Sonnenstand keine plastischen Schatten hervorruft.

Nur: hast Du denn immer die Wahl? [Bild: a065.gif]

Du bist im Urlaub, beim Wandern, mit den Kids auf Ausflug,
da kann man nicht einfach sagen: "Liebe Leute, wartet mal eben
ein paar Stunden - das Licht für mein Foto passt gerade nicht...!"


[SIZE="4]»[/SIZE].. Du kannst wie in romantischer Abendstimmung
......so auch bei senkrechter Sonne gute Fotos machen.
......Allein schon mit der Begründung "jedes Foto ist besser als gar keines".

[SIZE="4]»[/SIZE].. Du kannst mit ein bisschen Geschick in der Bildbearbeitung
......störende Tönungen beseitigen und andere Stimmungen erzeugen.

[SIZE="4]»[/SIZE].. Und Du kannst - im Rahmen - die herrschenden Lichtverhältnisse
......ganz bewusst für solche Aufnahmen nutzen, die zu ihnen passen.


Zum Beispiel die farbarmen, blassen Morgenstunden
für diffuse Stimmungsbilder, die gerne mal "verschwimmen" dürfen:


0191
[Bild: 2767394552_b1e63ea0b0.jpg]



Ist das Licht zur Mittagszeit wirklich mal sehr hart
(was durchaus nicht immer der Fall sein muss),
dann bieten sich nüchterne Motive an, die vom Kontrast leben:


0192
[Bild: 2766562851_bb939af40d.jpg]



In der Abendstimmung kommen besonders die ruhigen, verträumten,
romantischen Szenen mit satten und warmen Farben zur Geltung:


0193
[Bild: 2766563119_2c7d52d36f.jpg]



:!: .Wann immer es geht:
.....nutze die jeweils beste Tageszeit und ihr spezielles Licht,
.....um den Charakter einer Szene am besten zu unterstreichen!
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#3
Eine besondere Variante der Tageszeit ist die...

[Bild: 334.png]

Klar, kennt jeder!

Beispiel gefällig? Bitteschön:

0188
[Bild: 2767345986_f8997e2569.jpg]

Immer wieder gerne genommen
als stimmungsvoller Pausenclown zwischen Tag und Nacht.

Bilder der Blauen Stunde vermitteln so ein bisschen die Stimmung
"ich stehe in einer frostigen Winternacht unterm Sternenzelt
und schaue in eine weihnachtliche Bauernstube..."



:?: ..[SIZE="4]Was ist die Blaue Stunde?[/SIZE]

So bezeichnet man die Zeit unmittelbar
vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang.

In unseren Breiten dauert das Spektakel ca. ½ - ¾ Stunde,
und wer sich für die genauen Zeiten interessiert, der kann sie hier nachlesen.


:?: ..[SIZE="4]Woher kommt dieser Effekt?[/SIZE]

Eigentlich müsste es ja stockdunkel sein,
sobald die Sonne untergeht bzw. bevor sie aufgeht.
Keine Sonne - kein Licht.

Auf die direkte Strahlung trifft das auch zu.

Jedoch gelangt wegen der Streuung und Ablenkung
durch Luftpartikel immer noch ein Teil des Lichts auf die Erde,
sozusagen "über Eck".


0196
[Bild: 2766514451_0e19320146.jpg]

Dieser Teil ist aber dermaßen schwach auf den Beinen,
dass sich sein Farbspektrum verschiebt.
Tageslicht hat 6.500 K (Kelvin) Farbtemperatur,
der Blaue-Stunde-Himmel bis zu 12.000 K.

Das Blau wird also richtig tief, Glühlampen orange,
und kaltweiße Neonleuchten schimmern dann türkis.


:?: ..[SIZE="4]Was braucht's für ein gutes Foto zur Blauen Stunde?[/SIZE]

Zunächst natürlich die Blaue Stunde selber,
das heißt die richtige Uhrzeit und viiiiiel Licht!

[SIZE="5]*[/SIZE]. Der Himmel darf nicht vollkommen bewölkt sein,
.....erst recht nicht dort, wo die Sonne untergeht.

[SIZE="5]*[/SIZE]. Dann brauchst Du das Motiv selber,
.....und das sollte auch gut beleuchtet sein.

.....Beliebte Szenen sind daher Architektur,
.....Kreuzfahrtschiffe, Rummelplätze, Feuerwerke,
.....fahrende Autos mit schmierenden Lichtstreifen,
.....Seepromenaden mit Laternen, die sich
.....im Wasser spiegeln - Hauptsache Licht!

[SIZE="5]*[/SIZE]. In jedem Fall ein Stativ, denn die notwendigen
.....Belichtungszeiten sind nicht mehr wackelfrei.

[SIZE="5]*[/SIZE]. Ebenso einen Funkauslöser.
.....Das beste Stativ ist Essig, wenn der Finger
.....beim Auslösen an der Kamera rüttelt.

[SIZE="5]*[/SIZE]. Eine Cam mit manuellen Einstellmöglichkeiten.
.....Mindestens 10 sec. sind Pflicht, bulb ist noch besser.
.....Nice to have: Belichtungskorrektur oder Graufilter.

[SIZE="5]*[/SIZE]. Blitzabschaltung und manueller Fokus

[SIZE="5]*[/SIZE]. Und schließlich eine möglichst niedrige ISO gegen das
.....bei Nachtaufnahmen fast schon unvermeidliche Bildrauschen.

Und dann heißt es ausprobieren!
Blende, Verschlusszeit - da gibt es keine Faustregel.

Arrow .Alles hängt davon ab, wie vor Ort und zur jeweiligen Zeit
.....die (Rest-)Lichtverhältnisse sind (die ändern sich minütlich!)
.....und wie Du Dir das Bild vorstellst.


Nur solltest Du in der Nachtfotografie
(wozu vom Prinzip her auch die Blaue Stunde gehört)
NICHT nach dem bewährten Motto verfahren:
„Wenig Licht – also Blende auf“

:!: .Das Gegenteil ist richtig!

Von Ausnahmen abgesehen, blühen Nachtaufnahmen
mit ihrem Kontrast und ihrer Schärfe erst so richtig auf.

Eine offene Blende verwischt aber entweder den Vordergrund
oder den Hintergrund oder gleich alle beide.
Was bei Tageslicht noch Tiefe erzeugt,
führt bei Dunkelheit regelrecht zum Absaufen des Bildes.

Also Blende runter auf 8 bis 16, vielleicht sogar 22!

Wo liegt das Problem??
Du benutzt doch sowieso ein Stativ,
und ob die Verschlusszeit dann von 20 auf 40 sec. steigt,
kann Dir vollkommen wurschtig sein…

Übrigens: wer heute noch nicht gelacht hat,
der bekommt jetzt die ultimative Gelegenheit dazu...


0197
[Bild: 2752008513_f3fb7b1290.jpg]

Das kommt bei raus, wenn man's auf die Schnelle versucht! [Bild: d050.gif]

Die Fehler in der Übersicht:

- zu faul, das Stativ aufzubauen
- ISO-Rauschen beim Versuch, die Verschlusszeit zu drücken
- Unschärfe, weil sie trotzdem noch zu lang war
- zu viel Flächenlicht am Pool
- zu wenig Licht am Haus

Noch ein Tipp zum Schluss:

Schalte Deine Cam ab, wenn Du sie nicht brauchst -
in jedem Fall für ein paar Minuten vor einer Nachtaufnahme!
Durch den Dauerbetrieb steigt die Gefahr von Hotpixeln.


Aber is ja alles nich so schlimm! :icon_troest:

Wenn die ersten 100 Bilder nix werden -
einfach löschen und dann... auf ein Neues! MrGreen
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#4
Nächstes Thema sind die verschiedenen…

[Bild: 339.png]

Wenn Du von "Licht & Schatten" sprichst, sind mit den Schatten
meist die "dunklen" Aspekte einer Angelegenheit gemeint.

:!: .In der visuellen Darstellung dagegen gehören Schatten einfach dazu!

Lautet nicht die Regel Nr. 1 beim Scrappen: nie ohne Schatten?
Sind Schatten nicht auch in der Realität vorhanden?

Auch wenn der Begriff negativ besetzt ist:
[SIZE="4]->[/SIZE] Schatten geben einem Bild Tiefe & Raum,
[SIZE="4]->[/SIZE] heben einzelne Bildelemente hervor,
[SIZE="4]->[/SIZE] und unterstützen den Effekt des Lichteinfalls.

Je nach Uhrzeit kommt das Sonnenlicht aus verschiedenen Richtungen.
Schatten wirft es immer, keine Frage.

Interessant ist vielmehr, wie sich die jeweilige Richtung
und damit auch seine Intensität auf den Eindruck des Bildes auswirkt.


Hier haben wir vier verschiedene Lichtrichtungen,
die in etwa den möglichen Sonnenständen entsprechen,
mit einem kleinen Studioaufbau simuliert:

(1) ..frontal
(2) ..von oben
(3) ..seitlich

[SIZE="1](Zum Gegenlicht kommen wir noch...)[/SIZE]

0198
[Bild: 2765412696_971de4c407_o.jpg]


(1) Das Licht klatscht von vorne aufs Gesicht und beleuchtet es überall gleichmäßig.
......"Gleichmäßig" heißt aber auch, dass sich keine Hell-/Dunkel-Kontraste bilden können.

......Besonders Gesichter erhalten ihre Lebendigkeit durch abwechslungsreiche Konturen,
......durch die Zeichnung von Nase, Augenhöhlen, Wangenerhebungen usw.
......Fällt das Licht direkt von vorne auf das Gesicht, können keine Schatten entstehen
......und damit auch keine plastischen Konturen - es fehlt der Eindruck von "Tiefe".

......Bei Personen kommt noch ein anderer Effekt hinzu:
......wenn Du mit der Sonne genau im Rücken stehst, dann strahlt sie
......Deinem lebenden Motiv mitten ins Gesicht, und das gibt oft verkniffenen Augen.


(2) Schön, dass das Licht jetzt von oben Schatten wirft.
......Leider fallen sie über Gesicht und Körper und lassen kaum noch Details erkennen.
......Die Augen verschwinden tief in den Höhlen, weite Teile des Oberkörpers saufen ab.

......Gleichzeitig werden die nach oben weisenden und somit der Sonne zugewandten Bereiche
......zu intensiv ausgeleuchtet und bilden große Kontraste zu den dunkleren Partien.


(3) Ideal ist es daher, wenn die Sonne leicht seitlich versetzt steht, etwa auf "8 Uhr".
......Sie erreicht das ganze Gesicht und zeichnet sanfte Schatten an den Augen- und Nasenpartien.

......Die Unterschiede zwischen ausgeleuchteten und schattierten Gesichtspartien
......sind zwar geringer, ergeben aber in der Mischung ein detailreiches Bild
......und eine angenehm plastische Tiefenwirkung.

Arrow .Das hier wäre also die Position der Sonne auf "8 Uhr":

0199
[Bild: 2764576767_f91a1001e6_m.jpg]

Bevor Proteste kommen:

Auf der Grafik steht die Sonne zwar zwischen Dir und dem Motiv,
aber in Wirklichkeit bist Du (in Relation zur Sonnenentfernung)
so dicht am Motiv dran, selbst wenn es weit weg ist,
dass die Sonne auch für Dich auf der "8" steht ;-)

:!: .Seitliche Schatten durch schräge Bestrahlung
.....haben aber noch einen weiteren positiven Aspekt!


Du erinnerst Dich an den Weg, den unser Auge
beim Betrachten eines Bildes automatisch nimmt?
Im Kapitel 4 über die Bildhauptlinien hatten wir das schon mal:
immer von links nach rechts.

Lass' also Deinen Blick schweifen...
[SIZE="4]->[/SIZE] .zuerst über ein Gesicht aufgenommen zur Mittagszeit (A),
[SIZE="4]->[/SIZE] .und dann über ein Gesicht bei schräg stehender Sonne (B).

Dabei tun wir so, als würde Dein Auge auf seinem Weg
vier einzelne "Schnappschüsse" machen.

0200
[Bild: 2764584193_fd154d211f.jpg]

Arrow .Und - oh Wunder - bei senkrechter Sonne
.....sind alle 4 absolut identisch...!


Klar, denn egal an welcher Stelle des Bildes sich Dein Auge
gerade befindet: oben ist hell und unten ist Schatten.

Langweilig, oder? [Bild: b040.gif]

Jetzt wanderst Du zur Abwechslung mal morgens oder abends
über das Gesicht, und die Sonne kommt dabei von der Seite.

Arrow .Und plötzlich hast Du vier verschiedene Momentaufnahmen,
.....denn Du beginnst in hellen Bereichen und marschierst
.....Schritt für Schritt in die Schattenzonen rein.
Action pur - jeder Schnappschuss ein neuer Eindruck! [Bild: a030.gif]

Auch wenn sich dieser Effekt, wie so vieles in der Wahrnehmung,
nur im Unterbewusstsein abspielt - er wirkt!



Das waren also die Schatten auf einem Objekt,
die so genannten Eigenschatten.

Aber das Objekt wirft ja auch noch einen Schatten hinter sich,
der auf Wand oder Boden projiziert wird.

So etwas nennt man dann Schlagschatten,
und die schauen wir uns je nach Sonnenstand mal genauer an:

0201
[Bild: 2343628.jpg]

[SIZE="4]>[/SIZE]..[SIZE="3]Zur Mittagszeit...[/SIZE]

... knallt die Sonne fast senkrecht auf alles herab,
was da kreucht und fleucht, auch auf Dein Motiv.

Die Schatten treffen in unmittelbarer Nähe des Motivs gleichmäßig dunkel,
eng begrenzt und mit harten Rändern auf den Boden.
Die Tiefenwirkung ist gering.

[SIZE="4]>[/SIZE]..[SIZE="3]Morgens und abends...[/SIZE]

... steht sie relativ flach und scheint fast waagerecht.
Außerdem hat sie nicht mehr oder noch nicht die volle Kraft des Tages.

Der Schattenwurf zieht sich in fast endlos in die Länge
und wird mit zunehmendem Abstand vom Motiv immer transparenter.
Auch die Schattenränder laufen weich aus.

Die Schatten können sogar so lang werden, dass sie teilweise
auf andere Objekte treffen, an diesen "abknicken" und sie leicht abdunkeln.

[SIZE="4]>[/SIZE]..[SIZE="3]In den Vor- und Nachmittagsstunden...[/SIZE]

... hast Du eine schöne Mischung aus beiden Extremen.

Die Schatten zeichnen sich gut ab, sind aber nicht so hart.
Sie verlaufen lang genug aus für ein gewisses Raumgefühl,
berühren aber nicht unbedingt andere Objekte in der Nähe.

Arrow .Die Behauptung, dass mittags eine ungünstige Zeit
.....zum Fotografieren ist, stimmt also!

Aber nur zu 90%... :tease:
[SIZE="3]1.[/SIZE]. hast Du ja im Abschnitt "Tageszeit" gesehen,
.....dass Dir durchaus auch Motive vor die Linse kommen können,
.....zu denen das grelle und kalte Mittagslicht gut passt.

[SIZE="3]2.[/SIZE]. gibt es Situationen, in denen eine senkrechte Sonneneinstrahlung
.....die Einzige ist, die Dir überhaupt noch zur Verfügung steht.

Zum Beispiel beim "Einsatz in Manhattan":

0202
[Bild: 2765033581_d655681d4d.jpg]

[SIZE="4][SIZE="4]Links[/SIZE][/SIZE] scheint die Sonne flach über die Häuser hinweg.

Eigentlich der ideale Sonnenstand für schöne weiche Schatten!
Nur erreicht das direkte Licht in den Straßenschluchten nicht den Boden,
und es bleibt dort unten so trüb, dass Kojak noch nicht mal mehr
seinen eigenen Lolly sieht...

[SIZE="4]Rechts[/SIZE] steht die Sonne "ungünstig" auf High-Noon-Position.

Doch dafür kann sie selbst in tiefe Winkel abtauchen.
Kojak ist wieder glücklich, und Du hast auch zwischen den Hochhäusern
ausreichend Licht für helle, freundliche und farbenfrohe Bilder.

Räumliche Schatten kriegst Du so sicher nicht auf das Bild -
aber man kann schließlich nicht alles haben... :icon_troest:
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#5
Während sich die Beleuchtung von Personen und Objekten
sowie deren Schattenbildung eher in Bodennähe abspielt,
hat die Lichtrichtung ein paar Etagen weiter oben auch Einfluss auf den...

[Bild: 332.png]

Zum Beweis eine kleine Bildreportage mit dem Titel
"Irgendwo in Deutschland, morgens um 10...":

0212
[Bild: 2765057364_2ac4c2a39b.jpg]

Gleicher Tag, gleiche Zeit, gleicher Baum -
aber aus 3 unterschiedlichen Richtungen aufgenommen!

[SIZE="4]>[/SIZE] .Im Gegenlicht
.....bleibt vom schönen blauen Morgenhimmel nicht viel übrig.
.....Die hellen Bereiche sind ausgefressen,
.....das Blau sticht in ein giftiges Türkis hinüber.
.....Der viel zu dunklen Baumkrone sieht man
.....die mangelhafte Beleuchtung von hinten deutlich an.

[SIZE="4]>[/SIZE] .Bei seitlichem Lichteinfall
.....bleibt schon mehr vom Himmel erhalten,
.....und zwar sowohl an Farbe als auch Zeichnung.
.....Auch dem Blattwerk tut das gut: das Licht- und Schattenspiel
.....tritt besser hervor und schafft plastische Kontraste.

[SIZE="4]>[/SIZE] .Mit der Sonne im Rücken
.....hast Du nun endlich einen satten blauen Himmel!
.....Die Blätter dagegen werden (wie der Teddy weiter oben)
.....im direkten Licht von vorne "plattbeleuchtet":
.....sie scheinen freundlicher, verlieren aber an Raumwirkung.

Arrow Gegenlicht ist also der Tod für den Himmel!

Besonders bei einer Digicam, die damit überhaupt nicht zurecht kommen mag.

Arrow Seitlich oder frontal beschienen kommt der Himmel am besten.

Dann musst Du nur noch schauen,
welche Richtung für das Motiv selber die Günstigere ist. ;-)





Wo wir gerade so schön beim Thema sind:

[Bild: 433.png]

ist wohl die "Krönung" aller Lichtverhältnisse!

Ständig bekommt es – wie in Sachen Himmel - Prügel ab,
weil es das eigentliche Motiv ins Dunkel taucht,
den Himmel überstrahlt, die Farbsättigung verringert
und oft genug auch noch unerwünschte Reflexionen hervorruft.

All die Übel fein säuberlich in der Übersicht -
links das Original, rechts eine aufgehellte Version:


0204
[Bild: 2764491723_fb57c16e74.jpg]

Auf beiden Bildern die gleichen Mängel:

[SIZE="5]*[/SIZE] die hellen und dunklen Bereiche driften so weit auseinander,
....dass die Kamera sie nicht mehr gleichermaßen differenziert darstellen kann.

[SIZE="5]*[/SIZE] weil die einzelnen Farben mit Licht schier überschüttet werden,
....verlieren sie an Sättigung und Kontrast.

[SIZE="5]*[/SIZE] das Linsensystem ist überfordert und produziert mehrere Abbildungen
....seiner eigenen Blendenöffnung als bunte Refelexionen.

[SIZE="5]*[/SIZE] und dass bei diesem ganzen optischen Wirrwarr letztendlich
....auch die Schärfe auf der Strecke bleibt, ist das endgültige k.o.

So weit also der erfolglose Versuch, den Goldenen Mittelweg zu gehen:
irgendwo in die Mitte gezielt und abgedrückt,
und beides - hell und dunkel - ging in die Hose!


Unser Auge kann beide Extreme verarbeiten,
und mit einer Cam der Preislage "Herzinfarkt an der Kasse"
sowie viel Knowhow mag das ebenfalls ganz passabel gelingen.

Zur Not könnte man das linke, zu dunkle Bild sogar noch
als stimmungsvolle Genrefotografie durchgehen lassen.


Aber wenn schon Genre - dann richtig! :daumen:

Entscheide Dich, was Dir wirklich wichtig ist:

:?: das eigentliche Motiv
:?: oder das stimmungsvolle Gegenlicht


Im ersten Fall...
wirst Du mit einem hellen, vielleicht sogar weißen Himmel leben müssen!

Was soll's - die reiche 99jährige Erbtante vor der Akropolis abzulichten
ist einfach zu wichtig, als dass man sich auch noch um den Himmel kümmern könnte -
man muss schließlich auch an seine Zukunft denken... [Bild: a050.gif]

Im zweiten Fall...
fragst Du Dich, wo die Stimmung in einem Bild herkommt - vom Licht!

Also konzentrierst Du Dich darauf,
vorrangig das Licht und seine Umgebung darzustellen:

[SIZE="4]-[/SIZE] .fokussieren dort, wo's scharf werden soll
[SIZE="4]-[/SIZE] .dann Autofokus "off" (oder von vornherein manuell scharfstellen)
[SIZE="4]-[/SIZE] .jetzt Belichtungsmessung in die Sonne oder knapp daneben
[SIZE="4]-[/SIZE] .halb gedrückt auf den endgültigen Bildausschnitt schwenken und...

... Feuer frei! *klick* MrGreen

0205
[Bild: 2343675.jpg]

Im Gegenzug nimmst Du es in Kauf, dass die Objekte,
die auf einem "normalen" Foto das Hauptmotiv stellen würden,
extrem abgedunkelt werden.

Aber sowieso und überhaupt:
was heißt denn hier "in Kauf nehmen"...!


Arrow .Erst dadurch, dass sie zur reinen Silhouette werden,
.....lenken die Gebäude nicht mehr von der Stimmung ab
.....und lassen sie so richtig zur Geltung kommen!

Die Refexionen sind leider immer noch da.
Entweder tauschst Du Dein Auto gegen ein ebenso teures Objektiv
oder Du freundest Dich mit ihnen an.

Andere Leute schrauben sich für diesen Effekt
extra Filter auf die Röhre... Rolleyes


Noch ein Beispiel - hier wird die Sonne regelrecht zur Explosion gebracht:

0206
[Bild: 2343691.jpg]


Und mit ein bisschen Glück sowie dem Prinzip "Immer fleißig Augen auf!"
kannst Du sogar einen Blick in Gottes Auge erhaschen...


0207
[Bild: 2343711.jpg]


:!: .Für solche dunklen Silhouetten brauchst Du natürlich
.....entsprechend massive und lichtundurchlässige Objekte.


Die Pflanzenwelt lässt da kaum mit sich spielen.
Wälder, Blumen, Blätter usw. lassen immer ein wenig Licht
zwischen sich oder auch mittendurch - wie schon in Bild Nr. 0204.
Dort wollen die rosa Blüten selbst in der dunklen Originalvariante
einfach nicht zur schwarzen, undurchsichtigen Silhouette werden...

Mach' Dir diesen Effekt zunutze und lass' es glühen!

0208
[Bild: 2343692.jpg]

Der Preis für Gegenlichtaufnahmen von Pflanzen
sind leider oftmals heftige chromatische Aberrationen.
Siehe oben [SIZE="4]^[/SIZE]

Da wäre es wahrscheinlich sinnvoller gewesen,
nicht so viel von der Sonne in den Bildausschnitt einzubeziehen :oops:

Arrow .Diesen "Durchscheineffekt" kannst Du auch
.....sehr schön bei Personen anwenden.


Ich habe dazu nochmal den Teddy bemüht
und direkt hinter ihm ein Loch in die rote Hohlkehle geschnitten.
Durch dieses Loch wird er nun von einer Taschenlampe angestrahlt,
die hinter seinem Kopf verborgen bleibt.

Der weiße Schein kommt übrigens von einem seitlichen Akzentstrahler.
Von vorne habe ich nicht beleuchtet, damit der Effekt deutlicher wird.

0210
[Bild: 2761456347_4ac1c11bf3_m.jpg]

Weil die "Sonne" durch die "Person" verdeckt wird
und Du als Fotograf im Schatten stehst,
kann sie Dir nicht direkt in die Linse scheinen -
Fehlbelichtungen und Verwirrungen der Kamera bleiben aus.


Arrow .Der Lichtschein durchdringt lediglich die Haare am Kopfrand
.....und bildet so einen halbtransparenten Heiligenschein.

Dieser Lichtdurchsatz wird bei Portraits
gerne mit einem Diffusor oder Weichzeichner kombiniert,
um dem Foto einen zart-romantischen Touch zu verleihen.
Mit luftigen Frisuren bis hin zum Afrolook [Bild: a010.gif] klappt sowas wunderbar -
bei Schnittlauchlocken und polierter Platte eher nicht...
Zitieren
#6
Selbst wenn die direkte Sonne auf dem Bild nicht zu sehen ist,
ihr Schein sorgt zumindest für interessante...

[Bild: 393.png]

Auch so eine grenzwertige Angelegenheit,
für die es keine richtige Gebrauchsanweisung gibt... [Bild: c090.gif]

Gucks Du:

0209
[Bild: 2759816675_68aa0c7d4e.jpg]

Hier hast Du alles versammelt...

[SIZE="4]->[/SIZE].. Lichtspiegelungen in Glas
[SIZE="4]->[/SIZE].. das Sonnenband, wie es sich im Wasser bricht
[SIZE="4]->[/SIZE].. punktuelle Akzente auf gewölbtem Autoblech
[SIZE="4]->[/SIZE].. und ein hart reflektierter Strahl von einem Alurohr

:!:. Je ebener die Spiegelfläche, desto stärker der Spiegelungseffekt.

Dann gehst Du vor wie beim direkten Gegenlicht
und erzielst auch eine ähnliche Wirkung.
Du misst mitten in die Spiegelung oder an ihren Rand
und bekommst extrem helles Licht
sowie ein kontrastreich abgedunkeltes Restbild.

.Der Einfallwinkel entspricht immer dem Ausfallwinkel ("Billardeffekt")!

0217
[Bild: 2764465059_8a7cf5bf16.jpg]

Du wirst Dich also auch mal ein paar Meter bewegen müssen,
damit Dir das gespiegelte Licht wirklich gut ins Objektiv scheint.


Bei stark gewölbten und daher sehr kleinen Spiegelflächen
verzerrt sich der reflektierte Sonnenstrahl wie bei dem Rohr auf dem Dach,
oder er schrumpft, z.B. auf dem gelben Auto, deutlich zusammen
und wird u.U. sogar zu einem einzelnen Lichtpunkt.

Dann kannst Du Dich ganz auf das eigentliche Motiv konzentrieren,
weil der Lichtpunkt zu schwach für Fehlbelichtungen ist.

Für Sonnenreflexionen gilt natürlich
das Gleiche wie für alle Glasspiegelungen:


:?: .je heller draußen und je dunkler drinnen -

:!: .desto größer die Spiegelung!

Genau das Gegenteil wird passieren,
wenn Du Dich um Mitternacht (draußen dunkel)
im erleuchteten Schlafzimmer (drinnen hell) verlustierst:

keine Spiegelung + voller Durchblick = großes Kino für die Nachbarschaft...!

Da hilft dann nur noch eins:

[Bild: n010.gif]

[SIZE="4]Viel Spaß![/SIZE] MrGreen

_____________________________________________________________________

Für alle Neu- und Quereinsteiger:
Link zum Vorwort und Inhaltsverzeichnis




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[/SIZE]
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#7
Arrow. Hier in diesem Thread bitte nur Fragen, Kommentare, Anregungen,
... Kritik usw. posten, die sich direkt auf dieses Kapitel beziehen!

Arrow. Wenn Ihr etwas Allgemeines zu dem gesamten Machwerk
...."Bildaufbau und -gestaltung" loswerden möchtet, dann steht Euch
....im Thread "Vorwort" aller Platz der Welt zur Verfügung.

....Durch diese Trennung von allgemein und sachbezogen helft Ihr,
....den gesamten Beitrag für alle Leser übersichtlich zu halten.

Arrow .Hier im Thread seid Ihr natürlich herzlich eingeladen,
....Eure eigenen Umsetzungen des jeweiligen Themas zu posten,
....entsprechende Fotos und Bearbeitungen zu zeigen
....und über das Thema dieses Kapitels zu debattieren, wenn Euch danach ist!

Gruß,
Hans
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#8
Ein kleiner Nachschlag...

...um das Zusammenspiel von Lichtrichtung,
Eigenschatten und Himmel zu verdeutlichen.

Mir kam dieser Tage in Karlsruhe ein Hochhaus in die Quere,
und das wollte unbedingt fotografiert werden!

Der Himmel war schön satt blau, kaum ein Wölkchen zu sehen,
also angepeilt und abgedrückt, da wo ich gerade stand.
Und das war leider im schräg seitlichen Gegenlicht:

0224
[Bild: 2803679540_064bd3ce2f.jpg]

[SIZE="4]Bild 1[/SIZE]

So würde man das auf die Schnelle machen:

- Messung auf das Haus als Motiv
- das Haus liegt jedoch im Eigenschatten und ist zu dunkel
- die Cam hellt es auf und überbelichtet dadurch den Himmel


[SIZE="4]Bild 2[/SIZE]

Da hat einer versucht zu denken:

- manuell aufs Haus fokussiert
- dann Messung in den Himmel, damit der satt bleibt
- klappt auch, aber dafür taucht das Haus ins Dunkel ab


[SIZE="4]Bild 3[/SIZE]

Und jetzt wird's richtig:

- ums Haus rumgegangen
- Sonne im Rücken und Haus voll im Licht
- satter blauer Himmel und schöne Kontraste


Hier konnte ich problemlos den Standort wechseln.

Wenn Dir das motivbedingt mal nicht möglich ist,
hast Du - neben der PI-Bearbeitung - nur die Wahl,
entweder zu einer anderen Zeit mit günstigerem Licht wiederzukommen
oder Dich für den Himmel oder das Motiv zu entscheiden.

Gruß,
Hans
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#9
Lieber Hans,
da hast du ja eine gewaltige Arbeit geleistet, vielen herzlichen Dank.
Noch habe ich es erst überlesen, näher muss ich mich damit befassen, wenn ich das letzte Kapitel ganz durch habe.

Aber meinen Dank für die grosse Arbeit und die wirklich guten Erklärungen wollte ich gleich abstatten.
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#10
Dank Dir, Claire Bussi

Wie es schon im Titel heißt, ist das Licht wirklich das A und O der Fotografie,
und so ist dieses Thema ein bisschen über die Ufer geschwappt.

Ich war am Ende selber überrascht, dabei habe ich versucht,
mich auf das Wesentliche zu beschränken... :oops:

Die nächsten Kapitel werden wieder etwas übersichtlicher.
Also nur mit der Ruhe, man kann ja
auch später immer mal wieder nachlesen.

Gruß,
Hans
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