Bildaufbau und -gestaltung, 13. Bewegung im Bild
#1
[SIZE="6]13. Bewegung im Bild[/SIZE]

[SIZE="4]... und ab geht die Post![/SIZE]



Damit sie das tut, bietet uns PI z.B. die Bewegungsunschärfe an.
Freddy Flott demonstriert es hier live:

0333
[Bild: 3103741787_258727ebec.jpg?v=0]

Durch die Verwischungen im rechten Bild
entsteht der Eindruck einer schnellen Bewegung.

:!: .Mit der Kamera (und darum geht es uns hier)
.....kannst Du einen solchen Effekt nicht erzielen!

Dazu und zu weiteren Aspekten der Bewegungsunschärfe später mehr...

[Bild: haken-0015.gif] Fürs Erste zeichnet sich schon mal ab:
....wenn in einem Bild Bewegung dargestellt wird,
....dann kann das - neben anderen Möglichkeiten -
....auch mit Schärfe und Unschärfe zu tun haben.




Arrow .[SIZE="4]Beginnen wir also mit dem Verwischen.[/SIZE]

Üblicherweise befindet sich ein Motiv vor irgend einem Hintergrund.
In der Kombination von scharf und unscharf ergeben sich somit [SIZE="4]4[/SIZE] Varianten:

[SIZE="4]1.[/SIZE] Motiv scharf - Hintergrund scharf
[SIZE="4]2.[/SIZE] Motiv unscharf - Hintergrund unscharf
[SIZE="4]3.[/SIZE] Motiv unscharf - Hintergrund scharf
[SIZE="4]4.[/SIZE] Motiv scharf - Hintergrund unscharf

Schauen wir uns im Einzelnen an, was diese Kombinationen taugen...

1. Motiv und Hintergrund sind beide scharf:

0332
[Bild: 3104716364_d2e192ce7b.jpg]

Von Bewegung keine Spur!

Klar weißt Du, dass diese Autos fahren,
die Schnellstraße ist schließlich nicht zum Parken da.
Auf dem Foto kommt jedoch nichts davon rüber.


2. Motiv und Hintergrund sind beide unscharf:

0334
[Bild: 3104716468_cbfe4baae6.jpg]

Was erst zu wenig, ist jetzt zu viel.

Nicht nur, dass hier gar kein richtiges Motiv mehr zu erkennen ist.
Vor lauter Wischbewegung geht auch die eindeutige Richtung verloren,
und es wäre doch schön, wenn man sehen könnte, WAS sich WOHIN bewegt.


3. Das unscharfe Motiv saust über einen scharfen Hintergrund:

0335
[Bild: 3183510739_0be70ec280.jpg]

Das schaut schon ganz ordentlich aus!

Die Betonung liegt auf dem scharfen Teil des Bildes,
gezeigt wird in erster Linie die Szene mit Landschaft, Schild und Blitzer.
Das Auto rast durchs Bild und stellt Bewegung dar,
ist aber für die Bildaussage eher nebensächlich.


4. Das scharfe Auto saust über einen unscharfen Hintergrund:

0336
[Bild: 3104716662_39b91d958d.jpg]

Hier haben wir die Königsklasse - das Mitziehen, auch "Panning" genannt!

Die Aufmerksamkeit gehört ganz dem scharf abgebildeten Auto als Hauptmotiv,
der Bewegungseindruck entsteht durch den vorüberziehenden, unwichtigen Hintergrund.

[Bild: haken-0015.gif]. Fazit: die Bewegung eines Objekts lässt sich darstellen,
.....indem man entweder das Objekt oder den Hintergrund verwischt.




So weit, so gut - mit dem unscharfen Auto vor scharfem Hintergrund kein Problem.
Du stellst die Kamera auf, eventuell mit Stativ, und wartest einfach ab.
Im richtigen Moment abgedrückt hast Du das vorbeifahrende Auto im Bild.

Panning, das Mitziehen der Kamera mit dem sich bewegenden Motiv,
ist jedoch viel eleganter und bringt die beeindruckenderen Ergebnisse.


Die Umsetzung ist allerdings nicht ganz ohne... :?

Panningbilder gehören mit zum Schwierigsten in der Fotografie,
selbst Berufsfotografen rechnen mit bis zu 90% Tonnenquote.
Wenn Radrennfahrer bergab sausen oder Rallye-Piloten durch die Kurve driften,
dann soll gefälligst der Sportler scharf sein, nicht der Hintergrund!
Leider sind solche Momente nicht beliebig wiederholbar...

:?: .Was passiert eigentlich beim Panning?

Einfaches Beispiel: Du willst die Cam auf ein Auto mitziehen.
Das Auto kommt aus einer gewissen Entfernung, fährt an Dir vorbei
und verschwindet danach wieder in der Ferne.

Mit der Kamera begleitest Du das Auto ein Stück auf seinem Weg:
- in der Distanz, wenn es sich annähert,
- relativ nah, wenn es Dich passiert,
- wieder weiter weg, wenn es davonfährt.

0337
[Bild: 3104824650_5c35152891.jpg]

An jedem einzelnen Punkt dieses Weges ist die Entfernung
zwischen Deiner Cam und dem Auto eine Andere.

Arrow .Zum perfekten Scharfstellen müsste die Kamera folglich
.....während des Belichtungsvorgangs die Brennweite ständig ändern.


Das kann sie natürlich nicht... [Bild: e045.gif]

Der Idealfall wäre also, wenn das Auto auf einer Kreisbahn um Dich herum fährt,
denn da bleibt sein Abstand zur Kamera immer derselbe:

0338
[Bild: 3103993235_f2474788b0.jpg]

Den Gefallen wird es Dir kaum tun - und selbst wenn, hättest Du ein weiteres Problem:
Du kannst den Kameraschwenk nicht über eine längere Strecke
exakt der Bewegung des Autos folgen lassen.

Mal wirst Du schneller, mal langsamer, und auch das leichte Auf und Ab
bei Deiner Drehung führt zu Verwacklungen und Unschärfe beim Motiv.

Idea .Also muss der Schwenk so klein wie möglich gehalten werden.

Dadurch bleibt die Entfernung des Motivs nahezu gleich,
und die Verwacklungsgefahr sinkt ebenfalls.

Gleiche Ursache, nächstes Problem:
wie bekommt man so ein Foto hin?


0339
[Bild: 3107336832_0803eed755.jpg]

Antwort: allein mit der Kamera überhaupt nicht! :tease:
:?: .Warum?

Beim Panning bleibt der Verschluss relativ lange Zeit offen,
und in dieser Zeit wird fast schon ein kleiner Film gedreht.
Wenn Du sauber mitziehst, bleibt das Objekt dabei immer
an der gleichen Stelle im Bild, die Umgebung wird schön verwischt.

Aber das Objekt, in obigen Beispiel die Straßenbahn, kommt auf Dich zu,
und jeder weiß: Entferntes ist klein, Nahes ist groß!


Während der Belichtung wächst die Straßenbahn immer weiter,
und was dann auf dem Foto abgebildet wird, siehst Du hier:

0340
[Bild: 3104485973_48d0011a54.jpg?v=0]

Fünf Einzelbilder des sich nähernden Polizeiautos zeigen fünf Momentaufnahmen.
Über dieselbe Wegstrecke mitgezogen, pumpt sich der Wagen auf wie ein Luftballon...

Idea .Zweite Erkenntnis: beim Panning muss sich das Objekt
.....im möglichst rechten Winkel zur Fotografierrichtung bewegen,
.....damit es während der Belichtung gleich groß bleibt!


Aus dem gleichen Grund können gepannte Objekte auch nicht
in ihrer kompletten Länge scharf werden, wenn sie schräg auf Dich zukommen.

Nehmen wir an, Du willst einen Zug pannen.
Lok und Waggons sind gleich lang, sagen wir 20 Meter.
Du beginnst mit der Belichtung, sobald die Lok an Punkt 1 ist,
und ziehst mit, bis sie Punkt 5 erreicht hat.

0341
[Bild: 3107407752_4d4d8f0c02.jpg]

Alle gelben Abschnitte, welche die Lok und nach ihr jeder Waggon passiert,
sind logischerweise gleich lang und entsprechen einer Wagenlänge: 20 m.

Aber die Strecken A bis D, um die Du die Kamera schwenken musst,
um die einzelnen Abschnitte abzubilden, werden immer größer...

:!: .Das kann nicht zusammenpassen!

Folglich wird immer ein Teil des Zuges ebenfalls verwischt,
je nachdem, ob Du die Mitziehbewegung auf den Zuganfang oder sein Ende ausrichtest.

Idea .Dritte Weisheit: die Kamera kann nicht gleichzeitig
.....zwei verschiedene Geschwindigkeiten scharf abbilden!


Idea .Und die vierte gleich hinterher: das Gegenteil geht ebenso wenig.

Nämlich ein Objekt, das sich in Querrichtung vorbeibewegt,
an einer Stelle scharf und an anderer Stelle unscharf zu foten.

Deshalb kann auch das Sausebild von Freddy Flott
nur einer nachträglichen Trickserei am PC
oder der geschickten Feder eines Comiczeichners entspringen... MrGreen

0342
[Bild: 3107503170_8c66a5db29.jpg]

Mitziehen ist nichts anderes als eine Langzeitaufnahme des Objekts,
bei der das Objekt immer an der selben Stelle im Sucher bleibt -
wo soll denn da die Unschärfe durch Verwischen herkommen...?

.
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Bildaufbau und -gestaltung, 13. Bewegung im Bild - von hsk - 10.01.2009, 08:39
Bildaufbau und -gestaltung, 13. Bewegung im Bild - von Osiris - 10.01.2009, 12:12
Bildaufbau und -gestaltung, 13. Bewegung im Bild - von Osiris - 10.01.2009, 18:06
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Bildaufbau und -gestaltung, 13. Bewegung im Bild - von Osiris - 11.01.2009, 11:16
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