24.05.2011, 18:25
Hallo Lia,
ein sehr interessantes Statement, auch wenn wir ein wenig (...) OT geraten ;-)
Aber ich denke, der Cheffe wird es uns verzeihen, zumal wir uns hier in keinem
ausgesprochenen Fachthread bewegen und unser Sujet schon im Artikel zur Sprache kam.
Besonders Deinen letzten drei Sätzen/Absätzen kann ich nur zustimmen!
Meine Familie kam ursprünglich aus dem Sudetenland, grob gesagt südlich von Sachsen.
Krieg, Vertreibung, Verlust von Hof, Besitz und vielen Menschenleben,
das ist Geschichte, und die dürfte wohl jeder aus der Schule kennen.
Spannend wurde es vor vielen Jahren, aber bereits nach dem Fall des Eisernen Vorhangs,
als ich in die damalige Tschechoslowakei fuhr, um die Heimat meines Vaters zu suchen.
Was ich fand, war so schrecklich, dass ich froh war, dass er das nicht mehr erleben musste:
- unsere ehemaligen Besitze niedergebrannt, verfallen oder zu Grunde gewirtschaftet
- die Gräber alter deutscher Familien geschändet, die Kirchen verwüstet
- die steinernen Inschriften alter Gebäude (Amtshaus, Bürgerschule, Polytechnikum usw.)
. offensichtlich mit Hammer und Meisel abgeklopft
Bevor nun jeder das wohl Naheliegende denkt:
nein - das waren NICHT die Tschechen!
Leute, die ich ansprach, weil ich sie im Dorfladen oder im Café deutsch sprechen hörte,
wandten sich wortlos von mir ab, töteten mich mich Blicken und spuckten vor mir aus!
Tschechen, junge wie alte, waren es, die mir weiterhalfen, dies und jenes zeigten
und freundlich auf alle meine neugierigen Fragen antworteten...
Oder: nach Beendigung der Schule hatte ich einen Ferienjob
am Karlsruher Standort eines bekannten Konzerns.
Täglich wurden in Bussen auch Hunderte von Beschäftigten
aus dem Elsaß auf der anderen Rheinseite angekarrt, Pendler eben.
Komisch - während ich die franz. Elsässer als kauzig, lustig und kumpelhaft in Erinnerung habe,
sonderten sich ihre deutschwurzeligen Landsleute herablassend von uns ab,
ganz so, als hätten sie es nicht nötig, noch nicht mal sich selbst.
Fahr' zum Daimler nach Rastatt oder Wörth,
zu Siemens, Michelin oder Bosch nach Karlsruhe -
es ist heute noch so!
Und noch heute hört man im Elsaß oftmals "Ah, les Boches...",
wenn am Wochenende die Autos mit dem D-Schild zum Shoppen kommen.
Wie soll man das große Europa begreifen und gestalten können,
wenn man sich der kleinen Nachbarschaft ratlos gegenüber sieht,
weil der 'französische Ausländer' netter ist als der 'muttersprachliche Landsmann'?
Aber was meckern wir - andernorts denkt und spricht man
noch ganz anders von unseren lieben Nachbarn
und ist z.B. in England heilfroh um das viele Wasser dazwischen:
Ken Bruce von BBC Radio2 sagte vor einigen Wochen
in einem Kommentar zum Thema Europapolitik:
"Das Selbstverständnis der Franzosen baut auf das völlig verklärte Bild,
das sie von sich, ihrem Land und ihrer Rolle in der Welt haben."
"Heureka!" kann ich da nur sagen...
Gruß,
Hans
ein sehr interessantes Statement, auch wenn wir ein wenig (...) OT geraten ;-)
Aber ich denke, der Cheffe wird es uns verzeihen, zumal wir uns hier in keinem
ausgesprochenen Fachthread bewegen und unser Sujet schon im Artikel zur Sprache kam.
Besonders Deinen letzten drei Sätzen/Absätzen kann ich nur zustimmen!
Meine Familie kam ursprünglich aus dem Sudetenland, grob gesagt südlich von Sachsen.
Krieg, Vertreibung, Verlust von Hof, Besitz und vielen Menschenleben,
das ist Geschichte, und die dürfte wohl jeder aus der Schule kennen.
Spannend wurde es vor vielen Jahren, aber bereits nach dem Fall des Eisernen Vorhangs,
als ich in die damalige Tschechoslowakei fuhr, um die Heimat meines Vaters zu suchen.
Was ich fand, war so schrecklich, dass ich froh war, dass er das nicht mehr erleben musste:
- unsere ehemaligen Besitze niedergebrannt, verfallen oder zu Grunde gewirtschaftet
- die Gräber alter deutscher Familien geschändet, die Kirchen verwüstet
- die steinernen Inschriften alter Gebäude (Amtshaus, Bürgerschule, Polytechnikum usw.)
. offensichtlich mit Hammer und Meisel abgeklopft
Bevor nun jeder das wohl Naheliegende denkt:
nein - das waren NICHT die Tschechen!
Leute, die ich ansprach, weil ich sie im Dorfladen oder im Café deutsch sprechen hörte,
wandten sich wortlos von mir ab, töteten mich mich Blicken und spuckten vor mir aus!
Tschechen, junge wie alte, waren es, die mir weiterhalfen, dies und jenes zeigten
und freundlich auf alle meine neugierigen Fragen antworteten...
Oder: nach Beendigung der Schule hatte ich einen Ferienjob
am Karlsruher Standort eines bekannten Konzerns.
Täglich wurden in Bussen auch Hunderte von Beschäftigten
aus dem Elsaß auf der anderen Rheinseite angekarrt, Pendler eben.
Komisch - während ich die franz. Elsässer als kauzig, lustig und kumpelhaft in Erinnerung habe,
sonderten sich ihre deutschwurzeligen Landsleute herablassend von uns ab,
ganz so, als hätten sie es nicht nötig, noch nicht mal sich selbst.
Fahr' zum Daimler nach Rastatt oder Wörth,
zu Siemens, Michelin oder Bosch nach Karlsruhe -
es ist heute noch so!
Und noch heute hört man im Elsaß oftmals "Ah, les Boches...",
wenn am Wochenende die Autos mit dem D-Schild zum Shoppen kommen.
Wie soll man das große Europa begreifen und gestalten können,
wenn man sich der kleinen Nachbarschaft ratlos gegenüber sieht,
weil der 'französische Ausländer' netter ist als der 'muttersprachliche Landsmann'?
Aber was meckern wir - andernorts denkt und spricht man
noch ganz anders von unseren lieben Nachbarn
und ist z.B. in England heilfroh um das viele Wasser dazwischen:
Ken Bruce von BBC Radio2 sagte vor einigen Wochen
in einem Kommentar zum Thema Europapolitik:
"Das Selbstverständnis der Franzosen baut auf das völlig verklärte Bild,
das sie von sich, ihrem Land und ihrer Rolle in der Welt haben."
"Heureka!" kann ich da nur sagen...
Gruß,
Hans